Aktienfonds und ETFs: „Bevor ich loslege, muss ich mich gut informieren“

Finanzbloggerin Margarethe Honisch rät Frauen bei der Finanzplanung zu breitem Basiswissen und mehr Selbstvertrauen.

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Vor sieben Jahren hat sie das Thema Finanzen für sich entdeckt. Heute gibt die Wahlmünchnerin Margarethe Honisch ihre Erfahrungen über verschiedene Medien­kanäle, zum Beispiel ihren Blog Fortunalista, Videokurse, Instagram und ihr Buch „Easy Money“, vor allem an Frauen weiter. Im Interview mit der VdK-Zeitung spricht die 35-Jährige sowohl über Alters­armut als auch den Börsenhandel.

Frau Honisch, Sie helfen Frauen bei der Finanzplanung. Und das mit großem Erfolg, obwohl es doch bereits unzählige Ratgeberseiten und -bücher gibt. Was ist Ihr Ansatz oder Erfolgsrezept? Viele Banken haben es versäumt, Frauen überhaupt anzusprechen und als Kundinnen wahrzunehmen. Oft ist die Ansprache sehr männlich. Ich finde, dass Finanzplanung gerade für uns Frauen wichtig ist. Und mein Anliegen ist es, die Inhalte auf Augenhöhe zu vermitteln.

Brauchen Frauen beim Thema Finanzen eine andere Ansprache als Männer? Vertrauensvoller, so von Frau zu Frau? Es gibt Bücher, in denen lese ich vom „einfallsreichen Ingenieur“ und der „fleißigen Sekretärin“. Das ist immer noch das Weltbild vieler Finanzberater und entsprechender Institutionen. Viele Frauen verdienen mehr Geld. Sie stehen mit beiden Beinen im Leben und sind auch in der Lage, selbstständig Entscheidungen zu treffen. Dafür möchten wir Frauen aber auch ernst genommen werden. Leider gelingt das vielen Anbietern noch immer nicht. Wir Frauen brauchen keine einfachere Beschreibung der Situation oder der Produkte, sondern möchten als Kundinnen wahrgenommen werden. Die Sparkasse weigert sich beispielsweise weiterhin, Frauen als Kundinnen anzusprechen, und wirbt mit alten Klischees.

Etwa drei Viertel der jungen Menschen in Deutschland befürchten, später nicht gut von ihrer Rente leben zu können. Wie denken Sie darüber? Das ist leider die Realität, die viele von uns treffen wird. Die gesetz­liche Rente reicht heute schon für viele nicht. Altersarmut ist ein wachsender Faktor. Leider tut die Politik viel zu wenig. Sei es bezüglich der Aufklärung oder auch echter Alternativen. Die Riester-­Rente war ein Flop. Junge Menschen haben den Vorteil, dass sie noch etwas tun können, um Alters­armut abzuwenden und sich gut abzusichern.

Die Rente sollte zum Leben reichen. Der VdK fordert die Stärkung der gesetzlichen Altersvorsorge, insbesondere die dauerhafte Anhebung des Rentenniveaus auf 50 Prozent. Sehen Sie noch anderweitigen Handlungsbedarf, um Frauen vor Alters­armut zu schützen? Es gibt einige Hebel: Es beginnt bereits mit fairen und gleichen Gehältern, denn diejenigen, die in niedrig bezahlten Berufen arbeiten, können nicht vorsorgen. Das Ehegattensplitting sorgt zusätzlich dafür, dass viele gut ausgebildete Frauen zu Hause bleiben und kein eigenes Geld haben. Frauen begeben sich oft bewusst in finanzielle Abhängigkeit und merken erst spät, dass sie nicht ausreichend vorgesorgt haben. Neben den politischen Maßnahmen sind Investitionen ein weiterer Faktor, der Altersarmut abwenden kann.

Würden Sie auch Frauen mit geringem Einkommen dazu raten, einen Teil ihres Geldes zu investieren? Mit welchem Geldbetrag ist das überhaupt möglich? Investitionen in breit gestreute ­ETFs, das sind indexbasierte Aktien­fonds, sind in der Regel ab 25 Euro monatlich möglich. Auch mit geringem Einkommen kann man hier viel erreichen. Die Jahresrenditen auf einen breit gestreuten Welt-ETF liegen bei etwa neun Prozent. So viel bekomme ich heutzutage nirgendwo anders.

Welche Grundvoraussetzungen benötigen Neueinsteigerinnen, um an der Börse zu investieren? Zum einen Wissen. Bevor ich los­lege, muss ich mich gut informieren. Die zweite Voraussetzung ist Selbstvertrauen. Ich treffe viele Frauen, die schon genügend Wissen angesammelt haben, aber einfach nicht anfangen. Oder die grundsätzlich das Thema ausschließen, weil sie Angst haben, es nicht zu verstehen. Finanzplanung ist nicht kompliziert, und mit ein wenig Zeitaufwand kann es jede schaffen – davon bin ich überzeugt.

Zu welchen Schritten raten Sie? Vor dem Investieren brauche ich einen Notgroschen, das sind Rücklagen, auf die ich im Zweifelsfall zurückgreifen kann. Wichtig beim Investieren ist nämlich, dass ich auf das investierte Geld verzichten kann. Schließlich geht es an der Börse auf und ab – das ist normal. Dann schlage ich vor, sich auf Internetseiten oder Finanzportalen zu informieren, ein gutes Buch dazu zu lesen oder auch ein Seminar oder Webinar zu besuchen. Helfen kann auch die Verbraucherzentrale, wenn ich konkrete Fragen zu meinen Verträgen und Versicherungen habe.

Wie gefährlich ist es denn, an der Börse zu spekulieren? Man hört und liest ja immer wieder von Kleinanlegern, die ihr gesamtes Vermögen durch den Aktienhandel verloren haben ... So etwas kann nur passieren, wenn ich mich nicht ausreichend informiert habe und versuche, zu zocken oder den Markt zu schlagen. Wenn ich alles nur in ein oder zwei Unternehmen stecke, habe ich ein extrem hohes Risiko, mein Geld zu verlieren. Schließlich kann ein Unternehmen immer insolvent werden. Streuung ist wichtig, also in viele verschiedene Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und Regionen investieren. Dann sind Aktien keine Spekulation. Börsencrashs und Wirtschaftskrisen kommen immer wieder. Ich darf aber nicht panisch werden und meine Aktien verkaufen, weil sie in den roten Zahlen sind. Mein eigenes Aktiendepot war zur Corona-­Krise 22 Prozent im Minus. Da gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Krise auszusitzen. Nach nur wenigen Monaten hatte sich mein Depot wieder erholt.

Interview: Mirko Besch

Schlagworte Frauen | Aktien

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