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Historisches zum VdK Ortsverband Odenkirchen-Giesenkirchen

Chronik des Sozialverbands VdK Deutschland
Kreisverband Mönchengladbach
Kreisverband Rheydt
Ortsverband Odenkirchen-Giesenkirchen

von Hans Segschneider

Nur wenige Menschen in unserem Land können sich noch an die große Rat - und Hilflosigkeit der deutschen Bevölkerung vor mehr als 65 Jahren nach dem 2. Weltkrieg zwischen 1939 und 1945 erinnern. Kaum noch einer kann sich die innere und äußere Not, die Hoffnungs- und Zukunftslosigkeit der Menschen dieser Zeit vor Augen führen. Durch die vorliegende, zusammenfassende Chronik des Verbandes möchten wir der jetzigen Generation die Beweggründe aufzeigen, die zur Bildung des Verbandes führten und seine Entwicklung darstellen. Zudem soll sie die älteren Mitglieder zur Erinnerung an die abgelaufene Zeit bewegen. Die Chronik des VdK Ortsverbandes Odenkirchen ist allerdings nur in Abstimmung mit der Chronik des Kreisverbandes machbar, weil sie vom Wesen her nicht losgelöst werden kann.

Mai 1945. Die Waffen schweigen. Der Krieg ist beendet. Deutschland hat kapituliert. Die Siegermächte teilten Deutschland in Besatzungszonen auf. Unsere Region gehörte zur Britischen Besatzungszone. Mönchengladbach, Rheydt und Wickrath waren in den Zentren zu 80 Prozent zerstört. Die Infrastruktur, die Industrie, die Verkehrswege und Betriebe waren in vielen Bereichen nicht mehr vorhanden. Die Menschen standen vor einem Trümmerfeld unfassbaren Ausmaßes. Wohnraum war kaum vorhanden. Der Lebensbedarf war völlig unzureichend und ungesichert. Hunger und wirtschaftliche Not herrschten.

Am Ende des Krieges blieben nicht nur ein zerbrochenes Reich, verwüstete Städte und Dörfer übrig sondern auch ein Volk, das seine ethnischen und moralischen Wurzeln verloren zu haben schien. Heimatlos gewordene, hungernde, innerlich zerbrochene, haltlose Menschen trugen die Wunden des Krieges an Leib und Seele wie eine schwere Last mit sich, die keine Perspektiven auf eine gesicherte Zukunft erkennen ließen. Verstümmelungen des Körpers, Verluste an Gliedmaßen, des Augenlichts, Angstzustände, nicht enden wollende Schmerzen, oft auch nicht aus dem Gedächtnis zu löschende furchtbare Erlebnisse und Nervenschädigungen ließen Lebenserwartungen, Hoffnungen, Wünsche und Träume, ja, die gesamte Lebensplanung zerbrechen.

Die Leiden der Gefangenschaft, die Demütigungen durch Besatzer, auf der Flucht und nach der Heimkehr, die Hilflosigkeit bei der Suche nach einem neuen Lebensinhalt ließen manch einen mutlos werden. Kriegsopfer sind sie alle. Seelisch, nicht sichtbar - aber innerlich. Viele auch äußerlich - für alle sichtbar. Die Verwüstungen des Krieges sind immer schrecklich. Auch heute noch, denn viele unserer Schwerverwundeten haben im Älterwerden mit stärkeren Schmerzen und Folgeerscheinungen zu kämpfen. Die Schädigungsfolgen erschweren und belasten allgemeine Erkrankungen gerade des Alters. Bei den Hinterbliebenen graben sich die Spuren der langen Wittwenschaft und des Alleinseins immer tiefer in die Empfindungen ein. Vereinsamung macht krank - auch das sind Spätfolgen des Krieges.

Die Masse der Kriegsopfer war auf Sozialhilfe angewiesen; denn eine Kriegsopfer-versorgung gab es nicht. Nur die Schwerbeschädigten wurden an die Sozialversicherungen verwiesen. Die meisten Beschädigten hatten aufgrund ihres Lebensalters nur wenige geringe oder auch gar keine Beiträge zur Rentenversicherung eingezahlt.

