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Der Fortschritt ist eine Schnecke, sagt man. Für die Frauenpolitik stimmt das leider viel zu oft. In diesem Jahr ist es wieder ein kleines, symbolisches Stückchen vorangegangen: Der Equal Pay Day (Tag der Entgeltgerechtigkeit), der jährlich die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen sichtbar macht, liegt 2022 in Deutschland auf dem 7. März – und damit erstmals früher im Jahr als der Weltfrauentag, den wir am 8. März feiern. Vor zehn Jahren hatten die Frauen in Deutschland im Schnitt erst am 23. März das Vorjahresgehalt der Männer verdient.
In Trippelschritten arbeitet sich der Equal Pay Day Richtung Jahresanfang vor. Über zwei Monatsgehälter liegen noch vor uns, bis am 31. Dezember die statistische Gleichheit bei der Entlohnung von Frauen und Männern erreicht wäre. Zukunftsmusik? Ja, und zwar eine, auf die wir nicht mehr lange warten möchten. Wir kommen nur dorthin, wenn wir echte Gerechtigkeit anstreben, und zwar wir alle. Daher lautet das Motto des diesjährigen Weltfrauentags am 8. März: „Jede und jeder für Gleichberechtigung!“
Voller Einsatz ist dringend erforderlich, gerade in Deutschland: 18 Prozent beträgt hierzulande die Lohnlücke, in Europa sind es im Durchschnitt rund 14,1 Prozent. Und mit dem Renteneintritt wird aus der Lücke ein Kluft! Zwischen 30 und 50 Prozent liegt die Differenz zwischen Männern und Frauen, je nach Datenquelle. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) belegen wir beim sogenannten Gender Pension Pay Gap sogar den letzten Platz der 38 Mitgliedstaaten. Unsere gesetzliche Rente richtet sich immer noch viel zu stark am Erwerbsleben aus. Auch da muss mehr Gerechtigkeit her. Ein Rentenmodell, das Familienarbeit stärker einbezieht, hilft auch der wachsenden Zahl von Männern, die einen Ausgleich zwischen Beruf und Privatleben anstreben.
Ein Bremsklotz sind nach wie vor die zähen Rollenbilder und Stereotype über Frauen und Männer. Natürlich, viele Klischees aus dem vergangenen Jahrhundert, man denke etwa an die TV-Werbung, wirken mittlerweile kurios. Doch ein Sekretär arbeitet auch heutzutage vielleicht beim Papst, aber nur selten in Vorzimmern von Führungskräften. Schon bei den Kleinsten bietet die Industrie das blaue Fahrrad mit Pirat für Jungen an, das rosafarbene für Mädchen. Bei solchen Alltagsschubladen kann „jede und jeder“ ausgleichend wirken.
Vor allem aber muss Politik endlich aufwachen! Alle vier Jahre berichtet die Bundesregierung, wie sie die UN-Frauenrechtskonvention umsetzt. In der Konvention sind Ziele zur Gleichstellung beschrieben, vom Arbeitsleben über das Steuerrecht bis hin zur Eindämmung geschlechtsspezifischer Gewalt. Immer wieder gibt es an der Bundesrepublik Kritik. So machte etwa der Juristinnenbund deutlich, dass Deutschland im Bericht 2021 große Lücken bei der Umsetzung aufweise und nicht vom Fleck komme. Das muss sich ändern!
Andere Staaten sind längst weiter als wir. Die Ampel-Parteien haben jetzt die Chance zu beweisen, dass sie die UN-Frauenrechtskonvention ernst nehmen – damit wir bei der gerechten Entlohnung und auf vielen anderen Feldern der Gleichstellung endlich das sehen, was wir seit Jahren vermissen: beherzte Schritte und mehr Tempo.
Renate Schommer, Landesverbandsvorsitzende
Schlagworte Frauenpolitik | Frauenrechte | Frauentag | Entgeltgleicheit
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