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Stärken erkennen, Vorurteile bekämpfen

Bei der Firma Auticon arbeiten Menschen mit der Diagnose Autismus erfolgreich als IT-Consultants

Eine Person sitzt vor einem Laptop und programmiert.

© Unsplash

Menschen mit Behinderungen haben es schwer auf dem Arbeitsmarkt. Viele Arbeitgeber scheuen sich vor einer Einstellung. Das liegt nicht selten an Vorurteilen und der Sorge, dass die Leistungsfähigkeit eines Menschen mit Behinderung grundsätzlich eingeschränkt ist. Die Berliner Firma Auticon geht einen anderen Weg. Für sie ist die Diagnose Autismus sogar Einstellungsvoraussetzung.

Gut sortierte Bewerbungsmappen mit akkuraten Lebensläufen, Hochglanzfotos und zahlreichen Zeugnissen sind bei der Auticon kein Kriterium für die Auswahl eines neuen IT-Consultants. „Unsere Mitarbeiter kommen oft mit ungewöhnlichen Lebensläufen zu uns“, sagt Heike Gramkow, die mit Dieter Hahn die Geschäfte leitet. Manchmal bestehe die Bewerbung nur aus einem einzigen Blatt Papier.

Die Personalakquise funktioniere ohnehin anders als bei anderen Unternehmen. Auticon steht in Kontakt zu Fachärzten, die sich mit der Autismus-Spektrum-Störung befassen, und hat einen guten Draht zu dem Verein für Hochbegabte „Mensa“. Denn vor allem das Asperger-Syndrom, eine mildere Form des Autismus, kann zusammen mit Hochbegabung auftreten. Betroffene können dank ihrer hohen Intelligenz ihre Schwächen relativ erfolgreich kompensieren, sodass das Syndrom häufig unerkannt bleibt. „Mittlerweile sind wir eigentlich auch überall dort bekannt, wo die Diagnose Autismus gestellt wird“, sagt Gramkow. Mithilfe dieses Netzwerks findet das Unternehmen seine Mitarbeiter. „Wir treffen uns dann mit dem Kandidaten zu einem Vorgespräch und führen eine Kompetenzanalyse durch. Wenn es passt, beginnen die Vorbereitungswochen.“

Das Kennenlernen ist ganz wichtig. Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung verfügen über besondere Stärken. Sie arbeiten konzentriert und systematisch, sind detailgenau und können Muster und Fehler schnell erkennen. Eigenschaften, die bei der Bearbeitung von IT-Projekten sehr gefragt sind. „Menschen mit Autismus haben aber Probleme damit, Mimik und Gestik ihres Gegenübers zu deuten. Sie nehmen ihre Umgebung komplett anders wahr als wir“, sagt Gramkow. Deshalb fällt es ihnen oft schwer, einen Beruf zu finden. Laut Studien schaffen es zwischen 80 und 90 Prozent nicht auf den ersten Arbeitsmarkt.

Auf der Homepage von Auticon steht: Autismus ist kein Systemfehler, sondern ein anderes Betriebssystem. Irritationen zwischen Autisten und den sogenannten „neurotypischen“ Menschen sind vorprogrammiert. Deshalb sind bei Auticon Job-Coaches beschäftigt, die den Kunden, der einen IT-Consultant der Auticon beschäftigen möchte, auf die Zusammenarbeit vorbereiten. „Wenn unser Mitarbeiter in einem Meeting plötzlich beginnt, ein Bild zu malen, kann man das missverstehen“, erklärt Gramkow. So ein Verhalten bedeute aber keineswegs Desinteresse, sondern es falle ihm so leichter, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Verhaltensweisen wie diese könnten zu Missverständnissen führen. „In solchen Fällen kann unser Job-Coach oder Projektmanager jederzeit vor Ort vermitteln.“

Das Geschäftsmodell der Auticon ist erfolgreich. Zu den Kunden gehörten große Firmen wie Siemens, Allianz, Der Spiegel oder Henkel. In Deutschland beschäftigt Auticon 120 Mitarbeiter, 85 davon mit der Diagnose Autismus. Mittlerweile hat das Unternehmen, das 2011 gegründet wurde, unter anderem auch Standorte in den USA, Großbritannien, Frankreich oder Australien.

Jörg Ciszewski

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  1. Eine Person sitzt vor einem Laptop und programmiert. | © Unsplash
  2. Para-Tanzsportler Erik Machens in seinem YouTube-Tutorial | © Screenshot YouTube
  3. Ein Mann trägt ein Hemd, sitzt im Rollstuhl und benutzt den Aufzug | © Bildnachweis: Andi Weiland | Boehringer Ingelheim, Gesellschaftsbilder.de

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