Immer mehr leiden unter Schlafstörungen

Viele Menschen wälzen sich nachts hin und her, das Gedankenkarussell dreht sich und lässt sie nicht zur Ruhe kommen, morgens fühlen sie sich gerädert und oft hilft nur viel Kaffee über den Arbeitstag hinweg. So geht es immer mehr Berufstätigen in Hamburg.

Schlafende Frau im Bett
Gesunde Erwachsene sollten zwischen sieben und neun Stunden schlafen und möglichst zur gleichen Zeit ins Bett gehen und aufstehen. | © manbob86/pixabay.com

Zu diesem erschreckenden Ergebnis kam der kürzlich veröffentlichte Barmer-Gesundheitsreport 2019, der dem Schwerpunktthema Schlafstörungen gewidmet war. Demnach leiden bundesweit 1,6 Millionen Erwerbstätige unter Schlafstörungen oder Insomnien wie Nachtangst, Schlafwandeln, Albträumen sowie Schlafapnoe, Narkolepsie oder Kataplexie.

In Hamburg sind es mehr als 51.000 Betroffene, das bedeutet, dass 41 von 1000 Beschäftigten dauerhaft nicht richtig ausgeschlafen sind, weil sie unter ärztlich attestierten Ein- und Durchschlafstörungen leiden. Hamburg liegt damit über dem Bundesdurchschnitt. Tatsächlich sind aber noch weit mehr Menschen betroffen, denn laut Barmer gibt es eine hohe Dunkelziffer, wie eine repräsentative Umfrage aus dem vergangenen Jahr vermuten lässt. Damals gaben 35 Prozent der Hamburger zwischen 15 und 74 Jahren an, nicht ausreichend lange zu schlafen und ebenfalls über 30 Prozent hatten das Gefühl, unter einer Schlafstörung zu leiden.

Symptome

Die Zahl der Betroffenen ist damit in den vergangenen 13 Jahren um rund 75 Prozent angestiegen. Bei einer Erhebung im Jahr 2006 erhielten lediglich 24 von 1000 Hamburger Beschäftigen die Diagnose Einschlaf- und Durchschlafstörung. Allerdings geht weniger als die Hälfte der Betroffenen mit subjektiv empfundenen Schlafstörungen zum Arzt, wie die Zahlen der Barmer zeigen. Unter dauerhaftem Schlafmangel leiden zudem mehr Frauen als Männer. Bei älteren Männern steigt jedoch die Gefahr für Schlafstörungen.

Häufige Symptome von Schlafstörungen sind Tagesmüdigkeit mit Einschlafneigung, vermehrte Reizbarkeit oder Konzentrationsstörungen aber auch depressive Verstimmungen. Seelische Leiden gehen häufig mit Schlafstörungen einher. So wurde bei rund 53 Prozent der Betroffenen eine an­haltende, krankhaft veränderte negative Grundstimmung, eine sogenannte affektive Störung diagnostiziert. Jeder vierte von Schlafstörungen Betroffene hatte zusätzlich eine psychische Erkrankungsdiagnose, die dazu führt, dass der Genesungsprozess deutlich länger ausfällt. Laut dem Gesundheitsreport waren die „Schlafmangel-Geplagten“ im Vergleich zu ihren ausgeschlafenen Kollegen durchschnittlich 56 Tage im Jahr arbeitsunfähig und fehlten damit 36 Arbeitstage pro Jahr mehr.

Aber nicht nur die Psyche leidet häufig unter dauerhaftem Schlafmangel, auch die Funktion des Immunsystems kann durch Schlafstörungen beeinträchtigt sein. So nimmt zum Beispiel im Winter durch Schlafstörungen auch die Infektanfälligkeit zu. Erste wissenschaftliche Daten sprechen laut der Barmer zudem dafür, dass bei sehr langfristig bestehenden schweren Schlafstörungen mög­licherweise auch das Krebsrisiko ansteigt.

