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Nicht nur die Vorschrift, auch Empathie schützt Leben
Landesbehindertenrat NRW fordert Stärkung der Gesundheitsämter und größere Sensibilisierung für den Schutz Millionen chronisch kranker und behinderter Menschen in NRW
„Lockdown-Lockerungen und Aufatmen können Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen leider nicht, im Gegenteil, Lockerungen können geradezu eine Lebensgefahr sein, wenn die Vorschriften nicht eingehalten werden.“ Gertrud Servos vertritt die circa 600.000 chronisch kranken und behinderten Menschen, die in der Selbsthilfe organisiert sind. Die Vorsitzende des Spitzenverbandes Landesbehindertenrat NRW (LBR NRW) appelliert an die Landesregierung, die örtlichen Gesundheitsämter über Landesmittel mit mehr Personal zur Stärkung der Infrastruktur auszustatten, um Infektionsketten nachzuverfolgen und Maßnahmen zu ergreifen.
Darüber hinaus müsse noch mehr an der Aufklärung gearbeitet werden. Die Rechte der Menschen mit Behinderung, ihr Recht auf Selbstbestimmung, Teilhabe, Zugang zu Bildung und das Ziel eines inklusiven Arbeitsmarktes müssen, so wie in der UN-Behindertenrechtskonvention vorgeschrieben, gesichert werden!“
Der Schutz von Menschen jeden Alters, ob Studierende, Mädchen und Jungen, Jugendliche oder Ältere, die eine chronische Erkrankung oder eine Behinderung haben, dürften nicht länger auf einer strengen Isolation beruhen. Sie sollten darauf vertrauen können, dass die Mitmenschen die Bedeutung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen erkennen. „Jeder Fünfte in unserem Bundesland ist chronisch erkrankt oder hat eine Behinderung, also rund 3,6 Millionen. Die Einhaltung aller Vorschriften, das Abstandhalten, Mundschutz-Tragen schützt unser Leben“, so Servos.
Millionen von Mitbürgerinnen und Mitbürgern seien auf diese Solidarität im Alltag lebensnotwendig angewiesen. Wer nicht betroffen ist, mache sich oft kein Bild davon, was es bedeute, auf Betreuung angewiesen zu sein, in einem Pflegeheim zu leben und zusätzlich isoliert zu sein. Der Jurist Carl-Wilhelm Rößler, Vorstandsmitglied des Landesbehindertenrates, der mit einer 24-Stunden-Assistenz lebt, weist auf die vielfache Belastung hin: „Isolation verschlimmert alles. Auch die sogenannten Risikogruppen sind Menschen, die ihre Gesundheit durch einen Gang nach draußen, durch Atemholen im Viertel, durch Begegnung erhalten.“ Für viele Betroffene ist die persönliche Betreuung zusammengebrochen und damit der lebensnotwendige Kontakt.
Gerade jetzt komme es darauf an, dass die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen Empathie zeigen und versuchen, sich die Situation anderer vorzustellen. „Wir dürfen keine Konflikte zwischen verschiedenen Interessengruppen heraufbeschwören, sondern können jetzt die Chance nutzen, viel mehr voneinander zu erfahren“, so Gertrud Servos. Wie groß gerade der Lebenshunger der jungen Menschen in Zeiten der Kontaktsperre war, wissen wir nicht nur aus unserem Netzwerk von Frauen und Mädchen mit Behinderung/chronischer Erkrankung.“ Allerdings sei hier wie in den anderen Verbänden auch die Angst groß, dass Lockerungen lässig betrachtet und die Maskenpflicht und die Abstand- und Hygieneregeln aus Unwissenheit nicht ernsthaft genug eingehalten würden. Dies sei aber wichtig, damit Arztbesuche für Menschen mit Behinderung möglich sind, Erledigungen und begleitete Einkäufe im Supermarkt.
Auch für die Schülerinnen und Schüler mit Behinderung müsse die Inklusionsbegleitung und damit Bildung gesichert werden. Viele Menschen in Nordrhein-Westfalen machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz, das gilt auch für die Inklusionsbetriebe, die hart getroffen sind. Auch diese Arbeitsplätze dürfen nicht verloren gehen.
Der Landesbehindertenrat NRW vertritt Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen, ebenso unterschiedlich müssen für sie Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Zum Beispiel laufen Blinde und hochgradig Sehbehinderte Gefahr, dass man zu nahe an sie herankommt. Andererseits ist das Gebärdensprachdolmetschen im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern in deutschen Medien noch immer nicht Standard, sodass die Betroffenen keinen uneingeschränkten Zugang zu Informationen haben, dies ist eine gerade in Corona-Zeiten nicht verständliche Situation.
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