Eine Tugend hatte der Krieg nicht vollständig zerstört: die Hilfsbereitschaft. Die Solidarität mit Menschen gleichen oder ähnlichen Schicksals führten Kriegsversehrte zusammen. Hinzu kamen Frauen und Waisen, deren Ehemänner oder Väter im Krieg gefallen, vermisst oder noch in Gefangenschaft waren. Wer sorgte sich um die Kinder, deren Eltern Opfer des Bombenkrieges wurden oder um die Kinder, die, ihrer Heimat entwurzelt, vereinsamt und ohne Bindung an irgendeine Gemeinschaft ihr Leben fristeten?

Alle suchten gemeinsam und beharrlich nach Linderung der schlimmsten Not. Die alten Kriegervereine genügten nicht, waren zudem auch verboten. Es mußte das Recht auf Versorgung eingeklagt werden können. Das war aber nur in einer Gemeinschaft über die Gesetzgebung möglich. Die Kriegsopfer strebten darum eine durch die Gesellschaft mit ihren politischen Kräften getragene und akzeptierte Vereinigung an, die in der Lage war, die sozialpolitischen Aspekte zu entwickeln, das Renten- und Entschädigungsrecht zu gestalten und durchzusetzen. Es galt, für Kriegsopfer und Hinterbliebenen die Anerkennung zu erkämpfen, ihre Rechte zu erstreiten, damit ihr Leben wenigstens einen kleinen Lichtblick in all ihrer Not erhielt.

So entwickelten sich in vielen Städten und Gemeinden ab Herbst 1945 Selbsthilfegruppen, die die drückendste Not der Kriegsopfer lindern wollten. Oft waren die Initiatoren Kriegsopfer aus dem 1. Weltkrieg, die noch Verbandserfahrung besaßen und die Opfer des 1. und 2. Weltkrieges um sich sammelten. Es gab große Schwierigkeiten mit der Britischen Militärregierung. So wurde z.B. der Begriff "Kriegsopfer" nicht genehmigt. Trotz vieler Hemmnisse gelang es nach vielen zähen Verhandlungen mit Zustimmung der Militärbehörden und der deutschen Behörden eine neue Organisation als "Bund der Körperbehinderten" zu gründen.

Auch in Mönchengladbach und Rheydt bildeten sich je ein "Bund für Körperbehinderte". In Rheydt wurde 1. Vorsitzender der in Odenkirchen tätige Gymnasiallehrer Karl Abendroth. Er war ein verbandserfahrener Schwerbeschädigter des 1. Weltkrieges. Ihm zur Seite standen die Mitgründer Armin Zeys und als Geschäftsführer Hans Kempis, der seit Gründung des Verbandes im Bereich der Sozialgesetzgebung fundierte Kenntnisse erworben hatte. Die gab er in den damals zahlreichen Mitgliederversammlungen als Information an die Mitglieder weiter. Die Menge der Ratsuchenden wurde immer zahlreicher. Die Folge war die Suche nach einer geeigneten Geschäftsstelle. Zunächst auf der Kreuzstrasse, dann auf der Odenkirchener Strasse wurden die Ratsuchenden betreut. Erste Priorität war die Einzelberatung und Vertretung der Mitglieder vor den zwischenzeitlich gegründeten Versorgungsverwaltungen. Es galt, die die Not der Kriegsopfer zu lindern, ihre Rechte durchzusetzen und eine neue Versorgungsordnung aufzubauen.

Die positive Arbeit im Kreisverband war dadurch möglich geworden, weil im Mai 1947 für die Britische Besatzungszone die Sozialversicherungsdirektive Gültigkeit erlangte, in der die Versorgung der Kriegsopfer geregelt wurde. Im Dezember 1950 flossen diese Regelungen in das Bundesversorgungsgesetz ein. Damit wurde einheitliche Regelung für alle Kriegsopfer in der Bundesrepublik geschaffen.

Die Aktivitäten des Kreisverbandes wurden hierdurch in eine den gesetzlichen Regelungen verpflichtete Gemeinschaft übergeführt. Anträge der Mitglieder auf Anerkennung der Kriegs- und Kriegsfolgeschäden, Einstufung nach Grad der Erwerbsminderung, Berufsschadensausgleich, Ausgleichsrenten, Einsprüche gegen Entscheidungen des Versorgungsamtes und Einleitung von Klageverfahren wurden durch den Kreisverband bearbeitet und an das Versorgungsamt weitergeleitet. Für NRW waren Versorgungsämter geschaffen worden. Für unseren Bereich war das Versorgungsamt Düsseldorf zuständig. Als Rechtsmittelinstanzen wurden die Oberversicherungsämter geschaffen, deren Aufgaben später in die Instanzen der Sozialgerichtsbarkeit übergeleitet wurden.

