Häusliche Pflege muss entlohnt werden
86 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt. Viele Angehörige reduzieren dafür ihre Arbeit und ihr Einkommen. Der VdK fordert einen Pflegelohn – das DIW Berlin hat die Lage in Pflegehaushalten untersucht.

Pflege kostet Zeit, Kraft – und Einkommen
Nach Externer Link:Angaben des Statistischen Bundesamts werden lediglich 14 Prozent der Pflegebedürftigen stationär in Einrichtungen versorgt. Der weitaus größere Teil der rund 5,7 Millionen Pflegebedürftigen wird in Deutschland in den eigenen vier Wänden gepflegt.
Diese Arbeit kostet viel Zeit und Kraft. Viele pflegende Angehörige reduzieren ihre Erwerbstätigkeit, um die Pflege leisten zu können. Sie nehmen dafür wirtschaftliche Nachteile in Kauf. Das DIW Berlin hat Externer Link:in einer aktuellen Studie unter anderem bestätigt, dass Pflegehaushalten weniger Einkommen zur Verfügung steht als einem durchschnittlichen Haushalt.
VdK-Pflegestudie zeigt Armutsrisiko bei pflegenden Angehörigen
Auch die Externer Link:Nächstenpflege-Studie des VdK aus dem Jahr 2023 konnte ein um vier Prozent größeres Armutsrisiko bei pflegenden Angehörigen als in der Gesamtbevölkerung nachweisen. Überdurchschnittlich stark von Armut betroffen sind der VdK-Studie zufolge pflegende Frauen und Pflegepersonen unter 64 Jahren.
Der VdK kommt vor diesem Hintergrund zu dem Schluss, dass häusliche Pflege endlich entlohnt werden muss, und fordert die Einführung eines einkommensunabhängigen Pflegelohns. Dessen Höhe sollte sich am Pflegegrad bemessen.
Als Zwischenschritt würde der VdK aber auch eine einkommensabhängige Lohnersatzleistung begrüßen. Ein Nachteil wäre bei dieser Leistung, dass kein angemessener sozialer Ausgleich berücksichtigt wird. Er würde aber grundsätzlich eine finanzielle Verbesserung für pflegende Angehörige darstellen.
Zahl der Pflegebedürftigen soll um 50 Prozent steigen
Eine Entlohnung von pflegenden Angehörigen wird für die Zukunft immer drängender. Denn ihre Zahl wird angesichts der ausufernden Kosten für einen Pflegeheimplatz und dem Fachkräftemangel in der Pflege weiter steigen. Fachleute gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 die Zahl der Pflegebedürftigen auf knapp neun Millionen steigt – das sind 50 Prozent mehr Menschen als heute.
In seiner Externer Link:aktuellen Studie hat das DIW festgestellt, dass weniger als die Hälfte (47 Prozent) der Haushalte mit einer pflegebedürftigen Person Einkommen aus Erwerbstätigkeit bezieht. Bei den Haushalten, die außerhalb der eigenen vier Wände Pflege leisten, sind es mit 82 Prozent deutlich mehr. Das ist ein Grund, warum laut DIW-Studie Haushalte mit pflegebedürftigen Personen über ein unterdurchschnittliches Einkommen verfügen.
Zwei Drittel der Pflege außerhalb des eigenen Haushalts
Darüber hinaus zeigt die Untersuchung, wie vielfältig Konstellationen in der häuslichen Pflege sind. So finden knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Pflege außerhalb des eigenen Haushalts statt. In 36 Prozent leben die pflegebedürftige und die pflegende Person in einem Haushalt. Die Mehrheit der häuslich Gepflegten hat einen Externer Link:Pflegegrad. Aber rund eine Million Menschen gibt an, Menschen pflegerisch zu unterstützen, die keine Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten. Das zeigt, dass in vielen Fällen für An- und Zugehörige Verantwortung übernommen wird, ohne dass die Personen einen Pflegegrad haben und Leistungen aus der sozialen Pflegeversicherung beziehen.
Wenn die Pflegeperson und der oder die Pflegebedürftige zusammen in einem Haushalt leben, dominiert laut DIW mit 55 Prozent die Pflege von Partnerinnen oder Partnern. Am zweithäufigsten werden im gemeinsamen Haushalt Externer Link:Kinder beziehungsweise erwachsene Kinder (18 Prozent) und danach im Haushalt lebende Eltern (zehn Prozent) gepflegt.




