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Chancen sind ungleich verteilt: Wohnort bestimmt Teilhabe

Von: Kristin Enge

Die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen hängen in Deutschland vom Wohnort ab. Das ist das Ergebnis des „Teilhabeatlas Kinder und Jugendliche“. 

Ein kleines Mädchen auf einem Spielplatz, sie schaut durch Stäbe eines Spielgeräts, ihr Gesicht ist schmutzig
© IMAGO / Zoonar / Emmanuel Lavigne Camille Pasquet

30 Prozent arme Kinder in manchen Städten

Kinder und Jugendliche müssen in manchen Regionen mit erheblichen Nachteilen kämpfen, während sie in anderen gute Startbedingungen haben. Besonders auffällig sind diese Unterschiede bei der Kinderarmut und der Schulabbrecherquote. 

In einigen Städten, wie Bremerhaven, Duisburg und Recklinghausen, wachsen zwischen 20 und 30 Prozent der Kinder in Armut auf. Als arm gelten jene Kinder und Jugendlichen, die in Bedarfsgemeinschaften leben, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II beziehen. Das sind Familien, die auf staatliche Transferleistungen wie Bürgergeld angewiesen sind. In den ländlichen Regionen Süddeutschlands lag der Wert unter vier Prozent. In Biberach, Neu-Ulm und im Oberallgäu war nur etwa jedes zwanzigste Kind betroffen.

Mehr Kinderarmut = mehr Schulabbrecher

Auch die Schulabbrecherquote schwankt abhängig vom Wohnort beträchtlich: Im Kreis Stendal (Sachsen-Anhalt) verlassen über 15 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss. In Emden (Niedersachsen) und in Chemnitz (Sachsen) sind es um die 14 Prozent. In Heidelberg liegt die Quote dagegen bei knapp über zwei Prozent, in Landshut und Eichstätt bei drei Prozent. 

Der Anteil von Schulabgängerinnen und -abgängern ohne Abschluss sei vor allem dort hoch, wo auch Kinderarmut und Jugendarbeitslosigkeit stärker ausgeprägt sind, so die Studie.

Arm über die gesamte Biografie hinweg

„Oft sind Menschen über ihre gesamte Biografie hinweg arm“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele. „Deshalb brauchen Familien mit Kindern eine solide finanzielle Unterstützung. Weder die soziale Herkunft noch der Wohnort dürfen die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen schmälern.“

In der Studie wurden die Kinder und Jugendlichen auch danach gefragt, was ihnen wichtig ist. Viele von ihnen wünschen sich Mitgestaltungsmöglichkeiten. „Junge Menschen wollen sich beteiligen, und sie haben Ideen, wie sie ihre Umgebung besser gestalten können. Sie haben jedoch häufig das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden“, so die Autorinnen und Autoren der Studie.

Info Teilhabeatlas

Für den Teilhabeatlas haben das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung sowie die Wüstenrot Stiftung Deutschlands Regionen untersucht. Dabei wurden Daten aus den 400 Kreisen sowie kreisfreien Städten in Deutschland analysiert. Zudem führte das Forschungsteam Interviews mit 222 jungen Menschen und 39 Fachkräften aus der Kinder- und Jugendarbeit. 

Externer Link:www.teilhabeatlas.org