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Warum wurde den Reinigungskräften an ihrer Schule nach mehreren Jahrzehnten guter Arbeit gekündigt? Dieser Frage sind zwei Schüler des Deutsch-Französischen Gymnasiums nachgegangen. Für ihre Recherche erhielten sie den Sozialpreis, den der VdK Saarland im Rahmen des Axel-Buchholz-Preises vergibt.
Mehrere Jahrzehnte arbeiteten sie am Deutsch-Französischen Gymnasium (DFG) in Saarbrücken – bis die Reinigungskräfte plötzlich kurz vor Weihnachten entlassen wurden. Über die Hintergründe dieser Kündigung berichteten zwei Schüler des Online-Schülermagazins „Camäléon“. Der Artikel mit dem Titel „Schlüsselübergabe statt Abschiedsfeier“ ist mit dem Sozialpreis ausgezeichnet worden, den der VdK Saarland im Rahmen des Axel-Buchholz-Preises für journalistischen Schülernachwuchs vergibt.
„Diese kurzfristige Kündigung hat uns schockiert, darüber wollten wir mehr erfahren. Wir haben diese Menschen ja jeden Tag gesehe. Manche standen kurz vor der Rente, für sie war das ein tiefer Einschnitt“, sagt der 15-jährige Max Ernst, der seit sechs Jahren bei „Camäléon“ mitarbeitet.
Zusammen mit dem 16-jährigen Julian Bidot will Max Ernst die Hintergründe herausfinden – unter hohem Zeitdruck. „Wir haben lange recherchiert, denn wir wollten mehrere Perspektiven einbringen und nachvollziehbar machen, warum der Regionalverband als Schulträger diesen Schritt gegangen ist – das war das Spannende daran. Wir hatten auch nachts Konferenzen mit unserem Lehrer, damit der Artikel noch vor der Kündigung erscheinen kann“, sagt Julian Bidot.
Die beiden Schüler sprechen nicht nur mit den betroffenen Reinigungskräften, mit Schülern und Lehrern sowie dem Schulleiter. Sie führen auch ein Interview mit dem Pressesprecher des Regionalverbandes. Dieser begründet das Vorgehen mit der Vergaberechtsreform von 2016, durch die EU-Recht in deutsches Recht umgesetzt wurde. Seitdem müssen öffentliche Aufträge europaweit ausgeschrieben werden.
Der Pressesprecher erklärt in dem Interview, dass der Vertrag der Reinigungskräfte aus den 90er Jahren stamme. Ein derartiger unbefristeter Vertrag sei heute nicht mehr zulässig, da andere Firmen keine Chancen hätten, sich zu bewerben. Das DFG sei eine der letzten Schulen gewesen, an denen bis dahin noch keine Ausschreibung stattgefunden hätte.
In dem Interview haken die Schüler mehrfach nach, um zu erfahren, nach welchen Kriterien die Aufträge vergeben, wie die Qualität der Arbeit sichergestellt, ob die Arbeitsbedingungen überprüft und die neuen Kräfte entsprechend bezahlt werden. Sie wollen auch wissen, ob Tariflöhne nicht dadurch unterlaufen werden könnten, dass unrealistisch niedrige Arbeitszeiten zur Reinigung des Gebäudes angesetzt werden.
„Recherche heißt kritisch nachfragen und den Dingen auf den Grund gehen. Dazu gehört auch Unvoreingenommenheit“, sagt VdK-Landesgeschäftsführer und Jurymitglied Peter Springborn in seiner Laudatio. Der Beitrag von Julian Bidot und Max Ernst zeichne sich aus durch „Neugier, unvoreingenommene Recherche sowie Betroffenheit durch räumliche und persönliche Nähe“. Die Recherche habe gezeigt, dass die Kündigung der Reinigungskräfte keine böse Absicht gewesen sei, sondern durch eine „an sich gut gemeinte EU-Gesetzgebung“ verursacht wurde – „mit absolut unsozialen Nebenwirkungen“.
Der Artikel sorgte an der Schule für große Resonanz. „Die Schulgemeinschaft war entsetzt darüber, denn die Reinigungskräfte waren ein fester Bestandteil am DFG. Sie haben fast ihr halbes Leben hier gearbeitet und ihren Job gerne gemacht. Durch unseren Bericht gab es noch mehr Aufmerksamkeit und viele Kommentare, auch von Lehrerinnen und Lehrern.“ Die Arbeit der Schüler wurde im Rahmen des Axel-Buchholz-Preises gleich doppelt prämiert – neben dem Sozialpreis erhielten die beiden auch den Courage-Preis der Kultusministerin.
Maria Wimmer
Der Sozialpreis des VdK Saarland ist mit 1000 Euro dotiert. Prämiert werden Beiträge zu sozialem Engagement, sozialem Zusammenhalt oder sozialem Frieden in Print, Radio, Fernsehen oder den Sozialen Medien. Der Axel-Buchholz-Preis wird seit 2014 an journalistischen Schülernachwuchs im Saarland verliehen – inzwischen in sieben Kategorien. Landesgeschäftsführer Peter Springborn vertritt den VdK in der Jury.
www.axel-buchholz-preis.de
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