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Basale Stimulation

Buch

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Basale Stimulation in der Pflege

Heute stelle ich Ihnen das Buch "Basale Stimulation in der Pflege" vor.

Es ist eine Tatsache, dass Berührungen für einen Menschen überlebensnotwendig sind. Neugeborene Kinder, die keine körperliche Zuwendung erfahren, verkümmern nach kurzer Zeit.

Ausgehend von dieser Tatsache und der, dass Berührung im Alter nicht weniger wichtig wird, beschäftigte ich mich im Folgenden mit dem Konzept der Basalen Stimulation nach Andreas Fröhlich und den Auswirkungen, die dieses Konzept auf den Pflegealltag hat.

Meine Arbeit mit dem Titel "Basale Stimulation in der Pflege - Schwerpunkt Wahrnehmung und Berührung" beginne ich mit einem kurzen Überblick über Entstehungshintergrund, Definition und Konzept der Basalen Stimulation.

Dann ergänze ich die "Neun Ziele" von Andreas Fröhlich durch persönlicher Gedanken, die meiner Meinung nach wichtig sind für die optimale und menschliche Umsetzung des Konzeptes der Basalen Stimulation in der Pflege.

Dann gehe ich schwerpunktmäßig auf die beiden Bereiche Wahrnehmung und Berührung / Stimulation ein.
Im Anschluss daran beschreibe ich die Umsetzung dieser Erkenntnisse im Pflegealltag.
Ich beende diese Arbeit mit einem persönlichen Schlussgedanken zur Wichtigkeit des Themas dieser Arbeit.

Begründer und Entstehungshindergrund der Basalen Stimulation
Durch Bewegung und Reize aktiviert der Mensch seine Wahrnehmung. Wahrnehmung und Bewegung stehen in einem direkten Zusammenhang und sind nich getrennt voneinander möglich.
Dies erkannte Herr Professor Dr. Andreas Fröhlich (Sonderpädagoge und Unterstützung Psychologe) und entwickelte 1975 das Konzept der Basalen Stimulation zur Unterstützung und Förderung schwerst mehrfach behinderter Kinder.

Er bot damit Kindern die Möglichkeit, sich als Person zu erfahren, Wahrnehmungen und damit Erfahrungen machen zu können. Diese schwer beeinträchtigten Kinder waren noch nicht in der Lage, sich selbst zu berühren oder eigene Bewegungen zu vollziehen. Häufig war noch nicht bekannt, ob die Kinder riechen, schmecken, sehen oder hören konnten. Sie wurden damals zumeist nur "versorgend" und nicht fördernd gepflegt.

Mitte der 80er Jahre entwickelte Herr Prof. Dr. Andreas Fröhlich zusammen mit der Krankenschwester und Diplompädagogin Chrisel Bienstein das Konzept weiter, um es in der Erwachsenenpflege anwenden zu können. Sowohl die Begründer als auch die Betroffenen erlebten wesentliche Verbesserungen ihres Krankheitsverlaufes.

Definition:Basale Stimulation

Das Wort "basal" meint zunächst einmal das, "was von Anfang an da ist", das wofür keine Vorraussetzungen benötigt werden.
Es geht also um Angebote, die an die embryonale und fötale Entwicklung des Menschen anknüpfen.

"Stimulation" ist ein Reiz bzw. ein Anreiz, ein Angebot, das dem in seiner Wahrnehmung eingeschränkten Menschen gemacht wird.
Durch diese basale Stimulation wird Entwicklung für den Menschen (wieder) möglich.

Konzepte und Ziele der basalen Stimulation
Konzepte:

  • zur Förderung, Pflege und Begleitung schwer beeiträchtiger Menschen, deren Bezug zur Umwelt stark eingeschränkt ist.

Ziel:

  • dem Menschen wieder Informationen zu ermöglichen, seinen eigenen Körper wieder wahrnehmen und mit diesem Körper auch wieder Umweltbezüge herzustellen.

