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Senioren-Organisationen wollen Ausgangs- und Besuchsbeschränkungen wegen Corona für Heime besser geregelt wissen
Seit Monaten ist das Leben von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern aufgrund der Corona-Krise stark eingeschränkt. Der BIVA-Pflegeschutzbund plädiert dafür, die Erfahrungen aus der Pandemie zu nutzen und Fehler aus der Anfangsphase zu vermeiden. Auch VdK-Präsidentin Verena Bentele betont: „Die Schwächsten der Gesellschaft dürfen nicht sozial isoliert werden.“
Als Anlauf- und Beratungsstelle bei Problemen im Pflegeheim erreichten den BIVA-Pflegeschutzbund Tausende Beratungsanfragen, in denen geschildert wurde, wie sich die coronabedingten Besuchseinschränkungen in Pflegeheimen auswirkten: Verlust von Fähigkeiten durch ausbleibende Therapie- und Betreuungsangebote, unerträgliche Besuchssituationen oder Depressionen, Selbstmordgedanken und sogar Selbsttötungen aufgrund der sozialen Vereinsamung.
Alte Menschen seien eine äußerst verletzliche Gruppe, die in besonderer Weise vor Ansteckung geschützt werden müsse, so der Verbraucherschutzverein. „Aber viele negative Auswirkungen wären zu vermeiden gewesen, wenn behördliche Entscheidungen besser durchdacht und von Heimseite bewohnerfreundlicher umgesetzt worden wären.“ Es dürfe nicht Sinn von Verordnungen sein, dass die Menschen, die geschützt werden sollen, massiv in ihren Grundrechten und ihrer Freiheit beschnitten werden.
Genauso sieht dies VdK-Präsidentin Verena Bentele. „Corona wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Wir dürfen die Schwächsten der Gesellschaft nicht länger sozial isolieren und damit unabsehbare Folgeschäden verursachen.“ Speziell für ältere und pflegebedürftige Menschen, die kognitive Einschränkungen haben oder an einer Demenz leiden, seien Einschränkungen an Kontakten nicht zu verstehen und könnten zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Statt Isolation setzen Gesundheitsministerium und Heime mittlerweile auf Schutzkonzepte und lokale Beschränkungen. „Es braucht keine Besuchsverbote mehr, es braucht Beschränkungen und Konzepte, gerade im Winter, wenn es nicht mehr so einfach ist, sich draußen zu treffen“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kürzlich. Bei jedem Ausbruchsgeschehen solle regional reagiert werden.
Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen ruft dazu auf, für künftige Krisen zwingend zu klären, inwieweit Ausgangs- und Besuchsbeschränkungen in Pflegeheimen zulässig sind. „Es reicht nicht aus, Krisen- und Notsituationen zu durchdenken und Pandemiepläne zu erstellen. Entscheidend ist, dass Vorsorgemaßnahmen gesetzlich festgeschrieben und ergriffen werden: die Schaffung medizinischer und pharmakologischer Versorgungskapazitäten, die Sicherstellung von Schutzausrüstung und anderen Materialien sowie die Planungen für eine zusätzliche personelle Unterstützung in sensiblen Bereichen.“ Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass Pflegeheime, ambulante Pflegedienste und pflegende Angehörige aufgrund der besonderen Verletzlichkeit der Pflegebedürftigen in Krisen ebenso schnell mit allem Notwendigen versorgt werden müssten wie Krankenhäuser.
Eine Studie der Fachhochschule Münster untersuchte, wie Menschen in Seniorenheimen den Corona-Lockdown erlebt haben. „Die zum Teil rigiden Regelungen bedeuteten für viele Bewohnerinnen und Bewohner massive Einschränkungen ihrer Persönlichkeitsrechte“, sagt Professor Dr. Mirko Sporket vom Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Münster. „Als massivstes Problem wurde das Besuchsverbot wahrgenommen.“ Der Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner habe aber Verständnis für die getroffenen Maßnahmen gezeigt.
Der Altersforscher hält die Unterbringung von alten pflegebedürftigen Menschen in großen institutionalisierten Einrichtungen generell für eine „nicht adäquate“ Wohnform. „Wir müssen hin zu kleineren Wohneinheiten für alte Menschen. Und zwar integriert in den Sozialraum mit vorhandener Infrastruktur und erreichbaren Ärzten, Einkaufsmöglichkeiten und Kulturangeboten.“ Eine Forderung, die seit Langem im Raum stehe, deren Dringlichkeit sich nun aber in besonderer Weise gezeigt habe.
Petra J. Huschke
Schlagworte Pflegeheim | Corona
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