Sozialverband VdK - Ortsverband Kastel-Amöneburg
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"Barrierefreier Bahnhof Kastel - Wunsch oder Wirklichkeit?"


VdK-Infoveranstaltung führte Vertreter von Bahn und Politik zusammen


Am Donnerstag, den 14.11.2013 fand um 17:00 Uhr im Bürgerhaus Mainz-Kastel, Clubraum 3 (Gaststätte) eine Informationsveranstaltung zum Thema "Barrierefreier Bahnhof Kastel - Wunsch oder Wirklichkeit" statt. Diese wurde organisiert vom VdK Ortsverband Kastel-Amöneburg. Der persönlichen Einladung waren gefolgt: Herr Heiko Scholz von der DB, Ortsvorsteherin Christa Gabriel, der Vorsitzende des Vereinsring Mainz Kastel Herr Josef Kübler, Herr Manfred Kleinort, Stadtältester sowie einige Damen und Herren des Ortsbeirat Kastel.

Das Problem für behinderte Reisende mit Rollstuhl am Bahnhof Kastel besteht darin, dass für sie nur das Gleis 1 erreichbar ist. Wer in Richtung Frankfurt/Main reisen will, muss zunächst nach Wiesbaden fahren, um dort umzusteigen. Denn am Bahnhof Kastel fehlen Aufzüge, um zum Gleis 2 zu gelangen. Alternativ fahren Behinderte und Frauen mit Kinderwagen mit dem Bus nach Mainz, um vom Hauptbahnhof weiter zu reisen.

Herr Heiko Scholz von der Deutschen Bahn (DB), der auch im Namen des Regionalverkehrsverbundes sprach, dankte ausdrücklich für die Einladung und betonte, dass sowohl die DB als auch der Regionalverkehrsverbund an einer konstruktiven Problemlösung für den Bahnhof Kastel interessiert sind und unterstützen.

Herr Scholz nutzte die Gelegenheit, um den Sachstand der Machbarkeitsstudie sowie die
Entscheidungsprozesse, Prozessbeteiligten und Finanzierungsmöglichkeiten
eines Projekts zum barrierefreien Ausbau der Station Mainz-Kastel aus
seiner Sicht zu skizzieren. Voraussetzung ist die Beschlussfassung eines Projektes und dessen Aufnahme in die Rahmenvereinbarung Hessen. Ebenfalls erforderlich ist die Unterstützung der Stadt Wiesbaden.

Da nach der Ablehnung der Vorschläge des Ortsbeirates für eine Minimallösung, durch das Eisenbahnbundesamt, aus Gründen der Sicherheit, nichts mehr geschehen ist, kam es dadurch wahrscheinlich, automatisch, zum Erliegen des Projektes. Herr Scholz empfahl den Vertretern des Ortsbeirates, die gescheiterten Beschlüsse zurückzunehmen und ein neues Projekt zu starten. Wobei das Ermitteln einer konkreten Lösung, in Form einer Machbarkeitsstudie, erst der zweite Schritt sei und in enger Kooperation mit dem Eisenbahnbundesamt als letztem Entscheidungsträger erarbeitet werden sollte. Er betonte, dass für die DB die Sicherheit vor der Barrierefreiheit oberste Priorität hat.

Ein engagierter Bürger, der bis 2011 bei der Bahn beschäftigt war, verwies darauf, das nicht nur der barrierefreie Zugang zu den Bahngleisen zu realisieren sei, sondern auch der Zugang von den Bahnsteigen in die verschiedenen Transportmittel innerhalb des Projektes mit geregelt und sichergestellt werden muss. Denn der Bahnhof Kastel ist ein Mischbahnhof und deshalb muss die Höhe der Bahnsteige 65cm betragen, während die Einstiegshöhe der S-Bahnen 95cm beträgt.

Außerdem erklärte er, dass die Rampe auf dem Bahnsteig des Gleises 2 noch aus der Zeit stammt, da auf dem Bahnhof Kastel noch Güterwagen abgefertigt wurden. Minimallösungen, wie sie der Ortsbeirat vorgeschlagen hatte, seien nur auf Bahnhöfen realisierbar, mit großem sicherheitstechnischem Aufwand, wenn Personal der DB vor Ort ist. Ob die DB entsprechende Planstellen für den Bahnhof Kastel bereitstelle, sei mehr als fraglich.

Herr Lottig, Fachberater für Barrierefreiheit und Bezirksbeauftragter des VdK Bezirksverband Wiesbaden, verwies darauf, dass der für Behinderte erzwungene Umweg über Wiesbaden, um nach Frankfurt reisen zu können, aufgrund der fehlenden Barrierefreiheit, einen Verstoß gegen das Diskriminierungsgesetz darstellen könnte. Er hält eine Aufzugslösung für die einzig realistische Option.

Frau Christa Gabriel, die Ortsvorsteherin, gab zu bedenken, das dem Ortsbeirat auf Anfrage mitgeteilt wurde, das der Bahnhof Kastel nicht in der Prioritätenliste des "Programm für Barrierefreiheit des Landes Hessen" aufgeführt ist. Herr Scholz sieht die Notwendigkeit einer neuen Prioritätensetzung als Ergebnis eines politischen Prozesses.

Herr Kübler (SPD) vom Ortsbeirat und Vorsitzender des Vereinsring Kastel regte an, als schnelle Übergangslösung zumindest eine Kostenneutralität für die herzustellen, die darauf angewiesen sind über Mainz oder Wiesbaden fahren zu müssen, um nach Frankfurt zu gelangen. Herr Scholz unterrichtete die Anwesenden darüber, dass dies nicht in den Zuständigkeitsbereich der DB fällt, da diese nur für Schieneninfrastruktur und die Bahnhöfe zuständig sei.

Abschließend erklärte sich Herr Scholz bereit, bei der Bahnsparte "DB-Netz" des Eisenbahnbundesamtes anzufragen, ob alle denkbaren technischen Lösungen geprüft wurden oder ob nur die beiden eingereichten Lösungsvorschläge geprüft wurden. Er machte auch deutlich, dass eine Lösung, wie immer sie auch aussehe, nicht kurzfristig realisierbar ist, da es festgesetzte Prozedere gibt, in denen die zeitlichen Abfolgen einer Projektrealisierung genau festgesetzt sind, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.

Der Bahnhof Kastel ist der Halt in Wiesbaden, welcher nach dem Wiesbadener Hauptbahnhof die höchste Fahrgastfrequenz hat. Im August 2013 wurde der Kasteler Bahnhof zum Ersatzhalt für den Mainzer Hauptbahnhof, da es dort wegen Personalmangel im Stellwerk zu Umleitungen kam.

Im Jahr 2011 wurden Erneuerungsarbeiten am Bahnhof angekündigt, der als Umsteigepunkt für mehrere Tausend Passagiere am Tag dient. Passiert ist seither nichts.

Die Diskussionen wurden sachlich, aber auch mit großer Leidenschaft geführt und von allen Beteiligten als sehr informativ eingestuft. Bleibt zu hoffen, dass die Informationen dem Ortsbeirat helfen, den barrierefreien Umbau des Bahnhof Kastel möglichst noch in diesem Jahr im Zuge mit einem Austausch der Landeshauptstadt Wiesbaden auf die Wege zu bringen.

Michael Zingel
Pressesprecher VdK-Ortsverband Kastel-Amöneburg


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