Zielgruppe der basalen Stimulation

Mit der Basalen Stimulation werden alle Menschen angesprochen, die in ihrer Fähigkeit zur Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation eingeschränkt sind.
z.b. Bewusstlose, Beatmete, Desorientiert, Sterbende, Menschen mit Morbus Alzheimer hemiplegischen (vollständige Lähmung einer Muskelgruppe), apallisch (schwere Schädigung des Gehirns) oder komatösem (schwere Störung des Bewusstseins) Syndrom, bewegungseingeschränkte Menschen. Behinderte und auch Frühgeborene.


Zentrale Ziele der basalen Stimulation nach Christel Bienstein und Andreas Fröhlich

Leben erhalten und Entwicklung erfahren
Erhalten der drei aktivitäten: atmen, sich ernähren, sich bewegen "Ich will Leben", das ist die Aktivität des Betroffenen.

Das eigene Leben spüren
Eigene Aktivität soll zum sich selbst spüren führen.

Sicherheit erleben und Vertrauen aufbauen
Unser Verhalten muss verstehbar sein, wir müssen berechenbar sein.
Um Unsicherheit und Mangel an Vertrauen entgegenzuwirken gehört Kontinuität dazu.

Den eigenen Rhythmus entwickeln
Wachen -ruhen - schlafen meist wird nur auch auf Wach - schlaf - Rhythmus geachtet
Tag und Nacht Rhythmus
Eigenrhythmus - schnelle oder langsame Menschen
Alltägliche Rituale
Bewohner im Heim sollen sich sofort anpassen können.
Auch wir brauchen im Urlaub Zeit um uns umzustellen

Die Außenwelt erfahren
Nach innen horchen können, die für den Betroffenen und nicht für uns eine große Bedeutung hat.

Beziehungen aufnehmen und gestalten
Der Betroffene soll die Möglichkeit haben Beziehungen zu wählen, dazu gehören alternative Kommunikationsformen.

Sein Leben gestalten
Gestaltung der unmittelbaren Umwelt, wie Besuche, Biographisch begründete Aktivitäten
Anreichung im sozialen Bereich

Autonomie und Verantwortung leben
Vermitteln, dass sich der Bewohner an Entscheidungen beteiligen kann individuelle Prioritäten setzen, wie dieser Bewohner unterstützt werden kann

Wahrnehmung
Wahrnehmung bezeichnet im Allgemeinen den Vorgang der Sinneswahrnehmung von physikalischen Reizen aus der Außenwelt eines Lebewesens, also die bewusste und unbewusste Sammlung von Informationen eines Lebewesens über seine Sinne.
Auch die so aufgenommenen und ausgewerteten Informationen werden Wahrnehmungen (oder Perzepte) genannt.

Für unser Leben sind Kommunikation, Bewegung und (Selbst -) Wahrnehmung außerordentlich wichtig. Durch eine inaktive Wahrnehmung können Menschen mit ihrer Umwelt kommunizieren und sich in Raum und Zeit orientieren und behaupten.

Wer mit allen Sinnen lebt, hat mehr Lebensfreude und mehr Lebensqualität, denn er hat ein besseres Verständnis für die wichtigen Dinge seines Lebens.

Es ist leicht nachvollziehbar, dass alte und kranke Menschen aufgrund von Medikamenten, der Reduzierung des Bewegungssinnes oder einer weichen Lagerung erhebliche Einschränkungen erfahren. Dies kann zu Wahrnehmungs - und Orientierungsstörungen führen. Stereotype Verhaltensweisen wie Nesteln an der Bettdecke, Reiben und Kratzen der Haut, Zähneknirschen, lautes Stöhnen bis hin zu Halluzinationen sind zu beobachten. Auch die Verwechslung von Personen, Raum und Zeit oder der völlige Rückzug von der Außenwelt sind nicht selten.

