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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck macht sich Sorgen, dass Menschen gegen ihren Willen in Rente geschickt werden. Das klingt erst einmal gut. Doch leider geht es ihm nicht um diejenigen, die unfreiwillig zum alten Eisen werden, weil sie mit Ende 50 keinen Job mehr finden oder zu krank sind, um bis zur Regelaltersgrenze zu arbeiten. Nein, er sorgt sich um Männer und Frauen, die sich mit 65 oder 67 Jahren so fit fühlen, dass sie gerne noch ein paar Jährchen im Job dranhängen wollen.
Ich verrate Robert Habeck an dieser Stelle etwas gar nicht Geheimes: Es ist in Deutschland nicht verboten, über die Regelaltersgrenze hinaus zu arbeiten. Wenn Wissen, Können und Tatkraft eines Menschen auch jenseits von Mitte 60 gefragt sind, stehen in der Regel die Türen der Unternehmen offen.
Der allergrößte Teil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat ganz andere Sorgen. Nämlich, ob und wie sie es bis zur Regelaltersgrenze schaffen sollen, im Job volle Leistung zu bringen und ein Einkommen zu erreichen, das ihnen ein gutes Leben im Alter ermöglicht.
Immerhin steht eine weitere Anhebung des Rentenalters laut Koalitionsvertrag nicht zur Debatte. Das war eine zentrale VdK-Forderung. Umso ärgerlicher, dass Minister Habeck dieses Fass wieder aufmacht.
Immer schwingt bei solchen Debatten mit, dass die Menschen nicht so lange arbeiten wollen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Denn jeder Monat, den jemand früher aus dem Job aussteigt, ist ein Minus auf dem Rentenkonto. Wer sollte das wollen?
Bei den 61- bis 62-jährigen Arbeitslosen finden nur elf Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen wieder einen Job. Das Durchschnittsalter für Erwerbsminderungsrenten wegen Erkrankungen liegt bei nur 53 Jahren. Über eine Million der über 65-Jährigen haben einen Minijob, weil die Rente nicht reicht. Und viele Selbstständige arbeiten weit über die 70 Jahre hinaus, weil sie keine Altersvorsorge haben. Der Arbeitsmarkt und die Bedingungen, unter denen gearbeitet wird, müssen sich also ändern. Daran sollte ein Wirtschaftsminister arbeiten.
Verena Bentele, VdK-Präsidentin
Schlagworte Kommentar | Altergrenze
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