Kategorie Tipp Leben im Alter Wohnen

Auflösung des Elternhauses: Eine lösbare Mammutaufgabe

Von: Elisabeth Antritter

Den Haushalt der Eltern zu entrümpeln, überfordert viele: Erinnerungen, Emotionen, Chaos. Führungskräftecoach Dr. Christina Erdmann zeigt, wie man behutsam Struktur hineinbringt und diese schwierige Aufgabe gut meistert.
 

Eine junge Frau sitzt auf einem Sitzsack in einer Wohnung zwischen Umzugskisten, sie blickt traurig und besorgt, hat das Kinn in die Hand gestützt.
Wohin nur mit dem Sofa, auf dem die Mutter so oft mit den Kindern gekuschelt hat? Wenn Familienmitglieder das Elternhaus entrümpeln müssen, werden sie von Erinnerungen überwältigt. Ihnen fällt es dann häufig schwer, Entscheidungen zu treffen, was mit dem ganzen Haushalt passieren soll. © Maria Vitkovska - stock.adobe.com

Das endgültige Ende der eigenen Kindheit

Bei einer Haushaltsauflösung stehen Hinterbliebene vor zahlreichen schwierigen Entscheidungen. Hinzu kommen womöglich Konflikte zwischen Geschwistern. Was in dieser Situation entlastet, sind handfeste Ratschläge und Informationen. Deshalb hat Christina Erdmann das Ratgeberbuch „Adieu Elternhaus“ geschrieben. Es dient als Anleitung für Betroffene, wie sie die Aufgaben Schritt für Schritt bewältigen können.

„Viele denken, sie müssten ganz schnell alles durchziehen“, beobachtet die Expertin. In all dem Stress verpassen sie womöglich die kostbare Chance, sich zu verabschieden. Denn: „Das Auflösen des Elternhauses ist das endgültige Ende der eigenen Kindheit.“ 

Sie rät Angehörigen, zunächst ihren Gefühlen Raum zu geben. Dadurch sind sie besser für die kommenden Aufgaben gewappnet, ist die Expertin überzeugt. Vier Wochen wären wünschenswert. „Gestehen Sie sich zu, erst einmal sich selbst zu sortieren. Stellen Sie sich Fragen: Was verbinde ich mit dem Elternhaus, und was soll daraus werden? Weiß ich schon, was ich gerne mitnehmen möchte? Schreiben Sie diese und erste Antworten auf“, rät Christina Erdmann.

Erinnern, Trauern, Loslassen

Zur Kindheit gehören häufig alte Geschwisterrivalitäten, die nun wieder aufflammen können. „Geschwister sollten beim Aussortieren mit banalen Dingen anfangen und nicht als Erstes bestimmte Erinnerungsstücke sichern“, empfiehlt die promovierte Pädagogin. Wenn sie sich nicht einigen können, kann eine Erbmediation helfen, weiteren Ärger und den Gang vors Gericht zu vermeiden.

Abschiedsfotos des Hauses werden in der Hektik oft vergessen. Doch diese können beim Erinnern, Trauern und Loslassen helfen. „Bevor Sie also anfangen, Bilder abzuhängen, Regale auszuräumen, Möbel umzustellen und Dinge zu verpacken, gehen Sie von Zimmer zu Zimmer und halten Sie jeden Winkel mit der Kamera fest.“

Wer vor der Mammutaufgabe steht, das Elternhaus auflösen zu müssen, ist dankbar für geeignete Helferinnen und Helfer, etwa handwerklich begabte Personen. Ein weiterer Entrümpelungstipp lautet: Nicht mit Gegenständen anfangen, die Erinnerungen und Emotionen wecken, wie etwa Bücher, Kleidung oder Fotoalben. 

Der Einstieg fällt wesentlich leichter mit Dingen, bei denen kein Zweifel besteht, dass sie später keiner vermissen wird. „Das kann ein Stapel alter Tupperdosen oder eine Sammlung leerer Kartons im Keller sein.“

Rechtzeitig über das Erbe sprechen

Anschließend gilt es, die Einrichtung nach Kategorien zu sortieren – etwa gerahmte Bilder, Lampen, Tischdecken, Vasen – und diese in einem Zimmer zusammenzutragen. Der Vorteil: Man bekommt einen Überblick über die Dinge derselben Kategorie. Dann kann man überlegen: Was behalte ich davon, was verschenke ich, was kann ins Sozialkaufhaus? Nimmt man sich hingegen jedes Zimmer einzeln vor, stößt man wiederholt auf Dinge derselben Kategorie und muss immer wieder neu darüber nachdenken, was beispielsweise mit den Bildern geschehen soll.

„Es hilft, zu entscheiden, was bleiben soll“, bekräftigt Christina Erdmann. Ihr persönliches Beispiel: „Als meine Mutter ins betreute Wohnen umzog, stellte ich alle Vasen vor ihr auf den Tisch. Sie konnte mir in traumwandlerischer Sicherheit sagen, welche davon sie mitnehmen möchte.“

Es wäre wünschenswert, dass Eltern mit ihren Kindern über das Thema Erbe sprechen. „Teilen Sie ihnen mit, woran Sie besonders hängen und was ruhig weggegeben werden darf. Ihre Kinder sollten außerdem erfahren, ob Sie ein Schließfach bei der Bank besitzen. Und schreiben Sie ein Testament“, appelliert Christina Erdmann.

Mehr Informationen

Website von Dr. Christina Erdmann mit kostenfreiem Newsletter: „Adieu Elternhaus”

Externer Link:www.adieuelternhaus.de