"Basale Stimulation" bietet Therapeuten, Pflegenden und Angehörigen die Möglichkeit, auf die Wahrnehmungssituation der Menschen, die nicht mehr mit allen Sinnen leben können, einzugehen und sie mittels einer differenzierten Wahrnehmungsförderung sinngebend statt nur versorgend zu begleiten.


Das Konzept der Basalen Stimulation beruht auf den sieben Wahrnehmungsbereichen eines Menschen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmung, URL

Wahrnehmungsbericht

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Wahrnehmungsbereiche

Die Wahrnehmungsfähigkeit jedes Lebewesens entwickelt sich bereits in den Embryonalphasen. Basale Stimulation bietet die Möglichkeit, an diesen elementaren Erfahrungen anzuknüpfen und baut auf den Grundwahrnehmungsbereichen Somatische Wahrnehmung, Vibratorische Wahrnehmung und Vestibuläre Wahrnehmung auf, die ich nun näher beschreibe.

Somatische Wahrnehmung
Die somatische Wahrnehmung betrifft unser größtes Sinnesorgan, die Haut. Durch die Stellung und Bewegung von Muskeln und Gelenken erleben wir Empfindungen von der Körperoberfläche und aus dem Körperinneren.

Vestibuläre Wahrnehmung
Die vestibuläre Wahrnehmung dient vor allem der Kontrolle der motorischen Steuerung und des Gleichgewichts. Das Vestibuläre (Gleichgewichtsorgan) ist eng verbunden mit den Augenmuskeln, sie werden über dieselben Nervengebiete mit den Kopfbewegungen koordiniert. Durch diesen Sinn bekommen wir Auskunft über unsere Lage im Raum, über die Richtung und Schnelligkeit einer Bewegung.

" Wer sein Körpergefühl verliert, verliert seine Autonomie.
Wer seine Autonomie verliert, verliert die Lust am Leben.
Wer seine Lust am Leben verliert, verliert sein Leben."


Vibratorische Wahrnehmung
Vibrationen werden überwiegend durch unser Skelettsystem weitergeleitet, zum Beispiel beim Gehen und beim Sprechen.

Die somatische, die vestibuläre und die vibratorische Wahrnehmung stehen in der Wahrnehmungspyramide ganz unten und bilden somit die Grundlage der Wahrnehmung und des "Körper-Ichs ". Darauf bauen auf die orale, die auditive, die taktile und die visuelle Wahrnehmung, die ich nun kurz darstellen möchte:

Orale und olfaktorische Wahrnehmung
Der Geschmackssinn ermöglicht uns die Wahrnehmung dessen und dadurch die Kontrolle über das, was wir essen. Die volle Geschmacksempfindung erleben wir in Verbindung mit dem Geruchssinn. Auch der Geruchssinn hat eine Warn- und Kontrollfunkion. Was uns gut schmeckt und nach unserer Wahrnehmung gut riecht, ist individuell und biographisch bedingt.

Auditive Wahrnehmung
Auch die auditive Wahrnehmung ist nach der Biografie individuell geprägt. Bestimmte Geräusche können von verschiedenen Menschen unterschiedlich beurteilt werden. Die ist natürlich im Umgang mit Menschen zu berücksichtigen.

Taktile Wahrnehmung
Die Hände, dabei vor allem die Fingerspitzen, und der Mund sind mit vielen Nervenenden und somit Tastpunkten ausgestattet. Sie ermöglichen es uns nicht nur zu spüren, sondern auch unsere Umwelt zu begreifen. Taktile Stimulationsangebote helfen dem Betroffenen, die Dinge besser zu verstehen und selbst etwas in Bewegung zu bringen.

Visuelle Wahrnehmung
Die visuelle Wahrnehmung und auch deren Entwicklung sind sehr komplex. Ein Kind unterscheidet zunächst nur helles von Dunklem, dann folgt das Erkennen von Umrissen. Erst lernen wir Formen, Farben, Bewegungen, Entfernungen und Kontraste, dann erst verknüpfen wir damit Erinnerungen und auch Erfahrungen.

