25. Oktober 2018
SOZIALE GERECHTIGKEIT

Helfen ohne Pflicht: VdK ist gegen allgemeines soziales Dienstjahr

Junge Menschen, die frisch von der Schule kommen, suchen häufig berufliche Orientierung und können beispielsweise ein Freiwilliges Ökologisches oder Soziales Jahr absolvieren. In den vergangenen Monaten ist angesichts des Arbeitskräftemangels im Gesundheitsbereich eine lebhafte Diskussion über ein soziales Pflichtjahr für alle Schulabgänger entbrannt.

Symbolfoto: Eine alte Dame geht am Arm eine jungen Mannes spazieren. Sie lächeln sich an.
Neue Perspektiven: Soziales Engagement kann eine tolle Erfahrung sein. Aber freiwillig sollte der Einsatz nach Meinung des VdK sein! | © imago/Gustavo Alabiso

VdK-Präsidentin Verena Bentele äußert sich dazu eindeutig: „Das Problem der Personalknappheit speziell im Gesundheitswesen kann nicht durch die Einführung einer zeitlich begrenzten sozialen Dienstpflicht gelöst werden.“ Viel wichtiger sei es, dass mehr junge Menschen Berufsfelder wie Pflege, Kinderbetreuung oder Gesundheitsversorgung kennenlernen. „Persönliche Erfahrungen in diesem Bereich sind die beste Motivation, um im sozialen Bereich zu arbeiten. Eine allgemeine Verpflichtung wird den Personalmangel an qualifizierten Kräften nicht beheben“, so Bentele.

Junge Menschen müssten an soziale Berufe herangeführt werden, zum Beispiel durch Praktika in der Schulzeit. „Freiwilligkeit ist ein wichtiger Faktor. Eine Pflicht nützt am Ende weder den Verpflichteten noch denen, die Unterstützung benötigen“, sagt Bentele. Es müsse vielmehr gelingen, das Bewusstsein und die Bereitschaft für gesellschaftliche Verantwortung bei Jugendlichen schon frühzeitig zu wecken.

Bestehende Angebote fördern, Engagement belohnen

Die bestehenden Angebote wie das Freiwillige Soziale Jahr und der Bundesfreiwilligendienst sollten nach Meinung des VdK besser gefördert werden. Um das Interesse junger Leute zu steigern, plädiert Bentele für eine größere Anerkennungskultur, beispielsweise durch eine Unterhaltssicherung, eine Einbeziehung in die Sozialversicherung, durch Zugang zu bezahlbarem Wohnraum oder Vergünstigungen im Nahverkehr. Außerdem sollte dieses Engagement bei der Vergabe von Ausbildungs- oder Studienplätzen und bei beruflichen Einstellungsverfahren positiven Einfluss haben.

Perspektivwechsel: Sich in die Lebensrealität anderer einfühlen

Vom Sinn der Freiwilligendienste ist die VdK-Präsidentin absolut überzeugt: „So ein Perspektivwechsel bietet die Chance, sich in die Lebensrealität anderer Menschen einzufühlen. Das macht vielen erst bewusst, dass ein Zusammenleben in der Gesellschaft nur funktionieren kann, wenn alle ihren Beitrag leisten.“ Wo dieser Einsatz stattfindet – im Kindergarten, bei einem ökologischen Projekt, in der Flüchtlingsarbeit oder in der Pflege –, sollte sich allein nach den Interessen der jungen Menschen richten und nicht nach dem Arbeitskräftemangel in bestimmten sozialen Bereichen.

Soziales Engagement: Freiwillig oder verpflichtend?

Wie stehen Sie zur Idee einer "Dienstpflicht"?



