tur hereingeholt, die man dort sonst eher nicht findet. Ich war schon immer der Meinung, dass jeder Mensch Talente hat. Man muss nur schauen, wo diese liegen und wie sie optimal eingesetzt werden können. In der Produktion, wie diese bei einer Mode- und Textilfirma vorhanden ist, können Arbeitsschritte sehr kleintei - lig unterteilt werden. Hier findet sich für jeden Menschen, ganz gleich, welchen Hintergrund er oder sie hat, eine passen - de Tätigkeit. Und jeder und jede Einzelne wird gebraucht – so wie eine Uhr auch nur dann funktioniert, wenn jedes kleine Zahnrädchen arbeitet. Was ist das Besondere an Manomama? Was unterscheidet Sie von einer Werk - statt für Behinderte oder einem inklusiven Unternehmen? Trinkwalder: Wir sind ein ganz normales Unternehmen, das sich selbst trägt. Wir schreiben eine schwarze Null – nicht mehr, aber auch nicht weniger. In den Augen - der meisten Betriebswirte sind wir wahr - scheinlich Versager. Aber volkswirtschaft - lich sind wir das regenbogenkotzende Ein horn. Mir geht es als Unternehmerin nicht - um die Optimierung von Gewinn im be triebswirtschaftlichen Sinn, sondern um die Maximierung des gesellschaftlichen Gewinns. Das stiftet Sinn. - Sie sagen, auch Sie haben einen gebro chenen Lebenslauf. Wie sieht Ihr eigener, bisheriger beruflicher Werdegang aus? - Trinkwalder: Ich bin mit 16 Jahre von Zu hause ausgezogen und habe mir meinen Unterhalt damals als freie Journalistin bei der Augsburger Allgemeinen verdient. Ich - habe Politik und BWL an der LMU Mün - chen studiert, aber schon bald abgebro chen. Mit 19 Jahren habe ich, gemeinsam - mit meinem damaligen Mann, mein ers - tes Unternehmen gegründet. Eine Wer beagentur, mit der wir den Mittelstand digitalisieren. Schon damals haben bei - uns viele Mitarbeiter mit einem Lebens lauf gearbeitet, der nicht den typischen - HR-Kriterien entspricht. Vollwaisen, jun ge Menschen aus dem Jugendknast. Vor - rund zehn Jahren hatte ich dann eine Be gegnung mit einem Obdachlosen, die mir ganz klar vor Augen geführt hat: Auch ich hätte, wie viele andere Menschen auch, falsch abbiegen und in Drogensucht oder Obdachlosigkeit enden können. Da war mir klar, dass ich zukünftig nicht sinnlos weiter den Konsum anheizen möchte, - sondern aktiv innerhalb der Wirtschaft Ge sellschaft mitgestalten möchte. Ich wollte meine Energie lieber in etwas Sinnhaftes, - etwas Relevantes für die Gesellschaft in vestieren. Das war der Anstoß, das Unternehmen Manomama zu gründen? Trinkwalder: Wie gesagt: Ich habe auch schon vorher Menschen in meine Agen- 27