Sie machen inklusive Mode für Deutschland

„Blauherz.“ ist eine kleine Unternehmensgründung in Weinheim, die sich auf inklusive Mode spezialisieren will – aber nicht nur. Wir haben die Manufaktur in Weinheim besucht und mit den Machern über ihr Konzept gesprochen.

Produktionshalle
Carmen Pohl, Katharina Nagel und Johanna Stolch (von links) beraten, wie sie die Rolli-Hose verbessern können. | © Priya Bathe/VdK

Wenn man zu Blauherz. kommt, betritt man eine lichtdurchflutete Halle, die an die 1920er-Jahre erinnert. Kachelfenster, hintereinander gereiht sieben Arbeitstische mit unter-schiedlichen Nähmaschinen und ganz hinten das Kontor. Doch statt Büroangestellten sitzen hier zwei Studierende mit ihren Laptops, umgeben von Stoffen und neu angelieferten Papiertüten für ihre Produkte. Johanna Stolch und Sven Butz gehören zum Gründungsteam von Blauherz. – einer Marke für inklusive Mode.

Innerhalb der Studierendeninitiative „Enactus Mannheim e. V.“, hat das Team von Blauherz. seine Unternehmensgründung – neudeutsch auch Start-up genannt – angestoßen. Enactus ist die zweitgrößte Studenteninitiative weltweit, in welcher engagierte junge Menschen sozial-unternehmerische Projekte in die Tat umsetzen. Es geht darum, ein gesellschaft­liches Problem zu erkennen und dafür Lösungen zu entwickeln.

„Da wir eine Freundin haben, die Rollstuhlfahrerin ist, haben wir die Idee einer inklusiven Modemarke entwickelt“, erzählt Johanna Stolch. „Am Anfang mussten wir herausfinden, wie eine Hose für Rollstuhlfahrer kreiert wird, dass sie nicht nur modisch gut aussieht, sondern auch praktisch gut passt“, erklärt Sven Butz den Entstehungsprozess des Unternehmens. Dazu fragten die Studenten nicht nur die befreundete Rollstuhlfahrerin, sondern arbeiteten auch gemeinsam mit Schneiderin Carmen Pohl an der Anfertigung eines Prototyps. „Zusätzlich haben wir auch externe Rollstuhlfahrer gefragt, wie sie unsere Hose finden und welche Verbesserungsvorschläge sie haben“, sagt Butz.

Für jedes Unternehmen bedarf es eines Kapitalstocks. Diesen konnte sich das Blauherz.-Team dank nationaler und internationaler Auszeichnungen für ihr soziales und nachhaltiges Projekt verdienen. Auch die Abteilung für soziale Projekte eines schwäbischen Autobauers gab den Studierenden eine ­Finanzspritze. Zusätzlich starteten sie zur Markteinführung eine Schwarmfinanzierung im Internet mit dem Ziel, 7.000 Euro zu erreichen. "Dafür haben wir ein Video über unsere Unternehmens- und Produktidee gedreht und jedem, der mindestens 20 Euro gespendet hat, eine unserer nachhaltigen Blau­herz.-Taschen geschickt. Bei höheren Beträgen gab es noch ein ­T-Shirt von uns dazu und wer 89 Euro gespendet hat, also den exakten Preis für eine Blauherz.-Rolli-Hose, bekam diese dann auch“, erklärt Sven Butz das Finanzierungsmodell. 7.354 Euro kamen so zusammen, der geplante Online-Shop wurde eröffnet.

Kleiderstange mit T-Shirts
Das T-Shirt mit dem Firmen­namen „Blauherz.“ in Blindenschrift. Foto: | © Bathe/VdK

Im Gespräch mit dem VdK betonten die Macher von Blauherz., dass sie zugleich auf allen Stufen des Produktionsprozesses nachhaltig arbeiten wollen. „Wir haben bei der Mitarbeiterauswahl zum Beispiel einer Geflüchteten einen Näherinnenplatz anbieten können. Wir bieten auch mehrere Praktikumsplätze an“, sagt Butz und ergänzt: „Wir sind GOTS-zertifiziert. GOTS ist ein weltweit anerkanntes Zertifikat/Standard, das vergeben wird, wenn man Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern verarbeitet, aber auch entlang der Produktionskette alle Sozialkriterien wie beispielsweise faire Löhne, menschenwürdige Arbeitsbedingungen oder umweltfreundlicher Versand einhält“.

"Mit Carmen Pohl hat Blauherz. eine professionelle Schneiderin fest einstellen können, die laufend die Produkte weiterentwickelt“, freut sich Johanna Stolch. Und Pohl sitzt gerade an einer Nähmaschine und tüftelt am Knopf der Rolli-­Hose, dem Markenkern von Blauherz. Katharina Nagel ist das Kampagnen-Gesicht des Inklusionsunternehmens. Die 26-Jährige, die seit einem Unfall 2016 auf den Rollstuhl angewiesen ist, gibt Rückmeldungen zum Produkt. Und sie zeigt in einem Video, wie man sich im Rollstuhl selbst ausmisst.

Zum Abschluss fragen wir noch, warum sie sich „Blauherz.“ genannt haben. Dazu Sven Butz: „Blau ist die Farbe unseres ersten Produkts, die Farbe steht für Frieden, Harmonie und Zufriedenheit und für Herz, weil Inklusion eine Herzensangelegenheit für uns ist!“ Erreichbar ist Blauherz. unter ­http://blauherz.eu/ im Internet.

Priya Bathe

Schlagworte inklusive Mode | Rolli-Mode | Schwarmfinanzierung | Blauherz | Modemarke | Rollstuhlfahrerin

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