Meyer, Michael in URL: http://www.basalestimulation-online.de/html/basale_stimulation.html (22.02.10, 18.40 Uhr)
Vgl. URL: http://www.basalestimulation-online.de/html/basale_stimulation.html (22.02.10, 18.50 Uhr)

Veränderung der Wahrnehmung durch Beeinträchtigungen der Sinnesorgane im Alter

  • Sehbeeinträchtigungen
  • Veränderungen im Bereich des Hörens
  • Hautveränderungen
  • Veränderung des Geruchs- und Geschmackssinnes
  • Reduktion des Vibrationsempfindens
  • Veränderungen im vestibulären Bereich

Im Alter verlieren die Sinnesorgane ihre volle Funktionstüchtigkeit. Welche Auswirkungen dies auf die Wahrnehmung von älteren Menschen hat, erläutere ich im Folgenden anhand der einzelnen Wahrnehmungsbereiche.

Sehbeeinträchtigungen, wie zum Beispiel Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit, die Anpassungsfähigkeit an Hell und Dunkel, Grauer Star führen zu einer Veränderung des Ort- und Zeiterlebens, weil die Konzentration auf das Hier und Jetzt stark erhöht werden muss, um sich zurechtzufinden.

Die Veränderung im Bereich des Hörens führen zu einer Entfremdung von der Umwelt und zu Isolation. Das schlechtere Hörvermögen im Alter hat Auswirkungen auf die Kommunikation und die Harmonie mit der Umwelt. Es fällt oft schwer, Richtungen auszuloten, hohe Töne wahrzunehmen und gesellschaftlich erwartet man die Sprache schnell zu verstehen.

Die Haut wird im Alter oft dünner und trockener, Hautfalten nehmen zu, Wunden heilen schlechter und die Schmerzwahrnehmung nimmt zu.

Der Geruchs- und Geschmackssinn verkümmern im Alter. Die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter werden nicht mehr intensiv wahrgenommen. Außerdem führen Geschmacksverstärker wie Glutamat zum sogenannten China- Restaurant- Syndrom, das sich in Kopfschmerzen, Lähmungsgefühlen und Schweißausbrüchen äußern kann.

Im Alter kommt es zu einer Reduktion des Vibrationsempfindens, das sich mit den geringer werdenden Bewegungsaktivitäten erklären lässt. Durch das lange Verharren in einer Position nimmt der Mensch keine vibratorichen Reize mehr wahr.

Die Veränderung im vestibulärischen Bereich führt zu einer Empfindlichkeit gegenüber Beschleunigungen und Drehbewegungen (Kettenkarussell). Auch sind alte Menschen weniger schwindelfrei.

Die Veränderungen im Bereich der Wahrnehmung bei alten Menschen machen die Bedeutung von Berührungen, von Ermöglichung von Wahrnehmungen deutlich.


Im Folgenden gehe ich deshalb intensiv auf das Thema Berührung, Möglichkeiten der aktivierenden und fördernden Pflege und Angebote aus der Basalen Stimulation ein.


Berührung

Als Einstieg ein Gedicht eines unbekannten Verfassers, das die Bedeutung einer guten Berührung und deren Wichtigkeit sehr deutlich zum Ausdruck bringt:

Deine Hände
Deine Hand so weich und warm
nimmt die meine zum Gruße an,
oder auch zum festen Griff.

Neben Halten und Gehalten werden,
zwischen Geben und Nehmen.
Ohne Ahnung für die meisten von uns
ist der Gebrauch der Hand in der
Pflege die größte Kunst.

Ohne aber hinzuspüren,
wenn sich Haut und Hand berühren,
oft die Schmerzen größer sind.
Zeigt Dir selber, wenn es Dir gelingt,
wie anders ich jetzt reagiere,
wenn ich Deine Liebe spüre.

