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Der Kreisverband Rotenburg und die Ortsverbände Cornberg und Nentershausen haben mit einer beeindruckenden Protestaktion den Ärztemangel vor Ort angeprangert.
Auf dem Land gibt es nicht genug Ärzte. In Cornberg, einer rund 1300 Einwohner zählenden Gemeinde im Nordosten von Hessen, sucht man gar vergeblich nach einer Arztpraxis. Um diesem Notstand abzuhelfen, hält dort und in den Nachbargemeinden Nentershausen, Sontra, Herleshausen und Weißenborn seit Juli 2018 regelmäßig der sogenannte „Medibus“, die mobile Arztpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH). Ausgestattet wie eine Hausarztpraxis mit Wartebereich, einem kleinen Behandlungsraum und Labor, ist der Medibus zu festen Terminen vor Ort. Die Patienten können ohne Voranmeldung in die Sprechstunde kommen.
Oder muss man bald sagen: konnten? Denn ob das von der KVH und der DB Regio betriebene Pilotprojekt über den 31. Dezember 2020 hinaus verlängert wird, ist unklar. Mit einer Demonstration in Nentershausen, zu der der VdK-Kreisverband Rotenburg und die Ortsverbände Cornberg und Nentershausen aufgerufen haben, machten rund 70 Bürgerinnen und Bürger nun auf das Problem aufmerksam.
Die Demonstranten hatten sich vor der Tannenberghalle in Nentershausen versammelt – dort, wo der Medibus seit zweieinhalb Jahren immer montagvormittags und dienstagnachmittags als verlässliche medizinische Anlaufstelle anzutreffen ist. Angeführt vom VdK-Kreisvorsitzenden Raymond Singh und seinem Stellvertreter Herbert Heisterkamp forderten sie eine ausreichende ärztliche Versorgung vor Ort. Bis diese gesichert sei, müsse der Medibus erhalten bleiben. „Es ist eine Pflichtaufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung, dafür zu sorgen, dass eine adäquate Haus- und Facharztversorgung in den Gemeinden vorgehalten wird“, sagte Raymond Singh. Die KVH müsse, mit oder ohne Landeszuschuss, den Medibus weiterhin betreiben. „Von einem Wegfall des Medibusses wären mindestens 15000 Patienten betroffen“, erläuterte Herbert Heisterkamp und forderte die Kassenärztliche Vereinigung mit eindringlichen Worten dazu auf, das Projekt nicht zu stoppen. Den verpflichtenden Versorgungsauftrag mit dem Verweis auf die Kosten einfach zur Seite zu schieben sei ein Unding. Die Kommunen könnten das Projekt nicht mitfinanzieren.
Unterstützung bekamen die Protestierenden von der hessischen Landtagsabgeordneten Karina Fissmann und den Bürgermeistern Ralf Hilmes (Nentershausen) und Achim Großkurth (Cornberg). In ihren Redebeiträgen wiesen Fissmann und die Bürgermeister auf die Schwachstellen in der lokalen ärztlichen Versorgung hin. Sie berichteten zudem über die langjährigen erfolglosen Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Land Hessen.
Bemerkenswert war auch der Redebeitrag der Ärztin Dr. Doris Gronow, die zurzeit im Medibus arbeitet. Sie sagte, dass es notwendig sei, die rollende Praxis zu erhalten, um frühzeitig auch sehr schwere Krankheiten erkennen zu können. Als gebürtige Rheinländerin fühle sie sich bei den Menschen in Nordhessen sehr wohl und werde von der Bevölkerung freundlich aufgenommen. Wie viele Bürgerinnen und Bürger in und um Nentershausen und Cornberg hofft auch sie, dass es mit dem Medibus weitergeht.
Die mittlerweile ergangene Aussage der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, dass der Medibus weiterfährt, halten die Vertreter des Kreisverbands Rotenburg für eine Beruhigungspille. „Man soll doch ehrlich sein und klar sagen, dass es im Augenblick nur bis zum 31. März 2021 weitergeht“, betont Raymond Singh. Nach den Kommunalwahlen am 14. März werde man dann vonseiten der Kassenärztlichen Vereinigung mitteilen, dass der Medibus nicht mehr fährt, befürchten Raymond Singh und sein Stellvertreter Herbert Heisterkamp.
Gerd Fischer
Schlagworte Medibus | Ärztliche Versorgung | Gesundheitsversorgung | Protest | Rotenburg
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