Kategorie Aktuelle Meldung Gesundheit Gesundheitssystem

Erstmal in die Hausarztpraxis

Von: Bettina Schubarth

Der VdK plädiert für das Primärarztsystem in der ambulanten Behandlung. Das heißt, dass der erste Weg immer in die Hausarztpraxis führen soll. Klare Behandlungsabfolgen schaffen so mehr Patientensicherheit und bessere Informationsflüsse.

Ein Wegweiser mit zwei Schildern. Der eine zeigt nach rechts mit der Aufschrift "Facharztklinik", der andere nach links mit der Aufschrift "Hausarztpraxis"
© IMAGO / Steinach

Auf einen Blick

  1. Zu viele Patienten umgehen Hausärzte

    Obwohl 70 bis 80 % aller Beschwerden gut hausärztlich behandelt werden können, gehen viele Patientinnen und Patienten direkt zu Fachärzten, was Wartezeiten verlängert und Notfallpraxen überlastet.

  2. Primärarztsystem soll gestärkt werden

    Die Bundesregierung will das Hausarztsystem fördern; während die KBV es ab 50 Jahren verpflichtend machen möchte, fordert der VdK eine stufenweise Einführung für alle Altersgruppen zur besseren Versorgung und Kostensenkung.

  3. Hausarztberuf attraktiver machen

    Um den Hausärztemangel zu bekämpfen, sollten aus Sicht des VdK Vergütungen steigen und können Programme wie ein Landarztmodell helfen, mehr junge Menschen für die Allgemeinmedizin zu gewinnen.

Selbstdiagnose: Oft führt der Weg direkt zum Facharzt

Laut Deutscher Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin können 70 bis 80 Prozent aller Beschwerdebilder hausärztlich sehr gut behandelt werden. Doch anstatt erst einmal eine medizinische Untersuchung in einer allgemeinärztlichen Praxis vornehmen zu lassen, entscheiden sich viele Patientinnen und Patienten nur aufgrund ihrer Selbsteinschätzung dafür, eine Facharztpraxis aufzusuchen. Termine in solchen Praxen sind oft nur mit langer Wartezeit zu bekommen. Bei anhaltenden Beschwerden suchen viele deshalb eine Notfallpraxis auf.  

Dieses Problem sieht auch die Bundesregierung. Der Koalitionsvertrag spricht von der Förderung des Primärarztsystems. Ein verpflichtendes Hausarztmodell möchte Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), auf Versicherte ab 50 Jahren beschränken, weil dann mit mehr chronischen und Mehrfacherkrankungen zu rechnen sei.

VdK: Gute Primärversorgung kann Kosten senken

VdK-Präsidentin Verena Bentele plädiert hingegen für eine allmähliche Umstellung für alle Altersgruppen. Sie sieht mehrere Vorteile: „Eine gute Primärversorgung kann die Kosten in der Sekundärversorgung deutlich senken.“ Dies funktioniere jedoch nur, wenn sich alle beteiligen. „Länder, die schon mit einem solchen System arbeiten, wie Spanien oder die Niederlande, sichern ein höheres Gesundheitsniveau der Bevölkerung. Zudem lassen sich die momentan hohen Informationsverluste zwischen den Arztgruppen durch ein Hausarztsystem senken.“ Ein solches System sei also für alle Menschen wünschenswert.

Wer lange auf selbst vereinbarte Facharzttermine warten muss, geht bei wirklich ernsthaften Erkrankungen ein großes Risiko ein. „Wenn eine Hausärztin oder ein Hausarzt dringenden Weiterbehandlungsbedarf erkennt, wird es auch schneller mit einem Termin in der Facharztpraxis klappen“, hofft Bentele. Das Argument, das Primärarztsystem würde die freie Arztwahl gefährden, gilt aus ihrer Sicht nicht, denn in der Wahl sowohl der Haus- als auch der Facharztpraxis wäre die Person ja weiterhin frei. Lediglich die Facharztrichtung wäre verbindlich.

Neue Aufgaben und Verantwortlichkeiten für Hausärzte

Jedoch müsste ein solches System aus Sicht des VdK mit einer Anhebung der Hausarztvergütung verknüpft sein. Bentele: „Wenn wir Hausärztinnen und Hausärzten im Gesundheitssystem mehr Verantwortung geben, muss das auch honoriert werden.“

Vielerorts machen gerade Hausarztpraxen dicht. Ein neues Aufgabenverständnis könnte es für Medizinstudierende finanziell wie fachlich attraktiver machen, später hausärztlich zu arbeiten. Der VdK spricht sich zudem für ein Landarztprogramm aus: Wer sich verpflichtet, nach dem Studium hausärztlich auf dem Land zu arbeiten, dürfte dann auch mit schlechterer Abiturnote Medizin studieren.

Lesen Sie auch

News-Karussell
Kategorie Gesundheitssystem

Hausärzte künftig ohne Kostendeckel

Mit der Abschaffung der Budgetierung will die Regierung die hausärztliche Versorgung stärken. Damit kommt sie einer VdK-Forderung nach. Die Entbudgetierung könnte aber auch Investoren auf den Plan rufen, die Profite vor Gesundheit stellen.

Eine Holztür zu einer Arztpraxis, daran hängt ein handgeschriebenes Schild mit der Aufschrift "Praxis geöffnet, bitte links unten klingeln. Danke."
Kategorie Aktuelle Meldung Gesundheit Gesundheitssystem

Hausarztzentrierte Versorgung nachweislich besser

Die Bundesregierung will die hausärztliche Versorgung stärken. Daher wird ein Bonussystem für die Teilnahme an der Hausarztzentrierten Versorgung diskutiert.

Kategorie Gesundheit Gesundheitssystem

Neues Gesetz soll Hausarztberuf stärken und Versorgung verbessern

Der am 22. Mai 2024 beschlossene Entwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) soll Abhilfe angesichts des zunehmenden Hausärztemangels, überfüllter Praxen und langer Wartezeiten auf Behandlungen schaffen.