Weil seine Hand das Werkzeug ist,
mit der Du all Dein Tun vermittelst,
ohne Ahnung, dass ich spüre,
wie im Moment Deine Gedanken sind.
Zusammen als Einheit,
ohne Trennung sind sie Dir gegeben.

Oft ziehst Du den Handschuh an,
weil Hygiene Vorschrift ist.
Weißt Du, dass es schrecklich ist,
wenn meine Haut nur Plastik spürt?

Oder hast Du vor mir Angst,
mit Gefühl mir zu begegnen?
Offensichtlich die Barriere ist,
weil Du nie die Distanz vergisst.

Nähe ist nicht leicht für Dich.
Ohne Angst nicht zu ertragen.
Worte können niemals sagen,
was Deine Hände wortlos geben:
Sie sind ein Fluch oder der größte Segen!


Die Haut als unser größtes Organ stellt unsere Begrenzung zur Welt und gleichzeitig auch die Kontaktstelle zur Welt dar. Dadurch eine nahezu vollständige Pflegebedürftigkeit ergibt sich für schwer beeinträchtigte Patienten die Notwendigkeit, vielfältige Berührungen am gesamten Körper zuzulassen und zu tolerieren. Berührungen, die im Alltagsleben nur ganz bestimmten und sehr vertrauten Menschen gestattet sind. (Unfreiwillige) Berührungen unterliegen gesellschaftlichen Tabus. Aus diesem Grund müssen die Menschen den Umgang mit dem eigenen Körper und Annäherung an andere Körper erst wieder neu für sich entdecken.

Berührung soll nach der Basalen Stimulation nicht länger als Ein- oder Angriff empfunden werden, sondern als Kontaktaufnahme eines anderen Menschen.

Damit dies möglich werden kann, hat Grossmann-Schnyder "Sieben Merksätze zum guten Berühren" entwickelt, die ich nun darstelle.


"Sieben Merksätze zum guten Berühren"
(Grossmann-Schnyder)


Umsetzung dieser Erkenntnisse im Pflegealltag
Ausgehend von den drei grundlegenden Wahrnehmungsbereichen:

  • Somatische Stimulation
  • Vestibuläre Stimulation
  • Vibratorische Stimulation

Ausgehend von den drei grundlegenden Wahrnehmungsbereichen erläutere ich nun, wie in diesen Bereichen im Sinne der Basalen Stimulation fördernd vorgegangen werden kann.


Somatische Stimulation

Angebot zur Körpererfahrung bei der Körperpflege - Ganz und Teilkörperwaschung

Somatische Stimulation

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  • die belebende Waschung
    Streichungen gegen die Haarwuchsrichtung
  • die beruhigende Waschung
    Streichungen mit der Haarwuchsrichtung






Ganz - und Teilkörperwäsche

Die belebende Waschung, Streichungen gegen die Haarwuchsrichtung eignen sich besonders für Menschen mit Antriebsstörungen und depressive, bewusstlose oder somnolente Menschen.
Diese Waschung fördert die Durchblutung, regt allgemein an und belebt. Antriebsschwache Menschen werden aufmerksamer, konzentrierter und nehmen aktiver an Alltagsaktivitäten teil.

Die beruhigende Waschung, Streichungen mit der Haarwuchsrichtung eignen sich besonders für Menschen mit Unruhe, Angst, Einschlaf - und Durchschlafstörungen, jedoch auch bei Menschen mit Schmerzen oder bei Sterbenden.


Somatische Stimulation

Somatische Stimulation

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  • Angebote zur Körpererfahrung - basal stimulierende Waschung nach Bobath-
  • von der gesunden nach der betroffenen Seite







Basal stimulierende Waschung nach Bobath bei Hemiplegie, Hemiplegie ist die vollständige Lähmung einer Muskelgruppe oder der Extremitäten einer Körperseite.

Der betroffene Mensch soll durch diese Waschung die Konturen seines Körpers wahrnehmen können. Die wahrnehmungs - beeinträchtigten Stellen sollen dem Betroffenen wieder spürbar gemacht werden.



