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Wohnen für Hilfe: Bei diesem Wohnmodell, das es mittlerweile in vielen deutschen Städten gibt, vermieten Senioren einen Teil ihres Wohnraums an Studenten. Die Studierenden übernehmen dafür kleine Arbeiten im Haushalt. Das kann ungeahnte Perspektiven eröffnen und ist für alle Beteiligten ein Gewinn.
Das Prinzip ist sehr einfach: Ältere Menschen, die ein Haus oder eine große Wohnung haben, die sie nicht allein bewohnen und bewirtschaften können oder wollen, bieten Wohnraum für Studenten an. Neben der Beteiligung an den Nebenkosten helfen die Jüngeren in Haus und Garten mit, statt Miete zu zahlen - etwa durch Einkaufen, Putzen oder Spazierengehen mit dem Hund. Manche Senioren möchten auch einfach nur Gesellschaft. Für Studenten ist dieses Wohnmodell attraktiv, weil in vielen Universitätsstädten der Wohnraum sehr knapp und sehr teuer ist.
Was kostet es? - Als Faustregel gilt: pro Quadratmeter Wohnfläche eine Stunde Hilfe im Monat. Wenn also die Studentin oder der Student ein 15-Quadratmeter-Zimmer bewohnt, werden etwa 15 Stunden Hilfe pro Monat fällig.
Doch bei "Wohnen für Hilfe" ist nicht nur die kleine Mithilfe im Haushalt positiv - durch das gemeinsame Wohnen eröffnen sich neue Perspektiven. Solidarität und gegenseitige Hilfe überwinden Vorurteile zwischen den Generationen. Zudem ist es für viele ältere Menschen beruhigend zu wissen, dass noch jemand im Haus ist und sie nicht allein wohnen.
Nicole Krauße ist Ansprechpartnerin für das Projekt "Wohnen für Hilfe" beim Studierendenwerk Freiburg-Schwarzwald. Im Interview mit der VdK-Onlineredaktion erklärt sie, für wen das Projekt geeignet ist und welche Voraussetzungen die Interessenten mitbringen sollten.
VdK: Seit wann bietet das Studierendenwerk Freiburg das Projekt „Wohnen für Hilfe“ schon an und wie viele Wohnpartnerschaften von Senioren und Studenten konnten Sie bisher vermitteln?
Nicole Krauße: Das Studierendenwerk Freiburg bietet „Wohnen für Hilfe“ seit Herbst 2002, also bereits seit fast 13 Jahren, an. Seit Beginn wurden insgesamt circa 750 Wohnpartnerschaften vermittelt.
VdK: Alternative Wohnformen im Alter stoßen auf immer größeres Interesse. Für wen ist die Wohnform „Wohnen für Hilfe“ gut geeignet?
Nicole Krauße: Die Teilnahme an „Wohnen für Hilfe“ steht allen Vermietern in Freiburg und Umgebung offen, die freien Wohnraum zur Verfügung haben, sich eine/n studentische/n Mitbewohner/in wünschen und etwas Hilfe oder Unterstützung im Alltag gebrauchen können. Dies sind zum einen natürlich Senioren, aber auch für Familien, Alleinerziehende, Menschen mit Handicap und Berufstätige ist „Wohnen für Hilfe“ gut geeignet.
Mitbewohner/innen sind Studierende, die an der Universität oder einer Fachhochschule ordentlich eingeschrieben sein, die soziales Engagement mitbringen und die bereit und in der Lage sind, kleinere alltägliche Hilfeleistungen zu erbringen.
Besonders geeignet ist diese Wohnform für Senioren, die Interesse am Kontakt zur jüngeren Generation und den Wunsch nach etwas Gesellschaft haben oder die sich einfach in kleinem Umfang praktische Unterstützung oder Entlastung im Alltag, im Haushalt oder Garten wünschen.
VdK: Muss man als Senior oder Seniorin besondere Anforderungen erfüllen, wenn man einen Teil seines Wohnraums für Studenten zur Verfügung stellen möchte?
Nicole Krauße: Die Vermieter sollten natürlich aufgeschlossen gegenüber studentischen Mitbewohner/innen sein. Die gewünschten Hilfen sollten im Rahmen von kleineren alltäglichen Handreichungen sein, so dass sie für Studierende zeitlich gut zu erbringen und flexibel nach Absprache sind. Für Senioren mit höherem Unterstützungsbedarf kann „Wohnen für Hilfe“ ein „Mosaikstein“ in einem gut organisierten Betreuungsnetzwerk, zusätzlich zu anderen Unterstützungsleistungen, sein. Pflegeleistungen werden im Rahmen von „Wohnen für Hilfe“ nicht erbracht.
VdK: Durch das Projekt entstehen ja sicher nicht nur Zweckgemeinschaften, sondern auch Freundschaften zwischen den Generationen. Gibt es eine besonders schöne Geschichte im Rahmen von „Wohnen für Hilfe“, an die Sie sich gerne erinnern?
Nicole Krauße: Da gibt es natürlich im Laufe der Zeit viele schöne und auch herzerwärmende Begebenheiten und Geschichten. Besonders gefreut habe ich mich zum Beispiel über einen netten Brief einer Tochter einer Seniorin, die schrieb, wie wunderbar sich, trotz anfänglicher Skepsis seitens der Mutter, die Wohnpartnerschaft der Mutter mit „ihrer Studentin“ schon nach recht kurzer Zeit entwickelt hatte und wie begeistert ihre Mutter nun von der studentischen Mitbewohnerin ist. So schrieb die Tochter, dass „Wohnen für Hilfe“ nicht nur ein großer Gewinn für ihre Mutter ist, sondern auch ihr als Tochter/ Angehöriger ein gutes Gefühl der Sicherheit und Zufriedenheit gibt.
VdK: Sollten sich wider Erwarten Mieter und Vermieter doch nicht verstehen, kann dann das Studierendenwerk Freiburg vermitteln?
Nicole Krauße: Durch individuelle Beratung und sorgfältige Arbeit im Vorfeld und bei der Vermittlung, wie zum Beispiel das persönliche Kennen Lernen der Vermieter und der Studierenden untereinander und das Vereinbaren von Absprachen zwischen den Senioren/ Vermietern und den Studierenden, wird vorab auf ein gutes Gelingen der Wohnpartnerschaften hingearbeitet. Sollte es dennoch wider Erwarten nicht funktionieren wie gewünscht, so können sich die Wohnpartnerschaften im gegenseitigen Einvernehmen auflösen, und auf Wunsch besteht für beide Parteien die Möglichkeit, neue Wohnpartner vermittelt zu bekommen.
VdK: Vielen Dank für das Interview!
Sie interessieren sich für "Wohnen für Hilfe"? Vielleicht gibt es das Projekt ja auch in Ihrer Stadt. In dieser Liste haben wir Kontaktadressen für Sie zusammengestellt:
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Schlagworte Wohnen für Hilfe | Wohnen gegen Hilfe | Untermiete | Adressliste | Senioren | Mitbewohner | WG | Studenten | Wohngemeinschaft | Wohnraumvermietung | Universität
Wohnen für Hilfe: Kontaktadressen
Wie gut die Wohngemeinschaft von Jung und Alt funktionieren kann und wie sehr beide Seiten davon profitieren, zeigt dieses Beispiel aus dem VdK-TV:
Bildrechte auf der Seite "http://www.vdk.de//deutschland/pages/themen/rente/10759/wohnen_fuer_hilfe":
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