8. Dezember 2017
ÖPNV für alle

VdK kritisiert neues Bahnsteighöhenkonzept

Mit Unverständnis und großer Sorge betrachtet der Sozialverband VdK die Auseinandersetzung um die geplante Einheitshöhe bei Bahnsteigen.

Frau steht am Bahnsteig und wartet auf einen Zug.
© Pixabay

So soll im Rahmen eines neuen Bahnsteighöhenkonzepts der Deutschen Bahn die Höhe der Bahnsteige an vielen bereits barrierefrei gestalteten regionalen Linien auf 76 cm festgelegt werden.

„Das ist ein herber Rückschlag für den barrierefreien Nahverkehr. In mindestens 9 Bundesländern bestehen große Netze mit 55 cm hohen Bahnsteigen und dazu passenden Fahrzeugen, die mit Milliardenkosten angepasst werden müssten. Mit einem Umbau könnte in vielen Fällen schon erreichte Barrierefreiheit auf Jahrzehnte hinaus wieder verloren gehen“, so Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland.

Betroffene nicht einbezogen

Irritierend sei vor allem die Tatsache, dass Gespräche mit den Interessenverbänden zu diesem Thema bislang ausblieben. „Das ist umso unverständlicher, als dass die Verbände von Menschen mit Behinderung bislang aktiv an der Erarbeitung von bereits drei Bahnprogrammen mitgewirkt haben. Es darf nicht sein, dass zukünftig das Bundesverkehrsministerium und die Deutsche Bahn beim zentralen Thema Barrierefreiheit an den Interessen von Menschen mit Behinderung vorbei verhandeln“, erklärt die VdK-Präsidentin.

Der Sozialverband VdK spricht sich grundsätzlich nicht gegen eine einheitliche Bahnsteighöhe von 76 cm aus, fordert aber, dass die Umsetzung des neuen Bahnsteighöhenkonzepts nicht zu Verschlechterungen der Barrierefreiheit außerhalb von Bauphasen führt. Der VdK fordert außerdem, dass die finanziellen Mittel erhöht werden, um die vollständige Barrierefreiheit aller Stationen schnell zu erreichen.

„Die zügige Herstellung der Barrierefreiheit an allen 5.400 Bahnhöfen in Deutschland darf nicht scheitern“, so Mascher. Der Sozialverband VdK unterstützt deshalb die Verkehrsministerkonferenz in ihrer Forderung, zügig ein gemeinsam abgestimmtes Bahnsteigkonzept zwischen Bund, Deutsche Bahn und Ländern zu entwickeln. Außerdem fordert der Sozialverband VdK ein sofortiges Moratorium. „So wird verhindert, dass die akuten negativen Auswirkungen des neuen Bahnsteighöhenkonzeptes in zahlreichen Kommunen weiter greifen“, betont Mascher.

Stand in Sachsen

Ganz aktuell betrifft die geplante Bahnsteigerhöhung aktuell den Umbau des Bahnhofes in Flöha, mittelfristig werden viele andere Bahnhöfe auch betroffen sein.

Aufgrund der Abstimmungen auf 55 cm über Schienenoberkante wurden die Fahrzeuge für das Elektronetz Mittelsachsen angeschafft. Die umliegende Infrastruktur wurde ebenfalls auf 55 cm ausgerichtet.

Im Rahmen des „Chemnitzer Modell“ Stufe 3 ist die Nutzung der Infrastruktur in Flöha auf dem Weg in das Erzgebirge geplant. Da die Fahrzeuge des Chemnitzer Modells im Eisenbahn- sowie Straßenbahnnetz fahren, ist eine Bedienung von Bahnsteigen mit 76 cm über Schienenoberkante nicht möglich. Mit einem Ausbau der Verkehrsstation mit einer Bahnsteighöhe von 55 cm über SO und einer Ausstattung mit Aufzügen ist kurzfristig für über 1500 Fahrgäste täglich ein barrierefreier Zugang zum ÖPNV ab 2020 möglich. Hier sei auf die örtliche Präsenz von zwei Schulen mit körperlich eingeschränkten Schülern verwiesen.

Bei einem Ausbau auf 76 cm über Schienenoberkante wäre auf Jahrzehnte hinaus keine barrierefreie Verkehrsanbindung in Flöha möglich. Die durch den Verkehrsverbund neu angeschafften Fahrzeuge sind Eigentum des Verkehrsverbundes und können somit nicht ausgewechselt werden. Hinzu kommt, dass mit der Bahnsteigerhöhung Flöha vom Nahverkehr des „Chemnitzer Modell“ abgeschnitten wird, da diese Fahrzeuge Bahnsteige mit 76 cm eben nicht bedienen können.

Weiter kommt hinzu, dass keiner der derzeitig existierenden Nah- und Fernverkehrszüge bei Bahnsteigen mit 76 cm über Schienenoberkante stufenfrei ist. Selbst der in der Planung vorangekündigte Fernverkehr der DB mit lokbespannten Zügen ist nur bei 55 cm barrierefrei nutzbar.

Das Argument der DB AG, dass die Bahnsteige länger Bestand haben als die Fahrzeuge, kann ebenfalls so nicht stehen bleiben. Nach 30 Jahren müssen die Bodenbeläge der Bahnsteige erneuert werden. Diese Instandhaltung wird im Moment von der DB S&S als Anlass genommen, die Bahnsteighöhen anzupassen.

Jurrmann/Mosig

Schlagworte Bahnsteighöhen | ÖPNV | Deutsche Bahn

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Telefon: 0371-334010
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