Hilfe für Hamburgs größten Pflegedienst

Werden Ehepartner, Eltern oder Geschwister pflegebedürftig, braucht es guten Rat und Fachwissen. Gerade wenn Angehörige die Pflege selbst übernehmen, stehen sie vor einem Berg an Herausforderungen. Kurse wie die der Hamburger Angehörigenschule machen Angehörige zu Pflegeprofis und zeigen Wege durch den Pflegedschungel.

Kursleiterin am Flipchart, Kursteilnehmerin und Kursteilnehmer an einem Tisch
Kurs der Hamburger Angehörigenschule, links Leiterin Janina Herbst. | © Annette Schrader

Wunden versorgen, beim Duschen helfen, die vielen Arzttermine managen und den Fahrdienst übernehmen – der Tag von Maria Goldbeck* ist auf die Bedürfnisse ihres Mannes abgestimmt, den sie seit Jahren pflegt. Auch in den Nächten ist sie für ihn da, wenn Erwin Goldbeck* nicht schläft, weil es an den Wunden juckt und pocht. „Dann stehen wir wieder um drei Uhr auf und desinfizieren“, berichtet die 78-Jährige.
Ihr Mann leide unter zahlreichen Erkrankungen wie Herz- und Nierenschwäche, Hüftproblemen, Altersdiabetes. Das größte Problem: Die unteren Beingefäße sind schlecht durchblutet, offene Wunden an Zehen und Füßen heilen nicht ab. Daher trägt der 83-Jährige spezielle Verbandsschuhe.

Wertvolle Kontakte

Maria Goldbeck packt die Dinge an – und organisiert sich die nötige Hilfe. Unterstützung findet sie seit Jahren bei der Hamburger Angehörigenschule. „Diese intensiven Schulungen sind wunderbar, ich suche mir aus dem Kursangebot aus, was ich brauche.“ Neben dem Einstiegskurs „Pflege zu Hause – So geht’s!“ haben sie Angebote zum Thema „Wundmanagement“ ebenso vorangebracht wie zu Leistungen der Pflegeversicherung oder zur Selbstfürsorge. „Viele Pflegende haben ja gar nicht mehr die Kraft zu sagen, ich mache jetzt was für mich“, sagt Goldbeck.

„Wir betrachten Pflege ganzheitlich, nicht nur als eine verrichtungsbezogene Tätigkeit“, betont Janina Herbst, Leiterin der Hamburger Angehörigenschule. Unter den Rubriken „Pflege zu Hause“, „Pflegefachwissen“, „Psychologie & Kommunikation“, „Finanzierung & Organisation“ sowie „Kinder & Familie“ können Betroffene aus rund 50 Kursen wählen – in der Regel sind sie kostenfrei, bei manchen wird ein kleiner Beitrag fällig. Je nach Thema umfassen die Schulungen mehrere Stunden an ein bis zwei Tagen. Die pflegenden Angehörigen lernen in kleinen Gruppen – online oder in Präsenz. Die vor rund zwölf Jahren gegründete Schule möchte zudem Lotsin sein, sagt Herbst, und bei Fragen unkompliziert weiterhelfen. Gesprächsgruppen von Angehörigen sowie psychologische Einzelfall­beratung runden das Angebot ab.

Von der Hamburger Angehörigenschule erhalte sie in jeder Lage einen guten Tipp, bestätigt Maria Goldbeck. Und durch die Kurse ergeben sich wertvolle Kontakte. „So habe ich zum Beispiel eine Expertin für Wundversorgung kennengelernt, die ich jederzeit anrufen kann.“ Wichtig waren für sie auch die praktischen Übungen. „Man nimmt das Pflegematerial in die Hand, übt am Pflegebett das Wenden oder den Kleidungswechsel“, erzählt Goldbeck. Nach jedem Kurs tausche sie mit Teilnehmenden Telefonnummern aus. Man bleibe in Kontakt, um sich zu unterstützen. Kennst du die Situation? Hast du einen Tipp? „Das hilft und tut einfach gut“, sagt sie.

Herausforderung Demenz

Pflege in den eigenen vier Wänden – das sei eine mehrfache He­rausforderung, betont Expertin Janina Herbst. Zeitlich, denn vieles sei schwer planbar, etwa Toilettengänge. Räumlich – denn die baulichen Bedingungen zu Hause seien nicht immer pflegefreundlich. Und es gebe personelle Grenzen, zumal wenn Pflegebedarf fast rund um die Uhr bestehe. Sie rät dringend, sich früh zu informieren und Schritte zu planen. „Unsere Erfahrung ist leider, dass sich viele Familien erst kümmern, wenn es akut ist.“ Immer wieder ein großes Thema: Demenz. Die Erkrankung stelle alle vor enorme Herausforderungen und führe oft zu Konflikten. „Hier können wir in unseren Schwerpunktkursen helfen.“

Neben der Pflegepraxis schätzt Maria Goldbeck die Workshops rund um Recht und staatliche Leistungen. Wie geht das mit der Verhinderungspflege? Was ist eine Patientenverfügung? Pflegende Angehörige wissen, wie kompliziert vieles ist. Etwa die Leistungsansprüche: „Wir haben diverse Töpfe, die man schlau kombinieren muss, um die finanziellen Möglichkeiten auszuschöpfen“, stellt Janina Herbst fest. Ein Dschungel aus Ansprüchen und Voraussetzungen. „Wir bräuchten einen barrierefreien Zugang zu Pflegeleistungen und am besten eine ausfinanzierte Pflegeversicherung“, findet sie. Das Thema „Pflege zu Hause“ sei viel zu wenig präsent. Das müsse sich ändern – angesichts der Alterung der Gesellschaft, des Fachkräftemangels und der Tatsache, dass die pflegenden Angehörigen nach wie vor den „größten Pflegedienst der Nation“ darstellen.

Klemens Vogel

* Name von der Redaktion geändert

Kurse finden

Übersicht der Sozialbehörde mit Pflegekursen für Angehörige (PDF zum Herunterladen):
www.hamburg.de/pflege-durch-angehoerige

Die Hamburger Angehörigenschule bietet online eine Kurssuche und das Programm als PDF sowie Beratung am Telefon (Rückrufservice):
Telefon: (0 40) 41 62 46 51
www.hamburgerangehoerigenschule.de

Veröffentlicht am 27. Mai 2022

Schlagworte Pflege | Nächstenpflege | Häusliche Pflege | Angehörige

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