Durchführung der Waschung

Die Pflegekraft steht an der Körperseite mit Hemiplegie. Sie beginnt mit der Waschung von der gesunden Seite und wäscht zu betroffenen Seite.
Durch mehrmaliges deutliches Ausstreichen von der gesunden Seite in Richtung Hemiplegieseite übernimmt der kranke Mensch die geschädigte Seite .
Der kranke Mensch erhält dadurch wichtige Informationen und kann sich die nicht spürbaren Körperregionen besser vorstellen.


Somatische Stimulation

Basale Stimulation

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  • Angebot zur Körpererfahrung bei Ausstreichungen

Den beschriebenen Waschungen lassen sich Anregungen ableiten, um dem Verlust des Körpergefühls und des Körperbildes entgegenzuwirken.



Nachstehend einige Beispiele:

Arm und Hand des Patienten umfassend mit Frotteehandtuch - schuhen ausstreichen als Vorbereitung zur Nahrungsaufnahme.

Bein und Fuß des Patienten umfassend mit Handtuch abreiben als Vorbereitung zum Aufstehen.

Einem Patienten mit Parkinson - Syndrom den Rücken (vom Becken Richtung Schulterblätter) ausstreichen, um die Beugung zu unterstützen.
Die Patienten stehen leichter auf und fühlen sich sicherer.


Somatische Stimulation

Somatische Stimulation

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  • Angebot zur Körpererfahrung bei der
    atemstimulierenden Einreibung.
  • ASE ( Die ASE verfolgt mehrere Ziele. Sie dient der Atemtherapie, der Steigerung des Wohlbefindens, der Entspannung und Schlafförderung.

Seid fast zwanzig Jahren bewährt sich die atemstimulierende Einreibung in der pflegerischen Praxis.
Sie dient der Rhythmisierung und Förderung der Atemwege sowie der Körperwahrnehmung, Beruhigung, Orientierung und Entwicklung eines Tages -/ Nacht - Rhythmus.


Durchführung der ASE:

Somatische Stimulation

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Der Einzureibende sollte (wenn möglich) umgekehrt auf einem Stuhl (d. h. zur Stuhllehne gewandt) sitzen.
Bei Bettlägerigen wird eine 135° Lagerung verwendet.
Es wird eine möglichst unparfümierte W/O Lotion verwendet.
Die Pflegekraft beginnt den Rücken mehrmals von oben nach unten mit beiden Händen auszustreichen.
Die Hände werden nicht gleichzeitig vom Körper genommen, sondern der Handwechsel erfolgt versetzt.


Beginn der ASE:

Während der Ausatmung des Einzureibenden gleiten die Hände der Pflegekraft mit sanftem Druck neben der Wirbelsäule abwärts.
Mit Beginn der Einatmung drehen sich die Hände der Pflegekraft nach außen zu den Flanken hin.
Während der Einatmung führt die Pflegekraft ihre Hände mit sanften Druck gegen den Brustkorb nach oben, die Hände drehen sich und gleiten zurück zur Wirbelsäule.
In diesen kreisförmigen Bewegungen wird der Rücken bis zum unteren Rippenrand eingerieben.
Am Rückenende angekommen, werden die Hände nacheinander wieder auf die Schulter gelegt (Wechsel während der Einatmung ausführen) und bei der nächsten Ausatmung im gleichen Rhythmus fortfahren.
Die gesamte Einreibung findet zwischen fünf- und achtmal statt.
Mit deutlichen Abstreichen vom Rücken zum Steiß wird die Einreibung beendet.


Somatische Stimulation

Somatische Stimulation

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Die Handmassage ist für unruhige, angespannte und verwirrte Menschen gedacht. Sie dient auch bei depressiven Zuständen, psychosomatischen Spannungen, Einschlafstörungen und Wahrnehmungsverlust der Hand.
Wichtig dabei ist, dass man Lotion oder Öl verwendet und nie den Kontakt zum Patienten verlieren.


