Kinder müssen lernen, auch mal abzuschalten

Surfen, chatten, spielen, Musik hören: Für Kinder und Jugend­liche wird es immer wichtiger, online zu sein. „Bei allem Spaß müssen Kinder auch auf Risiken der digitalen Medienwelt vorbereitet sein“, sagt Kristin Langer, Mediencoach der Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“, mit der die AOK kooperiert.

Ein Mädchen und ein Junge liegen auf einer Matratze. Jedes Kind hat vor sich eine Notebook und guckt angestrengt darauf.
Viele Kinder haben Angst, von ihrer Gruppe ausgeschlossen zu werden, wenn sie sich mal ausklinken. | © AOK-Mediendienst

Kinder, so Langer weiter, brauchen klare Regeln, um Smartphone, Tablet und Computer verantwortungsvoll nutzen zu können. Die Tochter erhält das ausgediente Smartphone vom Papa, der kleine Bruder bekommt das Tablet von der großen Schwester. Das liegt zwar nahe, ist aber nicht immer eine gute Idee. „Viele Familien gehen oft recht sorglos mit den digitalen Medien um“, weiß Medienpädagogin Langer. „Es ist jedoch wichtig, die Kinder schrittweise an die digitale Welt heranzuführen.“

So lautet ihre Empfehlung: ein Smartphone ohne Datenverbindung ab neun Jahren, eines mit aktiviertem Zugang ab elf Jahren. Viele Kinder besitzen jedoch schon früher ein Smartphone. So zeigt eine Studie der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), dass 64 Prozent der Acht- bis 14-Jährigen über das Handy beziehungsweise Smartphone auf das Internet zugreifen können.

Neben allen Vorteilen von Handy und mobilem Internet nehmen nicht nur die Eltern, sondern auch die Kinder und Jugendlichen selbst durchaus Risiken wahr: So berichtet die Hälfte der in der LfM-Studie befragten Kinder, dass sie durch das Handy abgelenkt werden, zum Beispiel bei den Hausaufgaben. Und fast 43 Prozent der Kinder gaben an, schon mal unüberlegt Daten preiszugeben.

Kosten teilen

Hohe Kosten, Nachrichten von Fremden, Kontakt mit nicht jugendfreien Seiten oder mit Gewalt-Videos, Empfang von intimen Fotos, Cybermobbing – das sind weitere Risiken, die die Kinder und Jugendlichen bereits erfahren haben. Umso wichtiger, dass Vater und Mutter die Handyerziehung in die Hand nehmen.

„Eltern sprechen mit den Kindern Gefahren am besten offen an und geben Tipps, wie man sich schützt“, sagt Langer. Solche Gespräche schaffen Vertrauen und zielen darauf ab, dass die Mädchen und Jungen in die Lage versetzt werden, die digitalen Medien verantwortungsvoll und bewusst nutzen zu können. „Verbote dagegen helfen wenig“, so Langer weiter.

Empfehlenswert sei es, gemeinsam mit den Kindern Nutzungs­regeln zu vereinbaren, diese eventuell auch schriftlich festzulegen. Die Vereinbarung umfasst Punkte wie Verhalten, Sicherheit, Datenschutz, Downloads und Kosten. Vorlagen finden Eltern etwa bei www.mediennutzungsvertrag.de im Internet.

Smartphone gemeinsam einrichten

Eltern richten zu Beginn am besten gemeinsam mit ihrem Kind das Smartphone ein. Dabei nicht vergessen: am Gerät Sicherheitseinstellungen vorzunehmen. So sollten Ortungsdienste wie GPS oder W-LAN besser ausgeschaltet bleiben. Zur Kindersicherung gehört je nach Alter des Kindes auch, Internet, Kamera, Bluetooth, Stores oder App-Installation zu deaktivieren. Für Eltern, die nicht so medienfit sind: Auf www.schau-hin.info werden sie Schritt für Schritt durchs Menü geführt.

Mediencoach Kristin Langer empfiehlt zudem, eine Jugendschutz-App zu nutzen. Empfehlenswert ist die App Meine-Startseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die kostenlos zur Verfügung steht. Mit der App wird ein Kinderbrowser installiert, mit dem sich nur Seiten aufrufen lassen, die von Medienpädagogen geprüft und für Kinder freigegeben sind.

