Buchtipp "Endlich ich!" - Das Beste kommt zum Schluss
Mit 60 fängt das Leben erst richtig an! In „Endlich ich!“ zeigen Brigitte Huber und Anne-Bärbel Köhle, wie diese Lebensphase kein Stillstand, sondern ein Aufbruch zu neuem Glück ist.

Persönlicher Blick auf die großen Themen des Alters
Es ist ein persönlicher Rück- und Ausblick zweier Journalistinnen, die nach Jahrzehnten im Hochgeschwindigkeitsmodus innehalten und fragen: Was bleibt – und was kommt noch? Gemeinsam mit Gleichaltrigen, Expertinnen und Coaches richten sie den Blick auf die großen Themen (nicht nur) des Alters: auf Sinn, Nähe, Mut, Körper, Zukunft.
Ihr Ton ist offen, zugewandt, nie belehrend. Das Buch liest sich wie ein Briefwechsel, in dem zwei alte Freundinnen Bilanz ziehen. Sie selbst nennen es eine „Lebensphasenbegleiterin“
.
Lebenselixier Neugierde
In acht Kapiteln erzählen sie von Menschen, die Neues wagen: von einer Psychologin, die im Ruhestand Dudelsackspielen lernt, einem Mann, der mit 65 Jahren eine Metzgerlehre beginnt, oder einer Krankenschwester, die nun als DJane auflegt. Diese Geschichten sind mehr als Anekdoten – sie sind Beweise dafür, dass Neugierde das eigentliche Lebenselixier ist. „Du musst schon raus aus der Tür“
, schreiben Huber und Köhle, „dann passieren die Dinge wieder von selbst.“
Auch als Journalistinnen bleiben sie ihrer Methode treu: gründlich recherchieren, fragen, berichten. So fließen Erkenntnisse aus Wissenschaft und Psychologie ein – etwa, dass Zahngesundheit und Hirnstrukturen in Zusammenhang stehen oder dass die Zeit keineswegs wirklich so viel schneller vergeht, je älter man wird.

Mehr Entscheidungsfreiheit, weniger Pflicht
„Wir sind jetzt 60 und haben – bei guter Führung – noch einmal 30 Jahre vor uns“
, sagt Huber. „Das ist dieselbe Lebensspanne wie zwischen 30 und 60. Und da ist ja auch einiges passiert.“
Dieser nüchterne, zugleich trotzig-heitere Blick trägt das Buch. Die Autorinnen beschönigen nichts: Schlaflosigkeit, Vergesslichkeit, die Angst vor Demenz oder Altersdiskriminierung – all das gehört zur Realität. „Es bringt ja nichts, das Alter zu beschönigen“
, heißt es, „es wird mit dem Tod enden – und vielleicht vorher noch mit Krankheit.“
Und doch überwiegt die Zuversicht, dass diese Jahre Freiheit schenken können – Freiheit von Erwartungen, von Rollen, von Perfektionismus.
Für Huber und Köhle bedeutet 60 ein „Mehr an Entscheidungsfreiheit“
: weniger Pflicht, auch nicht mehr alles aushalten müssen, mehr Lust, das Leben wieder als eigenes Projekt zu begreifen. Sie nennen es die „Kür-Jahre“
. Und wer ihnen zuhört, spürt: Das ist keine Schönfärberei, sondern gelassener Realismus.
Beide wissen, wovon sie sprechen. Anne-Bärbel Köhle, Jahrgang 1962, ist Chefredakteurin im „Wort & Bild Verlag“, Brigitte Huber, 1964 geboren, leitete fast 20 Jahre die Zeitschrift „Brigitte“ und prägte eine ganze Ära von Frauenmagazinen. Als der Verlag neu aufgestellt wurde, stand auch Huber vor der Frage, die viele umtreibt: „Wie geht es jetzt weiter?“
Aus dieser gemeinsamen Suche entstand die Idee zum Buch im persönlichen Gespräch.
Phase voller Premieren
„Endlich ich!“
ist eine Einladung, das Älterwerden nicht als Abstieg, sondern als Übergang zu verstehen – als Zeit, in der man nichts mehr beweisen muss. Eine leise Feier der Selbstbestimmung. Und ein Beweis, dass die dritte Phase des Lebens nicht nur die ruhigste, sondern vielleicht auch die freieste sein kann: eine Phase voller Premieren. Auf Anne-Bärbel Köhle wartet das Sportabzeichen, auf Brigitte Huber der Spanischkurs. Und auf Sie?
Buchtipp
Brigitte Huber/Anne-Bärbel Köhle: Endlich ich! Wie wir mit 60 anfangen, unser bestes Leben zu leben. S. Fischer. 23 Euro.