Durchführung:
Begonnen wird am Handrücken. Mit deutlichem Druck werden von innen nach außen immer größer werdende Kreise gedreht und wieder zurück von außen nach innen.
Hand drehen und das gleiche von der Handfläche aus.
Anschließend wird jeder Finger einzeln von der Fingerkuppe Richtung Handfläche nachmodelliert. Dies 3 mal Wiederholungen.


Vestibuläre Stimulation
Angebote hierfür sind:

  • Jede Lageveränderung => 30°, 135°, Bobath, Herzbett, Erhöhung des Kopfteils
  • Kopf vor jedem Lagerwechsel in die gewünschte Richtung anbahnen
  • Kopf isoliert in ein Handtuch wiegen (langsam)
  • Absenken des Bettendes, um Schwerkraft in den Füßen wahrnehmen zu können
  • Mobilisation in eine sitzende Position
  • Schaukeln um die Längs - oder Querachse des Körpers

Rhythmische Schwingungen, Raumlageveränderungen, Auf - und Abwärtsbewegungen, Drehungen sowie sanfte Schaukelbewegungen um die Körperachse gehören in diesen Bereich. Solche Erfahrungen mit Schwerkraft und der Lageveränderung, gehören zu den Grundbedürfnissen in der Entwicklung eines Menschen.


Vibratorische Stimulation
Angebote:

  • elektrischer Rasierapparat
  • elektrische Zahnbürste
  • Massagegerät
  • Das Auflegen der Hand des Pflegebedürftigen auf den Brustkorb der Pflegekraft


Vibratorische Stimulation

Vibration ist neben der somatischen und vestibulären Stimulation eine weitere Grunderfahrung, die der Fötus bereits im Mutterleib erhält.
Das ungeborene Kind wird umgeben vom Herzschlag, der Stimme, den Darmgeräuschen und der Atmung der Mutter.
Ist nun der Körper zum Liegen gezwungen, fehlen diese alltäglichen Anregungen und ein Wahrnehmungsverlust des Körpers wird sich sehr schnell einstellen.



Schlussgedanke

Das Entscheidende ist meiner persönlichen Erfahrung nach, dass man sich mit jedem Menschen individuell befasst. Durch die sehr wichtige und anspruchsvolle Tätigkeit der gerontopsychiatrischen Pflege und Betreuung habe ich die Möglichkeit, dem kranken Menschen Zeit zu geben, sich zu spüren, sich zu entspannen und ihm einfach das Gefühl zu geben, für ihn da zu sein. Mein Ziel ist es, Kontakt aufzunehmen, eine Beziehung zu schaffen, Sicherheit zu geben und Vertrauen herzustellen.
Wir Pflegende sollten basale Stimulation als Herausforderung zur individuellen Pflege annehmen. Für mich wäre es ein wünschenswerter Fortschritt in der Pflege, wenn wir uns bewusst werden, wie viel wir mit unseren Händen, unserem Verständnis und unserem Wissen über die Kunst der Pflege bewirken können. Wir sollten uns in erster Linie als Bezugspersonen und Vermittler der kranken Menschen sehen.
Der uns anvertraute kranke und hilflose Mensch und auch die Angehörigen werden dies zu schätzen wissen. Daneben, nicht unbedeutend, ist auch die eigene Zufriedenheit als Folge der Zufriedenheit des Patienten in diesem sehr anspruchsvollen und sehr schönen Beruf zu sehen.


Ausspruch von Christel Bienstein:

Basale Stimulation soll keine neue Glaubensrichtung in der Pflege werden, unter Pflege sollte Basale Stimulation verstanden werden.


Bienstein, C./ Fröhlich, A. (2012): Basale Stimulation in der Pflege. Die Grundlagen.
7. überarbeitete Auflage. Bern: Hans Huber Verlag.
ISBN 978-3-456-85110-5

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