Für die älteren Kinder eignen sich Jugendschutzprogramme, die nicht-kind- und altersgerechte Seiten herausfiltern, sodass die Kids darauf nicht zugreifen können. „Diese technischen Möglichkeiten bieten aber keinen hundertprozentigen Schutz und können die Begleitung der Eltern nicht ersetzen“, betont Langer.

Medienzeiten in Absprache festlegen

Bleibt die Frage: Wie schaffen es Kinder, sich nicht ständig ablenken zu lassen? „Viele Kinder haben Angst, etwas zu verpassen oder von ihrer Gruppe ausgeschlossen zu werden, wenn sie sich mal ausklinken“, berichtet Langer. Diese ausgeprägte Angst, ausgeschlossen zu sein (auch „Fear of missing out“, kurz Fomo genannt), kann dazu führen, dass Kinder nahezu permanent das Smartphone nutzen. So müssen die Kinder es regelrecht lernen, auch mal abzuschalten.

Deshalb ist wichtig, dass Eltern die Medienzeiten von vorneherein begrenzen; als Orientierung gilt: zehn Minuten pro Lebensjahr am Tag oder eine Stunde pro Lebensjahr in der Woche. „Vor allem beim Essen, bei den Hausaufgaben, beim Treffen mit Freunden oder vor dem Schlafengehen gilt: Sendepause“, sagt Langer. Sie empfiehlt als Familienexperiment einen gemeinsamen medienfreien Tag in der Woche: „Medienfasten kann helfen, dass sich die ganze Familie mit anderen Dingen beschäftigt.“

Empfehlungen im Überblick

Förmlich eingesaugt werden Kinder und Jugendliche von den vielen digitalen Möglichkeiten. | © Techniker Krankenkasse

Kosten: Damit Kinder ein Gefühl für die Kosten bekommen, ist es durchaus sinnvoll, sie an der Anschaffung oder an den laufenden Kosten eines Handys beziehungsweise Smartphones zu beteiligen. Für eine bessere Übersicht eignen sich Prepaid-Verträge oder solche mit Kostenlimit.

Technische Sicherheit: Aktivieren Sie Sicherheitseinstellungen und installieren Sie Jugendschutz-­Apps, die auf den „SCHAU HIN!“-Webseiten unter www.schau-hin.info/ vorgestellt werden.

Vertrag: Vereinbaren Sie klare Nutzungsregeln, eventuell schriftlich.

Pausen: Beim Essen, bei den Hausaufgaben, vor dem Schlafengehen wird das Gerät ausgeschaltet. Zumindest anfangs kann das Smartphone abends an einen festen Platz gelegt oder bei den Eltern abgegeben werden. Eine „Familienladestation“ außerhalb der Schlafzimmer schützt vor Handystrahlungen.

Datenschutz: Machen Sie Ihre Kinder auf den Schutz persönlicher Daten aufmerksam, angefangen mit einem sicheren Passwort. Dazu gehört auch, dass Kinder private Daten nicht an Fremde weitergeben, unbekannte Kontakte blockieren und bei Downloads oder Anmeldungen vorher die Eltern fragen.

Messenger: Der beliebte Dienst WhatsApp ist erst ab 16 Jahren zugelassen. Auch wenn es nicht überprüft wird: Suchen Sie nach altersgerechten Alternativen, zum Beispiel auf www.klicksafe.de

Spiele: Vor allem Jungen geraten oft in den Sog digitaler Spiele. Eine erste Altersorientierung erhalten Eltern auf der Internetseite www.usk.de der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle, einer freiwilligen Einrichtung der Computerspielewirtschaft. Pädagogische Empfehlungen zu altersgerechten Spielen bietet die Spieledatenbank auf den „SCHAU HIN!“-Webseiten unter www.schau-hin.info/ im Internet.

Schlagworte Kinder | Mediennutzung | Smartphone | Tablet | Verbote | Mediencoach | surfen | chatten | Regeln | Medienzeiten | Empfehlungen | Schau Hin | Vertrag

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