Url dieser Seite: http://vdk.de/ov-gleuel/ID245362
Sie befinden sich hier:

Vollzeitjob mit schmalen Einkommen

Vollzeitjob mit schmalen Einkommen.

Verdienen Vollzeitbeschäftigte eigentlich genug, um davon leben zu können ?
Die Ergebnisse sind bedenklich.

Branchen, in denen besonders schlecht verdient wird:
Reinigungs- und Lebensmittelberufe, Land- und Forstwirtschaft, Gastgewerbe, Einzelhandel, Logistik.

Mit Arbeit kaum oder gar nicht über die Runden zu kommen, ist in Deutschland längst keine Seltenheit mehr. Trotz Vollzeitjob verdient etwa jeder Fünfte weniger als 2.203 Euro brutto pro Monat . Das ist unterhalb der Niedriglohnschwelle . Die liegt bei 60 Prozent des mittleren Bruttoeinkommens aller Beschäftigten.Im Westen ist sie mit 2.289 Euro leicht über, im Osten mit 1.805 Euro deutlich unter dem Bundesdurchschnitt , In den neuen Bundesländern ist die Niedriglohnquote besonders hoch, jeder dritte Vollzeitjob ist betroffen.

Das ist das beunruhigende Ergebnis einer Anfrage der Fraktion „DIE LINKE“ an die Bundesregierung.
Seit Jahren verfestigt sich dieses dieses Problem.

Auch der von vielen Arbeitgebern öffentlichkeitswirksam beklagte Fachkräftemangel hat hier seine hausgemachte Ursache. Die Bundesagentur für Arbeit bestätigte jüngst, dass beispielweise in der Altenpflege jeder dritte Vollzeitjob iein Niedriglohnjob ist. Da darf sich niemand wundern , dass Pflegejobs unattraktiv sind.

Trotz Arbeit zum Leben zu wenig.
Angesichts steigender Mieten und Lebensunterhaltungskosten sorgen sich die Menschen um die Zukunft. Anstatt politisch gegenzusteuern, fördert die Bundesregierung weiterhin Arbeitgeber, die auf Lohndumping setzen und ohne Skrupel ihre Beschäftigten aufs Sozialamt zwingen. Dort wird deren Armutslohn mit Steuergeldern aufgestockt. Diese Subventionierung durch die Hintertür ist der Bundesregierung jährlich mehrere Milliarden Euro wert.

Die Folge dieser Stützungspolitik ist, dass die Zahl der Aufstockenden auf hohem Niveau verharrt. Nicht die fehlende Arbeitsbereitschaft der Menschen ist das Problem, sondern der schmale Lohn, von dem sie nicht leben können. Wer den Sozialstaat stärken will, muss dagegensteuern. In einem ersten Schritt mit einem Mindestlohn, der seinen Namen auch verdient: ohne Ausnahmen und Schlupflöcher.
Inzwischen plädieren die Gewerkschaften auch SPD und Grüne für einen Mindestlohn von 12,00 Euro. Gute Löhne stärken auch die Sozialversicherungssysteme.
Das tut not, denn die Bundesrepublik ist Europas größter Niedriglohnsektor, und sobald jemand, in die Arbeitslosigkeit fällt, besteht das Risiko der Armut Die Arbeitslosenversicherung bietet keinen verlässlichen Schutz, zwei Drittel der Arbeitslosen sind inzwischen trotz Versicherung von Armut bedroht. Folgen hat das auch für die Rente. Bekanntlich führt Erwerbsarmut direkt in Altersarmut.

Tarifbindung im freien Fall
Die Agenda 2010 und die Einführung von Hartz lV waren ein massiver Angriff auf die soziale Sicherheit und auf Arbeitnehmerrechte. Menschen wurden gezwungen, jede Arbeit zu noch so schlechten Bedingungen anzunehmen. Die disziplinierende Wirkung, die Hartz lV auf Beschäftigte ausübt, ist nicht zu unterschätzen. Wer Angst vor dem Abstieg hat, der muckt nicht mehr auf und hält die Füße still.

Das schwächte die Kampfkraft der Gewerkschaften nachhaltig und nutzte Arbeitgebern. Denn dort, wo die Tarifbindung gering und die Organisationsmacht der Gewerkschaften schwach ist, liegen die Löhne unter dem Durchschnitt. Die Kapitalseite profitiert von der Gewerkschaftsschwächung und steckt sich einen Großteil des gesellschaftlich produzierten Reichtum in die private Tasche.
Wir brauchen eine andere Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. In Ost und West gilt gleichermaßen: Mit Tarifvertrag wird besser gezahlt als ohne. Es ist im öffentlichen Interesse, die Tarifbindung zu stärken, besonders in den niedriglohngefährdeten Branchen. Der beste Garant für gute Arbeit sind immer noch flächendeckende Tarifverträge. Darüber hinaus müssen wir prekäre Arbeit eindämmen. Leiharbeit, Minijobs und sachgrundlose Befristung gehören abgeschafft, die Arbeitslosenversicherung muss gestärkt werden, und statt Hartz lV gilt es, das soziale Sicherungsniveau auf ein armutsfestes Dasein anzuheben.

© Clara Nr. 48/2019

Bildrechte einblenden

Bildrechte auf der Seite "https://www.vdk.de/ov-gleuel/ID245362":

    Liste der Bildrechte schließen

    Datenschutzeinstellungen

    Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

    • Notwendig
    • Externe Medien
    Erweitert

    Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.