Nicht alle Kriegsopfer waren organisiert. Sie fanden Rat und Hilfe bei der Kriegsopferfürsorgestelle in der Stadtverwaltung. An dieser Stelle müssen wir besonders an den Odenkirchener Bürger, Herrn Schnieders erinnern, der zusammen mit dem Beigeordneten Herrn Marx stets ein offenes Ohr für die Belange aller Kriegsopfer hatte

Die Zahl der Mitglieder stieg, so dass sich in Rheydt schon bald 8 Ortsgruppen mit mehr als 3000 Mitgliedern bildeten. Der Verband "Bund der Körperbehinderten" hatte sich zwischenzeitlich in "Reichsbund der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen" umbenannt. Nach der Schaffung des föderalistischen Aufbaues der Bundesrepublik blieb der Reichsbund ein zentral geleiteter Verband mit Sitz in Hamburg. Hiermit waren die Landes- und Kreisverbände nicht einverstanden, da ihnen jede Selbständigkeit und Eigenverantwortung genommen wurde. Sie schieden darum überwiegend aus dem Reichsbund aus und gründeten 1947 in Stuttgart den "Verband der Kriegsbeschädigten, Hinterbliebenen und Rentner Deutschlands e.V. (VdK)" mit einem föderalistischen Aufbau und somit der Selbständigkeit der Landesverbände als eingetragener Verein. Dieser Name wurde durch Beschlüsse der Bundesversammlungen in den Jahren bis heute mehrmals geändert, um sich den gewandelten Aufgaben durch Erweiterung der Mitgliedschaft innerhalb des Verbandes anzupassen.

Neben den sozialpolitischen Aktivitäten waren der Kreisverband und seine Ortsgruppen, die seit 1987 Ortsverbände genannt werden, auch gesellschaftspolitisch tätig. Neben Mitgliederversammlungen fanden Weihnachtsfeiern, Ausflugsfahrten und Altennachmittage regen Zuspruch. Die Akzeptanz des Verbandes wurde in weiten Teilen durch die Bevölkerung mit getragen. Das Stadttheater bot vergünstigte Preise zu Vorstellungen, die "Skala Eisrevue" bot dem Verband zahlreiche Frei- und Ermäßigungskarten an.

Der RMC (Rheydter Club für Motorsport e.V.) organisierte viele Jahre lang einen großen Autokorso. Clubmitglieder, dazu Bürger der Stadt, die ein Auto besaßen, stellten sich in den Dienst dieser Sache und transportierten Kriegsopfer und Hinterbliebene in die Eifel, das Bergische Land, das Sauerland oder den Niederrhein. Die Stadtwerke stellten zwei Busse zur Verfügung. Selbst der Oberstadtdirektor stellte seinen Dienstwagen in den Dienst dieser guten Sache. Die Polizei sorgte landesweit für einen reibungslosen Verkehrsablauf. Der zunehmende Autoverkehr ließ diese großzügigen Fahrten leider nicht mehr zu.

Der Odenkirchener Verbandsbereich mit den Ortsgruppen Odenkirchen, Geistenbeck und Mülfort war hier aktiv vorbildlich eingebunden. Deren Vorsitzende Karl Ringel, Heinz Stevens und Peter Joereskes waren zudem in den Vorstand des Kreisverbandes Rheydt eingebunden. Die Odenkirchener Ortsgruppe zeichnete sich am Muttertag durch eine Blumenspende aus an die Mütter, deren Söhne im Krieg gefallen waren. Diese Sitte, die vom Kreisverband übernommen wurde, hat sich bis 1996 erhalten. Kein Wunder, denn der Kreisverbandsvorsitzende war seit Februar 1954 der Odenkirchener Karl Ringel. Um die Verbesserung der Struktur in der Kriegsopferversorgung und im Hinterbliebenenrecht zu erreichen, hat er mit vielen örtlichen Politikern, Landtagsabgeordneten und zuständigen Verwaltungen gesprochen, mit seinem Vorstand an überörtlichen Demonstrationen des VdK geholfen, die Neuentwicklung im Renten- und Entschädigungsrecht durchzusetzen.

