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Die Furcht vor einem Mangel an Toilettenpapier aufgrund der Corona-Krise macht einige Verbraucher erfinderisch: Küchenrolle, Feuchttücher oder Taschentücher gelten vielen Menschen inzwischen als mögliche Alternative nach dem Toilettenbesuch. Klärwerken und der Abwasserwirtschaft macht das jedoch Sorgen.
Toilettenpapier besteht aus Zellstoff und ist dafür gemacht, sich schnell in Wasser aufzulösen. Haushaltspapier, Taschentücher oder Feuchttücher hingegen sind meist chemisch behandelt und deutlich widerstandsfähiger. In vielen dieser Produkte befinden sich zudem Plastikfasern. Deswegen sollte nur Toilettenpapier im Klo heruntergespült werden. Alles andere gehört nicht in den Abfluss, sondern in den Restmüll.
Der Grund: Abwasser wird in den Klärwerken in einer ersten Stufe mithilfe großer Rechen von grobem Dreck und Feststoffen gesäubert, bevor es zwei weitere Reinigungsstufen durchläuft. Feuchttücher und andere Hygieneartikel wie Wattestäbchen oder Tampons, bleiben an den Rechen und in den Pumpenanlagen hängen. Dort klumpen sie mit Fett und anderen Resten zusammen und bilden sogenannte Verzopfungen. Diese müssen von den Klärwerksmitarbeitern mühsam von Hand entfernt werden, bevor die Anlagen verstopfen und lahmgelegt werden.
Bei Hamburg Wasser, zuständig für die Abwasserentsorgung der Hansestadt, kennt man die Problematik zur Genüge. Allerdings sieht man dort noch keinen erhöhten Handlungsbedarf, wie ein Unternehmenssprecher mitteilt: „Bisher können wir keine Veränderung bei der Störungshäufigkeit feststellen. Die Pumpen verstopfen noch in der gleichen Häufigkeit wie vor der Coronakrise.“ Allerdings könne sich das ändern, sobald sich genügend Feuchttücher und andere „Alternativen“ angesammelt haben. Für Hamburg Wasser kämen noch mehr unsachgemäße Entsorgungen höchst ungelegen, da das Personal – bedingt durch die Corona-Pandemie – vorsorglich reduziert wurde: „Deshalb appellieren wir an alle, keine Feuchttücher, Servietten, Kosmetiktücher etc. in die Toilette zu werfen.“
Die falsche Entsorgung von Fett, Feuchttüchern und vielem mehr bereitet Hamburg Wasser schon seit Langem Probleme. 2018 gab es 354 Einsätze, um Verstopfungen in Pumpwerken zu beseitigen – also fast täglich. 2008 hingegen gab es nur 42 Fälle. Dementsprechend sind auch die Kosten für die Beseitigung gestiegen: von 26 000 Euro im Jahr 2008 auf rund 216 000 Euro 2018. Dazu kommt zudem der höhere Verschleiß sowie der Wartungs- und Reparaturaufwand. Der gestiegene Aufwand verteuerte in anderen Kommunen schon die Gebühren für die Verbraucher.
Hamburg Wasser verweist in der aktuellen Situation darauf, dass laut Einzelhandel keine ernsthaften Engpässe beim Nachschub von Toilettenpapier zu befürchten seien. Es gibt also keinen Grund, die Kanalisation unnötig mit Fremdstoffen zu belasten.
Alternativen Wer dennoch partout kein Toilettenpapier mehr bekommen hat, sollte ohnehin nicht auf Servietten oder Küchenpapier ausweichen, da dies zu Hautreizungen führen kann. Hygieneexperten sind im Übrigen schon lange der Ansicht, dass normales Klopapier gar nicht die beste Wahl für eine gute und gesunde Po-Hygiene sei. Stattdessen werden etwa wiederverwendbare Waschlappen, mobile Po-Duschen oder WC-Duschen beziehungsweise Bidets empfohlen. Wer dennoch lieber Feuchttücher oder Küchenrolle verwenden möchte, sollte diese nach Gebrauch aber immer im Restmüll entsorgen.
scb
Schlagworte Toilettenpapier | Klo | Abwasser
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