Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit

Nach der U-Bahn-Linie 4 ist nun seit Kurzem mit der U2 die zweite Hamburger U-Bahn-Linie durchgängig barrierefrei gestaltet. Ende Juli wurde als letzte Haltestelle die Joachim-Mähl-Straße in Niendorf mit einem zweiten Aufzug ausgerüstet. Damit sind nun alle 25 Haltestellen auf der 24,3 Kilometer langen Linie von Niendorf Nord bis Müm-melmannsberg barrierefrei ausgebaut. Mit dieser Fertigstellung sind jetzt alle U-Bahn-Haltestellen des Bezirks Eimsbüttel barrierefrei – damit nimmt Eimsbüttel eine Vorreiterrolle in der Hansestadt ein.

Linkes Foto Treppe mit beidseitigen Handlauf, Markierungen und Leitstreifen. Rechts: Aufzug.
Außenansicht der barrierefreien Haltestelle Joachim-Mähl-Straße. | © VdK Hamburg

Um den Status „barrierefrei“ zu erhalten, müssen Haltestellen über mindestens einen Aufzug verfügen und Orientierungshilfen für sehbehinderte Menschen bieten. Zudem müssen die Bahnsteige erhöht sein, um so den problemlosen Einstieg in die Züge zu gewährleisten. Da die baulichen Gegebenheiten vor Ort allerdings sehr unterschiedlich sind, gibt es für den Aus- und Umbau der ­Haltestellen seitens der Hochbahn keine Standards. Für jede einzelne Station muss daher ein eigenes Konzept mit besonderen Problemlösungen entwickelt werden.

80 Prozent

Der Hamburger Senat hatte 2011 ein Programm zum barrierefreien Umbau der Haltestellen in der Hansestadt gestartet. Waren damals erst 42 Prozent der Stationen barrierefrei zugänglich, sind es inzwischen mit 73 von 92 Haltestellen rund 80 Prozent. Bis 2021 soll dieser Wert auf 95 Prozent erhöht werden, damit möglichst alle Menschen die Hamburger U-Bahn nutzen können. Laut Hamburger Hochbahn werden in dieser Dekade insgesamt rund 200 Millionen Euro in das Projekt investiert werden.

Trotz der vielen Bemühungen um Barrierefreiheit melden sich jedoch immer wieder VdK-Mitglieder in der Hamburger Landesgeschäftsstelle, um von ihren Schwierigkeiten im öffentlichen Nahverkehr zu berichten. Zwar seien durch den barrierefreien Umbau die U-Bahnstationen meist gut zugänglich und auch das Fahren in Bussen und S-Bahnen funktioniere gut, so der Tenor, allerdings sei es gerade für Menschen, die zur Fortbewegung auf einen E-Rollstuhl angewiesen sind, häufig schwierig, die Hamburger U-Bahn zu benutzen. Denn in dem Spalt zwischen U-Bahn-Wagen und Bahnsteig können die kleinen, wendigen Vorderräder leicht steckenbleiben.

Bei der Hochbahn kennt man diese Problematik. Pressesprecher Christoph Kreienbaum weist darauf hin, dass die Hochbahn als Betreiberin zwar bemüht sei, das ideale Spaltmaß – also den Abstand zwischen Wagen und Bahnsteig – von fünf Zentimetern überall zu verwirklichen. Jedoch erschwere dies der historische Schienenbestand und dessen Kurvenradius sowie die teilweise unter Denkmalschutz stehenden Haltestellen – etwa die Station Klosterstern. Zudem verändert sich auch das Spaltmaß, je nachdem ob ein Zug vollbesetzt oder leer ist.

In den bereits barrierefrei ausgebauten Haltestellen befinden sich Bahnsteigbereiche, die mit Schachbrettmustern ausgelegt sind. Hier ist laut Hochbahn der niveaugleiche Ein- und Ausstieg in die Waggons sichergestellt. Anderen Hilfsmitteln wie etwa den sogenannten Gapfillern muss die Hochbahn jedoch eine Absage erteilen: Diese wurden zwar zur Verringerung des Spaltmaßes an der Haltestelle Klosterstern schon erfolgreich getestet und sollen zukünftig auch an der Station Landungsbrücken eingesetzt werden. „Es ist aber keineswegs möglich, diese Gapfiller überall einzusetzen“, so Christoph Kreienbaum. Denn für jedes einzelne Bauvorhaben müsse ein umfassendes Prüf- und Testsystem absolviert werden, da die Gapfiller einen Eingriff in das Lichtraumprofil der U-Bahn bedeuten und daher mit besonderen Analyseerfordernissen verbunden seien. „Dennoch wollen wir nicht ausschließen, dass wir auch an weiteren Haltestellen den Gapfiller als Lösung heranziehen können“, erklärt der HVV-Sprecher.

Training

Nicht einsetzbar seien jedoch Rampen, da die Schachbrettmusterbereiche eben nicht direkt hinter den Fahrern liegen, sondern mittig auf dem Bahnsteig. „Das wichtigste Argument ist aber, dass wir – anders als die S-Bahn – zu vielen Tageszeiten im Fünf-Minutentakt, aber in der Hauptverkehrszeit auch im Dreieindrittel- und im Zweieinhalb-Minutentakt unterwegs sind und sein müssen. In solchen Takten ist das Aussteigen des Fahrers schlicht nicht möglich.“

Die HVV empfiehlt zudem noch „unerfahrenen“ Rollstuhlfahrern die Teilnahme an einem Mobilitätstraining. Dieses wird beispielsweise von der HVV gemeinsam mit der Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen Hamburg (LAGH) angeboten. Hier können Menschen mit Handicap in Einzeltrainings lernen, sich sicher mit Bussen, U- und S-Bahnen durch die Stadt zu bewegen.

Weitere Informationen: Unter hvv.de finden sich die barrierefreien Haltestellen und Hinweise zu den besonderen Spaltmaßnahmen. Unter www.lagh-hamburg.de/oepnv.html finden Interessierte alles über die Mobilitätstrainings.

scb

Schlagworte Barrierefreiheit | HVV

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