Im Ortsverband Odenkirchen wurde der Zusammenhalt der Mitglieder durch eine intensive Betreuung mit Hilfe ehrenamtliche Helfer gewährleistet. Weil der Mitgliedsbeitrag durch den Hauskassierer monatlich erfolgte, der bei dieser Gelegenheit auch die verbandseigene Zeitung verteilte, wurden Erfahrungen über Sorgen der Mitglieder gesammelt und mögliche Hilfen in Gang gebracht. Viele informative Mitgliederversammlungen, kleine Feste zu besonderen Anlässen, Kinderfeiern, Ausflüge, Frauenkreise, Geburtstagsbesuche und die jährliche Weihnachtsfeiern entwickelten ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das die Notzeiten leichter ertragen ließ und einer Vereinsamung vorbeugte.

Heute kaum noch in der Erinnerung der meisten Bürger entstanden in Odenkirchen mit Hilfe der verbandseigenen Wohnungsbaugesellschaft 6 Doppelhäuser für Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene.

Wegen Erkrankung wurde Karl Ringels 1959 durch Friedel Oellers, die ihren Mann durch den Krieg verloren hatte, in seinem Amt als Vorsitzender der Ortsgruppe Odenkirchen abgelöst. Er übergab einen geordneten, rührigen Verband, dessen Vorstand aus 15 Personen bestand. Die Zahl der Mitglieder stieg an, da nach heftigem sozialpolitischem Gerangel um den Entwurf zum 2. Neuordnungsgesetz für eine gerechte Entschädigung der Kriegsopfer klar wurde, dass der Staat wie in den vergangenen 18 Jahren immer noch im Fürsorgedenken verharrte. Landesgeschäftsführer Kempis aus Rheydt stellte noch einmal sehr deutlich heraus, dass die Kriegsopferversorgung nicht auf den Prinzipien der allgemeinen Fürsorge beruhe. "Der Staat kann nicht verlangen, dass der einzelne den Verlust seiner Gesundheit, die er dem Staat geopfert hat, nun als privates Risiko auf sich nehmen muß. Der VdK befindet sich 18 Jahre nach dem Krieg immer noch im Kampf für einen ausreichenden Dank des Vaterlandes." Die zahlreichen Kundgebungen in Rheydt, an denen sich gerade auch die Odenkirchener Ortsgruppen mit vielen Mitgliedern beteiligten, waren ein Zeichen für die erhebliche Verbitterung über die Nichteinhaltung berechtigter Forderungen, die zugesagt waren.

Inzwischen hat sich an der Lage der Kriegsopfer durch die Gesetzgebung Entscheidendes getan, so dass, gemessen an der Lage in anderen Ländern, diese sich für die betroffenen Menschen in unserem Land so gebessert hat, dass die finanzielle Not überwunden werden konnte. Die körperlichen und seelischen Schäden bleiben weiterhin sichtbares Zeichen eines sinnlosen Krieges. Der VdK ist heute die Vertretung für die sozialen Interessen gegenüber der Öffentlichkeit, den Behörden und Verwaltungen. Er betreut die Mitglieder in Angelegenheiten der Kriegs- und Wehrdienstopferversorgung, im sozialen Entschädigungsrecht, in Belangen der Sozialversicherungen, des Sozialhilfe- und Behindertenrechts, soweit zugelassen. Er hilft den Mitgliedern bei der Pflegeversicherung, bei der Durchführung von Erholungsmassnahmen in verbandseigenen Erholungshäusern. Die soziale Betreuung älterer Mitglieder, die nach ihren Lebensumständen hilfsbedürftig oder vereinsamt sind, ist im Rahmen von Altenbesuchen viele, viele Jahre ehrenamtlich erfolgt. Die ehemalige Form der Selbsthilfe griff eben nach wie vor.

Das Jahr 1975 sollte ein besonderes Jahr für den VdK werden. Zunächst fand in unserer Stadt zum 2.mal die Landesdeligiertenkonfernz (heute kleiner Landesverbandstag) des VdK Norddrhein-Westfalen statt. Im Herbst des gleichen Jahres bildeten die VdK Kreisverbände Mönchengladbach, Rheydt und die Ortsgruppe Wickrath durch Zusammenschluß den neuen Kreisverband Mönchengladbach. In der Ortsgruppe Odenkirchen wurde bereits im Frühjahr Hans Segschneider Vorsitzender der Ortsgruppe. Dank seiner langjährigen Erfahrung in der Sportvereinsführung und seiner der Arbeit in politischen Gremien wurde Odenkirchen treibender Motor des angeführten Zusammenschlusses zum neuen Kreisverband, hatte er doch schon federführend den Zusammenschluß der Kreissportbünde Mönchengladbach und Rheydt initiiert und durchgesetzt.

