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VdK-Standpunkt: Pflege

Pflege macht arm

Pflegebedürftigkeit wird zunehmend zum Armutsrisiko. Viele pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen können sich eine professionelle Pflege kaum noch leisten, weil ihr Eigenanteil immer höher wird. Die Kosten für die Pflege galoppieren den Geldleistungen der Pflegeversicherung davon.

Während die Kosten für Pflegeheime und Pflegedienste über die Jahre kontinuierlich gestiegen sind (stärker als die Inflationsrate), blieben die Geldleistungen der Pflegeversicherung zwischen ihrer Einführung im Jahr 1995 und 2008 völlig unverändert. Danach wurden sie mehrmals in kleinen Schritten erhöht, jedoch weit unter den Preissteigerungen für Pflegeleistungen. Seit 1995 hat insgesamt ein Wertverlust der Pflegeversicherungszahlungen von 20 bis 25 Prozent stattgefunden. Das heißt, dass der Eigenanteil der Pflegebedürftigen entsprechend gestiegen ist.

Viele Betroffene müssen irgendwann Pflegeleistungen kündigen, weil sie sich diese schlichtweg nicht mehr leisten können. Dies bedeutet oft eine Verschlechterung der Gesundheit und der Lebensqualität und eine niedrigere Lebenserwartung; für die pflegenden Angehörigen bringt der Verzicht auf professionelle Unterstützung enorme körperliche und psychische Belastungen weit über die Grenzen des Zumutbaren hinaus.

Sozialamt muss einspringen

Wenn es ohne Pflegeheim oder Pflegedienst aber nicht geht, müssen Pflegebedürftige und ihre Familien oft ihre gesamten Rücklagen aufbrauchen und geraten unter die Armutsschwelle. Dann muss das Sozialamt mit der so genannten „Hilfe zur Pflege“ einspringen und den Eigenanteil übernehmen. Somit trägt letztlich der Steuerzahler die finanziellen Folgen des schleichenden Wertverlusts von Pflegeversicherungsleistungen.

Die Grafik stellt dar, wie viele Empfänger von "Hilfe zur Pflege" es in Deutschland seit 2002 gibt. Im Jahr 2002 waren dies 313.000 Menschen. Jahr 2003: 323.000. Jahr 2004: 328.000. Jahr 2005: 344.000. Jahr 2006: 366.000. Jahr 2007: 372.000. Jahr 2008: 397.000. Jahr 2009: 392.000. Jahr 2010: 411.000. Jahr 2011: 423.000. Jahr 2012: 439.000. Jahr 2013: 444.000 Menschen.
Empfänger von "Hilfe zur Pflege" in Deutschland von 2002 bis 2013. Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken. | © VdK

Schlimm für viele Heimbewohner: Sie müssen nicht selten in ein anderes Heim umziehen, in dem der vom Sozialamt zu tragende Anteil geringer ist. Das Sozialamt nimmt häufig die Kinder der Pflegebedürftigen in Regress, die sich dann an den Pflegekosten beteiligen müssen – mit weitreichenden Folgen:

Viele ältere Menschen schrecken davor zurück, Hilfe vom Sozialamt in Anspruch zu nehmen, damit ihre Kinder nicht unterhaltspflichtig werden. Dies leistet versteckter Altersarmut weiter Vorschub.

Der Sozialverband VdK fordert

  • Dynamisierung. Um zu verhindern, dass immer mehr Menschen staatliche Unterstützung benötigen, ist eine automatische jährliche Anpassung der finanziellen Pflegeversicherungsleistungen erforderlich, die sich sowohl an der Lohn- als auch an der allgemeinen Preisentwicklung orientiert.
  • Verzicht auf Unterhaltsverpflichtung. Um die Hemmschwelle älterer Menschen vor einem Antrag auf Sozialhilfe abzusenken, sollte auf Unterhaltsansprüche gegenüber den Kindern verzichtet werden, sofern deren Jahreseinkommen unter 100.000 Euro liegt. Das Sozialamt kann davon ausgehen, dass diese Einkommensgrenze im Regelfall nicht überschritten wird.

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Symbolfoto: Angehörige oder Pflegekraft beugt sich über einen Senior im Rollstuhl
Neben den reinen Pflegekosten fallen bei der Pflege in einem Heim für die Bewohner Kosten für Unterbringung und Verpflegung sowie Investitionskosten an. | weiter

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    VdK-Standpunkt und Forderungen zum Thema Pflege. Pflegebedürftigkeit wird zunehmend zum Armutsrisiko. Viele pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen können sich eine professionelle Pflege kaum noch leisten, weil ihr Eigenanteil immer höher wird. Die Kosten für die Pflege galoppieren den Geldleistungen der Pflegeversicherung davon.

Schlagworte Pflege | Armut | Pflegebedürftigkeit | Pflegeversicherung | Pflegebedürftige | Sozialamt | Pflegeheim | Heimbewohner | Kostensteigerung | Dynamisierung | Unterhalt

Ausführliches Themenblatt Pflege herunterladen:

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    VdK-Standpunkt und Forderungen zum Thema Pflege. Pflegebedürftigkeit wird zunehmend zum Armutsrisiko. Viele pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen können sich eine professionelle Pflege kaum noch leisten, weil ihr Eigenanteil immer höher wird. Die Kosten für die Pflege galoppieren den Geldleistungen der Pflegeversicherung davon.


Soziale Spaltung stoppen! - Pflege (UT)

Version mit Untertiteln: Die Forderungen des Sozialverbands VdK zur Bundestagswahl 2017 zum Thema Pflege auf einen Blick. Knapp 2,9 Millionen Menschen sind pflegebedürftig. Annähernd drei Viertel aller Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, 1,38 Millionen allein durch Angehörige.

Rente
Symbolfoto: Vier Seniorinnen und Senioren sitzen nebeneinander auf einer Bank, ein Rollator steht daneben.
Die gesetzliche Rente muss Altersarmut verhindern und zukunftssicher gemacht werden. Davon profitieren auch künftige Generationen von Rentnerinnen und Rentnern.
Gesundheit
Symbolfoto: Geldscheine, ein Stethoskop und ein Taschenrechner
Gesundheit muss für alle bezahlbar bleiben. Der Erhalt der Gesundheit darf nicht von der Größe des Geldbeutels abhängig sein.
Behinderung
Symbolfoto: Junger Mann im Rollstuhl steht am Fuß einer Treppe
Die UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet Deutschland, das gleichberechtigte Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung umzusetzen.
Armut
Symbolfoto: Hände einer Seniorin zählen Kleingeld.
Armut ist ein wachsendes Problem in Deutschland. Besonders betroffen sind Kinder, ältere, alleinerziehende und langzeitarbeitslose Menschen.
Finanzierung
Symbolfoto: Ein Taschenrechner auf einem Haufen Euro-Münzen und -scheine
Um eine soziale Balance zu schaffen, sind gezielte Investitionen für die ärmere Hälfte der Bevölkerung notwendig. Finanzierbar ist dies durch eine gerechtere Steuerpolitik.

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