Längerfristig bestehende Schlafstörungen jeglicher Art erhöhen zudem das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen: So steigt zum Beispiel der Blutdruck, Herzrhythmusstörungen nehmen zu, und insbesondere das Risiko von Schlaganfällen steigt an. Auch der Stoffwechsel des Organismus wird durch Schlafstörungen beeinträchtigt. Vor allem der Kohlenhydratstoffwechsel ändert sich durch eine zunehmende Insulinresistenz, damit steigt wiederum das Risiko für Diabetes beziehungsweise ein sogenanntes metabolisches Syndrom.
„Anhaltender Schlafmangel macht krank oder verlangsamt das Gesundwerden“, betont Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg. Dabei sind die Gründe für Schlafstörungen vielfältig: Viele Menschen führen ihren Schlafmangel allerdings auf Stress zurück. So gaben bei einer Barmer-Umfrage 39 Prozent der Betroffenen an, privater Stress, Sorgen und Probleme bringe sie um den Schlaf. Jeder dritte Befragte nannte auch berufliche Probleme als Grund. Aber auch nächtlicher Harndrang, finanzielle Sorgen, kleine Kinder oder schnarchende Partner sorgen bei vielen Menschen für Schlafprobleme.

Schichtarbeit

Vor allem Beschäftigte im Schichtdienst leben oft nicht im Einklang mit ihrem natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus. Sie arbeiten, wenn der Körper normalerweise schläft, und sollen schlafen, wenn er eigentlich auf Aktivität eingestellt ist. Auch ist ihr Schlaf am Tag im Schnitt um zwei Stunden kürzer als der normale Nachtschlaf. Das führt oft zu massiven Ein- und Durchschlafstörungen.

Ein besonders hohes Risiko, an Schlafstörungen zu erkranken, haben unter den Beschäftigten vor allem Bus- und Straßenbahnfahrer, gefolgt von Maschinen- und Anlagenführern. Auch die Arbeit im Objekt-, Werte- und Personenschutz sowie Tätigkeiten in Callcentern bergen nach Analysen des Barmer-Reports ein großes Risiko für solche Störungen. In diesen Berufen kommt Schicht- und Nachtarbeit vergleichsweise häufig vor und hier finden sich oft überdurchschnittlich viele erkrankungsbedingte Fehlzeiten je Jahr.

„Die Arbeitszeiten in bestimmten Berufsfeldern werden stark von den Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucher und Nutzer bestimmt. Nacht- und Schicht­arbeit wird es zukünftig wohl häufiger und in noch mehr Berufsbranchen geben. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit zu fördern“, erläutert Liedtke.

Leiden Menschen erst unter Schlafmangel, finden sie oft jedoch keine Hilfe, warnte kürzlich die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Grund dafür sei der ausgeprägte Mangel an geeigneten Therapeuten. Laut DGSM könne vielen Betroffenen zwar mit einer kognitiven Verhaltenstherapie geholfen werden, aber nur ein Bruchteil aller Patienten finde einen geeigneten Therapeuten, da es schlicht zu wenige gibt. Um dennoch mehr Menschen mit Schlafmangel helfen zu können, beteiligt sich die DGSM an dem Projekt „Get Sleep – Stepped Care Modell für die Behandlung von Schlaf­störungen“. Mit Hilfe von Haus­ärzten und telemedizinischen Behandlungsangeboten soll somit mehr Menschen, die unter Insomnien leiden, geholfen werden.

Tipps

Bei Schlafproblemen wird grundsätzlich dazu geraten, auf einen geregelten Schlafrhythmus zu achten: Dazu gehört, nicht zu lange zu schlafen – gesunde Erwachsene sollten zwischen sieben und neun Stunden schlafen – und möglichst zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen. Auf einen Mittagsschlaf sollten Betroffene verzichten. Das Schlafzimmer sollte abdunkelbar, ruhig, gut gelüftet und eher kühl sein. Auf einen Fernseher und digitale Geräte sollte hier verzichtet werden. Tägliche Gewohnheiten, wie ausreichende Bewegung sowie regelmäßige Pausen und Entspannung, können eine gute Schlafhygiene fördern.

Auch feste Einschlafrituale, etwa ein später Spaziergang, heiße Milch oder Tee am Abend, Tagebuch schreiben oder warme Fußbäder können beim Einschlafen helfen. Halten die Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum an, sollten Betroffene jedoch unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Weitere Informationen zum Thema sowie spezifische Ratgeber zum Thema Schlaf im Internet unter www.dgsm.de

scb/pd

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