24. Januar 2022
SOZIALE GERECHTIGKEIT

Schulden steigen wegen Corona

Die Corona-Pandemie treibt viele Menschen in die Verschuldung. Das Institut für Finanzdienstleistungen (iff) schlägt deshalb Alarm. Besonders gefährdet von Überschuldung sind Menschen mit einem geringen Einkommen und ohne nennenswerte Rücklagen. Das sind vor allem prekär Beschäftigte, Selbstständige und Menschen in Ausbildung.

Das Bild zeigt ein leeres Portemonnaie, einen Taschenrechner und Kreditkarten
© Canva / shisuka

„Erhebungen des iff für den alljährlichen Überschuldungsreport zeigen eine besorgniserregend hohe Belastung der Fachkräfte der Schuldnerberatung“, betont Dr. Sally Peters, Geschäftsführerin des iff. Für den iff-Überschuldungsreport 2021 wurden für den Zeitraum 2008 bis 2020 bundesweit 185 592 Beratungsfälle ausgewertet, hiervon 16 402 mit Beratungsbeginn im Jahr 2020. „Bevor Menschen die Schuldnerberatung aufsuchen, werden alle anderen finanziellen Mittel ausgeschöpft“, weiß Peters.

Zwar ist die Zahl der überschuldeten Haushalte letztes Jahr auf 6,16 Millionen Menschen leicht gesunken, doch seien speziell die Werte seit Beginn der Corona-Pandemie besorgniserregend. So hätten 31 Prozent der deutschlandweit Befragten angegeben, dass sie schon im Oktober 2020 auf ihre Ersparnisse zurückgreifen mussten. 13 Prozent gaben an, ihre Ersparnisse seien bereits aufgebraucht, und elf Prozent, dass sie über keinerlei Ersparnisse (Rücklagen) verfügen. „Die Ergebnisse von Oktober 2020 deuten darauf hin, dass die Covid-­19-Pandemie erheblich zur Erhöhung der Anzahl überschuldeter Menschen in Deutschland beiträgt und dabei insbesondere die soziale Ungleichheit verstärkt wird“, warnt Peters.

„Wie bei der Finanzkrise 2007/2008 ist auch bei der globalen Gesundheitskrise damit zu rechnen, dass sich die Auswirkungen auf die Überschuldungsstatistik mit einer Verzögerung von rund zwei Jahren zeigen werden.“ Das bedeutet: Die Schuldnerberatungen arbeiten derzeit am Limit, die konkreten Zahlen hierfür gibt es aber erst später. Besonders hohe Einkommensverluste verzeichneten Personen, die ihren Lebensunterhalt im Freizeitgewerbe wie Gastronomie, Tourismus, Kunst, Kultur oder als Schausteller verdienen.

Neben Berufstätigen in der Freizeitbranche, die häufig selbstständig tätig sind, habe die Covid-19-Krise Selbstständige insgesamt und Menschen in Ausbildung besonders hart getroffen. Das Einkommen dieser Personengruppen sei bei über 50 Prozent um mehr als die Hälfte eingebrochen und bei etwa einem Fünftel komplett weggefallen. Peters resümiert: „Personen ohne Rück­lagen geraten immer stärker unter Druck.“

Petra J. Huschke

Schlagworte Corona-Krise | Überschuldung

  • Sozialrecht
    Ob Rente, Gesundheit und Pflege, Teilhabe und Behinderung, Leben im Alter oder soziale Sicherung: Der Sozialverband VdK ist für seine Mitglieder ein kompetenter Ratgeber und Helfer in allen sozialrechtlichen Belangen. | weiter
  • Rente
    Der VdK will die Rente zukunftssicher machen und Altersarmut verhindern. Lesen Sie hier alles rund um die Themen Rente, Alterssicherung und unsere rentenpolitischen Forderungen. | weiter
  • Soziale Gerechtigkeit
    Rund 15,3 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht - das ist fast jeder Fünfte! Der Sozialverband VdK kämpft für soziale Gerechtigkeit und setzt sich gegen die fortschreitende soziale Spaltung ein. | weiter
  • Behinderung
    Der VdK setzt sich für gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in allen Lebensbereichen ein. Lesen Sie mehr zu Inklusion, Behindertenpolitik und Barrierefreiheit. | weiter
  • Pflege
    Wir finden: Die Situation Pflegebedürftiger und Pflegender muss sich dringend verbessern. Lesen Sie hier mehr zum Thema Pflegepolitik, pflegende Angehörige, häusliche Pflege und Pflegeleistungen. | weiter
  • Gesundheit
    Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das an den Bedarfen der Menschen ausgerichtet ist. Lesen Sie mehr zu Gesundheitspolitik, Prävention, Gesundheitsleistungen, Hilfsmitteln und Versorgung. | weiter
  • Frauen
    Frauen erhalten 49 Prozent weniger Einkommen und 53 Prozent weniger Rente als Männer. Der VdK setzt sich für mehr Gerechtigkeit für Frauen ein, kämpft für Gleichberechtigung und Gleichstellung. | weiter
  • Familie
    Wir brauchen Verlässlichkeit für Familien. Der VdK setzt sich unter anderem für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, für familiengerechte Arbeitszeiten, den Ausbau der Kinderbetreuung und für ein Rückkehrrecht in Vollzeit. | weiter
  • Corona
    Aktuelle Maßnahmen, barrierefreie Texte und Videos sowie unsere Pressemitteilungen zum Thema. | weiter
  • Kampagnen
    Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen und Kampagnen transportiert der VdK seine Forderungen an die Politik und zeigt immer wieder soziale Missstände auf. | weiter

Minijobs - Tickets in die Armut

Die sogenannten Minijobs sollten ursprünglich mal den Einstieg oder Wiedereinstieg ins Arbeitsleben erleichtern. Stattdessen sind sie zur Armutsfalle geworden.

Armut ist eine der größten sozialen Katastrophen im Land.

Wir sagen Ihnen, was Ihnen laut Sozialrecht zusteht und kämpfen für Ihr Recht. Bundesweit. Jetzt Beratung vereinbaren!

Der VdK
Eine Frau gibt einer anderen Frau zur Begrüßung die Hand. Sie stehen am Eingang eines Gebäudes mit der Aufschrift "VdK Service Point"
Finden Sie mit der Beratungsstellen-Suche die nächste Rechtsberatungsstelle des Sozialverbands VdK - auch in Ihrer Nähe!
Der VdK
Symbolfoto: Zwei Frauen und ein Mann ziehen gemeinsam an einem Seil, an dessen Ende auch jemand zieht.
Wir machen uns stark für soziale Gerechtigkeit. Wir vertreten Ihre sozialpolitischen Interessen und kämpfen für Ihre Rechte. Unsere Stärke: Unabhängigkeit und Neutralität.

Presse
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter mit Informationen zu Sozialpolitik und Sozialrecht sowie aktuellen Infos rund um den Sozialverband VdK.

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.