Wie das nach einer kommunalen Neugliederung nicht anders zu erwarten war, gab es Anpassungsschwierigkeiten der bisher einzeln agierenden Gruppen. Schon die Arbeitsweisen der Kreis- und Ortsverbände waren doch recht unterschiedlich. Manche Vorstände hielten sich nicht an Satzung und Geschäftsordnung. Hier waren Hilfen in der Vereinsführung angesagt. Die Aufgabenverteilung war oft nicht klar in ihren Kompetenzen. Auch die Anpassung an eine neue Satzung des Landesverbandes mit Geschäfts- und Kassenordnung ergab viel Aufklärungsbedarf bei den ehrenamtlichen Helfern, zumal der Aufgabenbereich des VdK jetzt wesentlich über die Betreuung der Kriegsopfer hinausging.

Doch in einem waren sich alle Gruppen einig: Die Betreuung der Mitglieder sollte in echter Solidarität vor Vereinsamung schützen. Spektakuläre Unterhaltungsnachmittage, Tanzveranstaltungen und Karnevalssitzungen entfielen. Die Mitglieder waren älter, kraftloser und unbeweglicher geworden. Manch einer hatte sich im Kampf um die Sozialrechte aufgerieben, andere resignierten. Die Zeit hatte sich geändert. Vorstandsaufgaben fanden weniger Helfer. Die nachrückende Generation gehörte nicht der Kriegsgeneration an. Fast unbemerkt hatte sich dieser Wandel in der Struktur des Verbandes vollzogen. Der Kampf um Rentenrechte stand im Vordergrund zur Motivation, Mitglied zu werden. Die immer komplexer werdende Gesetzeslage konnte von Ehrenamtlern nicht mehr vermittelt werden.

Die Auseinandersetzungen mit politischen Gremien wurden schärfer. Es ging im Wesentlichen um den Erhalt der gesetzlichen Bestimmungen, die gerade im Rentenrecht erstritten worden waren. Die jüngere Generation der parlamentarischen Mandatsträger in Bund, Land und in den Gemeinden mussten wieder vom Ansinnen des VdK überzeugt werden. Durch Tod schrumpften die Mitgliederzahlen. Der neue Name zeigte die Veränderung in den Verbandsaufgaben: Im Namen ist das erweiterte Programm sichtbar. " Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner". Diese neuen Aufgaben wurden gerne in Anspruch genommen. Von besonderer Bedeutung war der Umstand, dass der VdK seine Mitglieder vor den Sozialgerichten durch seine Rechtsabteilung vertreten darf.

Die Betreuung der Mitglieder in Odenkirchen wurde für den Kreisverband vorbildlich. Das führte dazu, dass Hans Segschneider 1987 auch Vorsitzender des Kreisverbandes Mönchengladbach wurde. Ihm zur Seite stand als Kassierer Rolf Lauer aus demselben Ortsverband. Verband hießen die ehemaligen Ortsgruppen jetzt, da der alte Name politisch belastet war. Die Ortsverbände Mülfort und Geistenbeck wurden in Odenkirchen eingegliedert. Die Führungskräfte aus Mülfort und Geistenbeck leisteten wesentliche Hilfe für den neuen, größeren Ortsverband in einem 18köpfigen Vorstand. Die Betreuung erfolgte jetzt hauptsächlich durch ehrenamtlich tätige Frauen. Der Beitrag wurde durch Einzugsverfahren oder Einzahlungen bei der Bank geleistet. Die Verbandszeitung wurde durch den Landesverband direkt verschickt. So entfiel für den Kassierer das Hauskassieren, aber auch die persönlichen Umstände der Mitglieder konnte der Ortsvorstand nun nicht mehr unmittelbar erfahren.

Neben der Betreuung wurden die jährlich stattfindenden Busreisen, oft mit drei Bussen, in die Eifel, das Sauerland, das Münsterland, zum Hermannsdenkmal und in den Westerwald zu bleibenden Erlebnisfahrten. Doch auch hier machte sich das zunehmende Alter der Teilnehmer bemerkbar. Die immer im Programm enthaltenen Wanderungen wurden manch einem zur Last.