Lesen und sehen Sie mehr:

Der VdK
Symbolfoto: Ein Junge hält lächelnd ein Puzzle-Teil in die Kamera, auf dem "Ehrenamt" steht
Seit über 70 Jahren baut der Sozialverband VdK auf ein kompetentes Ehrenamt - unser Fundament und Markenzeichen auf allen Ebenen des Verbands. | weiter

VdK-TV: Ehrenamt im VdK - Atempause für Angehörige von Demenzkranken

Viele VdK-Mitglieder üben ein Ehrenamt aus. So auch Irene Eckstein: Als ihr Mann an Demenz erkrankte, begann sie sich ehrenamtlich zum Thema zu engagieren. Die Selbsthilfe- und Betreuungsgruppe „Atempause“ war geboren.

bsc

Schlagworte Dienstpflicht | Engagement | soziale Berufe | Freiwilligendienst | Verpflichtung | Freiwilliges Soziales Jahr

  • Sozialrecht
    Ob Rente, Gesundheit und Pflege, Teilhabe und Behinderung, Leben im Alter oder soziale Sicherung: Der Sozialverband VdK ist für seine Mitglieder ein kompetenter Ratgeber und Helfer in allen sozialrechtlichen Belangen. | weiter
  • Rente
    Der VdK will die Rente zukunftssicher machen und Altersarmut verhindern. Lesen Sie hier alles rund um die Themen Rente, Alterssicherung und unsere rentenpolitischen Forderungen. | weiter
  • Soziale Gerechtigkeit
    Rund 15,3 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht - das ist fast jeder Fünfte! Der Sozialverband VdK kämpft für soziale Gerechtigkeit und setzt sich gegen die fortschreitende soziale Spaltung ein. | weiter
  • Behinderung
    Der VdK setzt sich für gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in allen Lebensbereichen ein. Lesen Sie mehr zu Inklusion, Behindertenpolitik und Barrierefreiheit. | weiter
  • Pflege
    Wir finden: Die Situation Pflegebedürftiger und Pflegender muss sich dringend verbessern. Lesen Sie hier mehr zum Thema Pflegepolitik, pflegende Angehörige, häusliche Pflege und Pflegeleistungen. | weiter
  • Gesundheit
    Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das an den Bedarfen der Menschen ausgerichtet ist. Lesen Sie mehr zu Gesundheitspolitik, Prävention, Gesundheitsleistungen, Hilfsmitteln und Versorgung. | weiter
  • Frauen
    Frauen erhalten 49 Prozent weniger Einkommen und 53 Prozent weniger Rente als Männer. Der VdK setzt sich für mehr Gerechtigkeit für Frauen ein, kämpft für Gleichberechtigung und Gleichstellung. | weiter
  • Familie
    Wir brauchen Verlässlichkeit für Familien. Der VdK setzt sich unter anderem für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, für familiengerechte Arbeitszeiten, den Ausbau der Kinderbetreuung und für ein Rückkehrrecht in Vollzeit. | weiter
  • Corona
    Aktuelle Maßnahmen, barrierefreie Texte und Videos sowie unsere Pressemitteilungen zum Thema. | weiter
  • Ukraine-Hilfe
    Auf dieser Seite haben wir Basis-Informationen für ukrainische Geflüchtete und Helfer zusammengestellt. Zu allen Informationen gibt es weiterführende Links. | weiter
    09.01.2023

Minijobs - Tickets in die Armut

Die sogenannten Minijobs sollten ursprünglich mal den Einstieg oder Wiedereinstieg ins Arbeitsleben erleichtern. Stattdessen sind sie zur Armutsfalle geworden.

Armut ist eine der größten sozialen Katastrophen im Land.

Wir sagen Ihnen, was Ihnen laut Sozialrecht zusteht und kämpfen für Ihr Recht. Bundesweit. Jetzt Beratung vereinbaren!

Der VdK
Eine Frau gibt einer anderen Frau zur Begrüßung die Hand. Sie stehen am Eingang eines Gebäudes mit der Aufschrift "VdK Service Point"
Finden Sie mit der Beratungsstellen-Suche die nächste Rechtsberatungsstelle des Sozialverbands VdK - auch in Ihrer Nähe!
DER VdK
Symbolfoto: Zwei Frauen und ein Mann ziehen gemeinsam an einem Seil, an dessen Ende auch jemand zieht.
Wir machen uns stark für soziale Gerechtigkeit. Wir vertreten Ihre sozialpolitischen Interessen und kämpfen für Ihre Rechte. Unsere Stärke: Unabhängigkeit und Neutralität.

Presse
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter mit Informationen zu Sozialpolitik und Sozialrecht sowie aktuellen Infos rund um den Sozialverband VdK.

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.