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Welt-Schlaganfalltag am 29.10.:
Jeder Schlaganfall ist ein Notfall - 112!
Bearbeitungsstand 28.10.16
Am 29. Oktober ist Welt-Schlaganfall-Tag. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat den Aktionstag deutschlandweit in diesem Jahr unter das Motto gestellt: "Jeder Schlaganfall ist ein Notfall - 112!". Doch woran können Laien einen Schlaganfall erkennen? Was ist zu tun und warum darf man nicht zögern, den Notruf zu wählen? Die Online-Redaktion des VdK Deutschland hat zum Thema mit Dr. Bettina Begerow, Präventionsexpertin der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, gesprochen.
Jeder Schlaganfall ist ein Notfall! Daher müssen auftretende Symptome sofort im Krankenhaus abgeklärt werden. Alarmieren Sie bei Verdacht auf Schlaganfall sofort über die Telefonnummer 112 den Notruf.© Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
vdk.de: Das Motto des diesjährigen Aktionstages lautet "Jeder Schlaganfall ist ein Notfall - 112!". Warum ist es bei einem Schlaganfall so wichtig, dass so schnell wie möglich Hilfe gerufen wird?
Dr. Bettina Begerow: Bei einem Schlaganfall werden Teile des Gehirns aufgrund der Durchblutungsunterbrechung nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Der Tod von Nervenzellen ist die Folge. Eine wirksame Behandlung kann nur im Krankenhaus nach eingehender Untersuchung erfolgen. Jede Minute früher, in der diese Therapie einsetzt, verringert das Risiko bleibender Behinderungen und kann zudem Leben retten.
vdk.de:Was sind typische Symptome für einen Schlaganfall?
Dr. Bettina Begerow: Typische Symptome können sein: Gefühlsstörungen oder Lähmungen auf einer Körperseite ? bekannt ist sicherlich der hängende Mundwinkel als Anzeichen einer halbseitigen Gesichtslähmung, Sehstörungen, Sprach- oder Sprachverständnisstörungen, Schwindel mit Gangunsicherheit und sehr starker Kopfschmerz mit Übelkeit. Alle Symptome treten plötzlich, also schlagartig, auf.
vdk.de: Kann ich die Symptome auch als Laie erkennen?
Dr. Bettina Begerow: Es gibt ein paar einfache Testfragen, um einen Schlaganfallverdacht zu prüfen. Bitten Sie Ihr Gegenüber, zu lächeln. Erscheint das Gesicht asymmetrisch, hängt ein Mundwinkel? Bitten Sie Ihr Gegenüber, beide Arme parallel nach vorne zu heben. Fällt ein Arm wieder herab oder kann erst gar nicht in die Waagerechte gebracht werden? Und bitten Sie Ihr Gegenüber, einen einfachen Satz nachzusprechen. Wirkt die Sprache verwaschen bzw. kann der Satz erst gar nicht wiederholt werden? Sollte er oder sie Probleme mit einer dieser Aufgaben haben, müssen Sie einen Schlaganfall in Betracht ziehen. Dann sollten Sie sofort den Notruf auslösen.
Charakteristische Symptome für einen Schlaganfall
(auf die Grafik klicken, um sie zu vergrößern).
Sehstörungen; Sprach-, Sprachverständnisstörung; Lähmung, Taubheitsgefühl; Schwindel mit Gangunsicherheit; sehr starker Kopfschmerz: Wenn eines oder mehrere dieser Symptome auftreten, sofort 112 wählen!
vdk.de:Welche Informationen muss ich bei meinem Notruf weitergeben?
Dr. Bettina Begerow: Man spricht hier von den so genannten fünf W-Fragen: Was ist passiert? Wo ist es passiert? Wie viele Verletzte/Erkrankte gibt es? Welche Art der Verletzung/Erkrankung liegt vor? Wer meldet den Notruf? Wenn Sie einen Schlaganfall-Verdacht haben, sollten Sie ihn gegenüber dem Mitarbeiter in der Leitstelle unbedingt äußern.
vdk.de: Muss ich Angst davor haben, wenn es "falscher Alarm" ist, wenn ich also die 112 rufe und es sich herausstellt, dass der Betroffene zum Glück doch keinen Schlaganfall hatte?
Dr. Bettina Begerow, Präventionsexpertin der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe© Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Dr. Bettina Begerow:Nein. Das Motto lautet: "Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig!" Niemand wird Ihnen böse sein! Zu langes Zögern oder nicht zu handeln sind die falschen Reaktionen, wenn die Gefahr besteht, dass jemand schwerstbehindert bleibt. Manch einer hat auch die Sorge, er müsse den Rettungseinsatz bezahlen. Auch das stimmt nicht.
vdk.de: Wer hat ein besonders hohes Schlaganfall-Risiko?
Dr. Bettina Begerow: Das sind insbesondere Menschen mit oft langjährigen Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder der Herzrhythmusstörung, Vorhofflimmern. Übergewicht, mangelnde Bewegung und Rauchen sind ebenfalls Risikofaktoren.
vdk.de: Kann ich einem Schlaganfall vorbeugen oder mein Schlaganfall-Risiko zumindest verringern?
Dr. Bettina Begerow: Ja. Wir wissen heute, dass mindestens 70 Prozent der Schlaganfälle vermeidbar wären. Wer einen der erwähnten Risikofaktoren hat, sollte diesen regelmäßig kontrollieren und behandeln lassen. Und natürlich seine Lebensweise anpassen. Wir haben selbst viele Einflussmöglichkeiten, das persönliche Schlaganfall-Risiko zu senken und zudem Gesundheit und Wohlbefinden zu stärken.
Website der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe:
www.schlaganfall-hilfe.de
Film zum Thema:
VdK-TV: Schlaganfall - Wie ein Blitz aus heiterem Himmel (UT)
Es kann jeden von uns treffen, Frauen und Männer, alt und jung: Der Schlaganfall ist in Deutschland immer noch die dritthäufigste Todesursache.
Interview: Christina Liebeck