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Einen pflegebedürftigen Menschen zu Hause zu betreuen, ist eine schwierige Aufgabe. Sie kann zu Überlastung und Frust führen. Manchmal ist aggressives Verhalten die Folge, das sich sowohl gegen Pflegebedürftige als auch gegen pflegende Angehörige richten kann. Wie man Gewalt in der Pflege vorbeugen kann und was in Konfliktsituationen hilft, erläutert Christian Hassel, Pflegeexperte im AOK-Bundesverband.
Anschreien, beleidigen, schütteln, vernachlässigen, die eigene Machtposition ausnutzen, mit Medikamenten ruhigstellen – Gewalt in der Pflege hat viele Gesichter. Häufiger als körperliche Aggressionen sind verbale Attacken und psychische Bedrohung. Aber Gewalt kann sich auch viel subtiler äußern – zum Beispiel, wenn Pflegende Hilfsbedürftige finanziell ausnutzen, ihren Willen und ihre Intimsphäre missachten oder ihnen notwendige Hilfen vorenthalten.
Auch Pflegende erleben Gewalt, wenn Pflegebedürftige sie beispielsweise beschimpfen, kratzen oder kneifen. Insbesondere bei Menschen mit Demenz ist solch ein herausforderndes Verhalten nicht selten.
Gewalt in der Pflege ist ein Tabuthema. Wie häufig problematische Verhaltensweisen vorkommen, ist nicht bekannt. Thomas Görgen, Professor für Kriminologie an der Deutschen Hochschule der Polizei, hat zu diesem Thema im Jahr 2010 insgesamt 254 pflegende Angehörige interviewt. 48 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten Pflegebedürftigen seelisches Leid zugefügt zu haben. Knapp 20 Prozent der Befragten gaben körperliche Gewalt zu. Viele der Befragten litten auch selbst unter aggressivem Verhalten durch Pflegebedürftige.
Die Ursachen für problematisches Verhalten in der Pflege sind vielschichtig. „Viele Pflegende sind schlichtweg überlastet“, weiß Pflegeexperte Hassel. Insbesondere pflegende Angehörige müssen zum Teil Beruf, Pflege, Haushalt und die Sorge um die eigene Familie bewältigen. Viele vernachlässigen eigene Bedürfnisse und haben keine Zeit mehr für Hobbys und Freunde. Insbesondere bei der Betreuung von Demenzkranken müssen sie oft mit schwierigen Verhaltensweisen zurechtkommen. Zusätzlich können in der Pflege lange verdrängte familiäre Konflikte wieder aufbrechen.
Bei Pflegebedürftigen hingegen kann das Gefühl, abhängig und hilflos zu sein, zu Unzufriedenheit und Aggressionen führen. Außerdem können Erkrankungen wie Demenz die Persönlichkeit der Betroffenen verändern. „Um Konflikten und problematischem Verhalten vorzubeugen, sollten Pflegende Warnzeichen erkennen und sehr frühzeitig auch an sich denken“, empfiehlt Hassel. Sinnvoll ist es, dass pflegende Angehörige Angebote zur Entlastung nutzen. So können ambulante Pflegedienste und ehrenamtliche Helfer sie bei der Betreuung unterstützen.
INFO
„Pflege in Not“ bietet Rat und Informationen in der Broschüre „Gewalt in der Pflege älterer Menschen“, die Interessierte zum Preis von 3,50 Euro (inkl. Versand) über das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg unter Telefon (0 30) 8 20 97-2 03 oder E-Mail michel.r@dwbo.de bestellen können.
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