Wenn Menschen mit Demenz aggressiv sind

Fast jeder Mensch reagiert gereizt oder wird wütend, wenn er sich nicht verstanden fühlt. So geht es auch Menschen mit Demenz. Doch wie können Pflegende Konflikte verhindern und wie kommen sie mit aggressivem Verhalten zurecht? Tipps dazu gibt Christian Hassel, Pflegeexperte im AOK-Bundesverband.

Bild einer Patientin
Versuchen Sie, sich in den Menschen einzufühlen. | © BilderBox

„Geh weg, ich kann das allein“, faucht die ältere demenzkranke Frau ihre Schwiegertochter an, als diese ihr bei der Körperpflege helfen will. Sie schämt sich und will nicht wahrhaben, dass sie auf Unterstützung angewiesen ist. Doch es gibt auch viele andere Gründe, warum Menschen mit Demenz ungehalten reagieren können. Mögliche Anlässe sind Missverständnisse aufgrund unklarer Absprachen oder die Konfrontation der Welt des Dementen mit der Realität.

Aber auch Veränderungen in der Alltagsroutine und eine stressige Umgebung können Überforderung, Frust und Wut hervorrufen. Oft verstehen Demenzkranke Situationen und Handlungen nicht, finden sich nicht mehr zurecht und können sich immer weniger verständigen.

Im Zuge der Erkrankung kann sich außerdem das Wesen des Betroffenen verändern, zum Beispiel von einer umgänglichen, freundlichen Persönlichkeit hin zu einer distanzierten oder aggressiven Persönlichkeit. Die Angehörigen müssen dann lernen, dies als Ausprägung der Erkrankung zu akzeptieren und mit der Veränderung umzugehen. Ein weiteres Problem, das hinzukommen kann, ist, wenn bei der häuslichen Pflege alte, ungelöste familiäre Konflikte wieder aufbrechen (zum Beispiel zwischen Mutter und Tochter).

Um das aus den genannten Situationen entstehende Konfliktpotenzial zu umgehen, kann folgendes Verhalten hilfreich sein: „Versuchen Sie, sich in den Menschen einzufühlen und herauszufinden, was er möchte, wenn er schimpft und schreit“, rät AOK-Experte Hassel pflegenden Angehörigen. Dafür muss man kurzfristig die eigenen Ansichten und den eigenen Ärger über die Situation hinten­ anstellen.

Methode der Validation

Die Methode der Validation kann hierbei helfen. Bei dieser Methode versuchen Pflegende, die Emotionen des Demenzkranken zu erspüren und herauszufinden, was ihn antreibt. Mit kurzen Sätzen können sie ihm signalisieren, dass sie seine Gefühle akzeptieren. Dafür reichen schon kurze Bemerkungen wie „das regt dich auf“ oder „du machst dir Sorgen“. Auf diese Weise können Pflegende eine gute Beziehung zum Kranken herstellen und ihm zeigen, dass sie ihn wertschätzen.

Hassel gibt weitere Tipps, wie Pflegende Konflikte verhindern oder entschärfen:

  • Vermeiden Sie Konfrontationen. Korrigieren Sie den Kranken nicht, auch wenn er etwas sagt, was nicht der Realität entspricht. Nehmen Sie beispielsweise zur Kenntnis, wenn er sich mit Freunden treffen will, die längst verstorben sind. Geben Sie nach, wenn er auf Behauptungen beharrt, die nachweislich falsch sind. Das ist der Erkrankung geschuldet. Viele Menschen mit Demenz leben mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart.
  • Bleiben Sie gelassen und nehmen Sie Vorwürfe oder das Verhalten des Kranken nicht persönlich.
  • Versuchen Sie herauszufinden, was die Aggressionen auslöst, um solche Situationen künftig möglichst zu vermeiden.
  • Halten Sie aggressive Pflegebedürftige nicht fest; das macht sie noch wütender.
  • Bei einem Wutausbruch ist es am besten, den Angehörigen zu beruhigen und abzulenken. Wechseln Sie das Thema, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
  • Achten Sie auf Ihre Sicherheit. Ein Fluchtweg sollte immer offen sein.
  • Wenn der Pflegebedürftige so wütend ist, dass er um sich schlägt oder mit Sachen wirft, kann es sinnvoll sein, den Raum zu verlassen und ihn kurz allein zu lassen. Versuchen Sie, auch in solchen Situationen nach Möglichkeit Ruhe zu bewahren.
  • Holen Sie im Notfall Hilfe.
  • Informieren Sie den Arzt über aggressives Verhalten.

Nicht in allen Fällen lässt sich ein Demenzkranker zu Hause versorgen. Bei andauernd aggressivem Verhalten oder stärkerer Ausprägung der Demenz muss auch über eine stationäre Versorgung nachgedacht werden.

Validation kann man schnell erlernen. Erkundigen Sie sich bei der Alzheimer-Gesellschaft, die in Hamburg in der Wandsbeker ­Allee 68 und unter Telefon (040) 68913625 zu erreichen ist. Mehr zum Thema unter www.deutsche-alzheimer.de im Internet.

Schlagworte Demenz | Pflege | Validation

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