Es war eine gute Fügung, dass ein Mitglied aus Odenkirchen einen Schiffseigner kannte, der mit seinem Schiff "MS Siebengebirge" das mittlere Rheintal befuhr. So entstanden herrliche Fahrten auf dem Rhein. Mit 150 Mitgliedern fuhren wir kombiniert mit 3 Bussen von Niederdollendorf nach Koblenz, nach Boppard, nach Rüdesheim, nach Duisburg. Die Fahrten wurden so gerne angenommen, dass wir mit 6 Bussen und einem neuen, größeren Schiff den Rhein erfuhren. Mehr als 30 Fahrten kamen zustande. Immer ein wundervolles Erlebnis. Die Mitglieder und auch Gäste konnten vom Schiff aus das Rheintal sehen, Burgen bestaunen, Geschichten hören, gut essen und trinken, Sonne genießen und relaxen. Selbst eine Regennacht beim Abendfest "Rhein in Flammen" zwischen Koblenz und Andernach tat der Freude keinen Abbruch. Schade, dass das Ehepaar Hoitz den Schiffsbetrieb aufgegeben hat.

Jahr für Jahr bis zum Jahr 2008 stimmte jeweils am 1. Advent in Anwesenheit des Bezirksvorstehers, den Vertretern der politischen Fraktionen und des Heimatvereins eine stimmungsvolle Feier auf die Weihnachtszeit ein. Anspruchsvolle musikalische Darbietungen für Trompeten, Flötenspiel, Klaviervorträge, oft in Verbindung mit der Musikschule, Mandolinenorchester, örtliche Chöre umrahmten Lesungen, Gedichtvorträge und Informationen über das Wesen des Verbandes. So wurde es durch die Finanzbehörde gefordert, nachdem der VdK den Status der Gemeinnützigkeit erhalten hatte. Darum durfte die Feier auch nicht Weihnachtsfeier genannt werden, weil im Namen Weihnachtsfeier die Aufgabenstellung des Verbandes nach der Satzung nicht erkennbar war. Lediglich als Informationsveranstaltung sollte diese, der Vereinsamung entgegenwirkende Feier deklariert werden. Eine Tombola zum Selbstkostenpreis ohne Gewinn für Verbandsaufgaben wurde entgegen der Auflage der Behörde noch einmal durchgeführt. Als aber die Auflagen der Gesellschaft für Musikaufführungsrechte (Gema) immer höher im Preis wurde, hat der Vorstand kapituliert und diese Feiern in der von den Mitgliedern gern gesehenen Form eingestellt. Schade, denn mit dem Programm entfiel auch das nachmittägliche Zusammensein bei Kaffee und Kuchen.

Die verwaltungsmäßige soziale Kälte ist im Grund für die Aufgabe dieser wesentlichen Verbandsziele auf der Ebene der Ortsverbände verantwortlich. Das führte auch dazu, dass nach dem Ausscheiden des Vorsitzenden Hans Segschneider im Jahr 2000 (er übernahm nach mehreren schweren Erkrankungen wegen seiner Erfahrung und seines ausgleichenden Wesens wichtige Aufgaben im Landesverbandsausschuß und im Beschwerde - und Schlichtungsausschuß im Landesverband NRW), mit den Vorsitzenden Manfred Janissen und ab 2004 Helmut Enk seit 2009 der Vorstand seine Aktivitäten einstellte. Selbst ein Versuch des Kreisverbandes, einen neuen Vorstand zu etablieren, scheiterte. Die Interessen der Mitglieder aus Odenkirchen werden nun vom Kreisverband wahrgenommen. Erfreulich ist aber festzustellen, dass die Zahl der Mitglieder weiter gewachsen ist. Der Verband hat neue Aufgabenfelder erschlossen und sich einen neuen Namen gegeben. Da der Kreis der Kriegsopfer und Hinterbliebenen nur noch durch wenige Überlebende rekrutiert wird, andererseits aber neue Aufgaben der sozialen Betreuung von Menschen die nach ihren Lebensumständen hilfsbedürftig oder vereinsamt sind, die der Förderung der Teilhabe, Teilnahme und Gleichstellung von Behinderten und älteren Menschen bedürfen, hat sich der Verband den Namen "Sozialverband VdK e.V." gegeben. Er ist damit Interessenvertreter auch der schwerbehinderten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Es ist zu hoffen, dass sich in Odenkirchen bei der großen Zahl der Mitglieder in Kürze wieder ein Vorstand bilden kann, der eine der wichtigsten Aufgaben in der Mitgliedschaft wieder übernehmen kann: die Betreuung der einsamen und hilfsbedürftigen Menschen gleich welchen Alters durch ehrenamtliche Helfer im Ortsverband.

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