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Hintergrund: Problem Altersarmut

Derzeit ist jeder sechste Rentner von Armut bedroht. Zukünftig wird es jeder fünfte sein.

Kleine Renten sind das Resultat von schlecht bezahlten Jobs, Arbeitslosigkeit, Krankheiten, aber auch von Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen. Menschen, die nach ihrem Erwerbsleben im Alter arm sind, haben damit meist bis zum Ende ihres Lebens zu kämpfen. Aus eigener Kraft können Menschen im Rentenalter der Armut kaum entkommen. Die wenigsten können sich genug dazuverdienen, um ein gutes Alterseinkommen zu erreichen. Altersarmut ist für den Einzelnen fast immer ein dauerhaftes Problem. Von Altersarmut betroffen sind vor allem alleinstehende Frauen, Langzeitarbeitslose und Menschen ohne Berufsausbildung.

Wie viele Menschen in Deutschland im Alter arm sind, hängt ganz von der Definition ab. Die Bundesregierung bezieht sich in ihrem Armuts- und Reichtumsbericht vor allem auf die sogenannte Grundsicherungsquote. Diese weist den Anteil der Menschen im Rentenalter aus, die Grundsicherung im Alter beziehen.

3,2 Prozent der Menschen im Rentenalter beziehen Grundsicherung. Allerdings beantragen die wenigsten anspruchsberechtigten Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung. Mögliche Gründe dafür sind Scham oder Unwissenheit. Diese sogenannte „verdeckte Armut“ sollte bei der Einschätzung von Altersarmut berücksichtigt werden.

Die finanzielle Situation von Rentnerinnen und Rentnern

Es ist besser, sich die Einkommenssituation von Rentnerinnen und Rentnern unabhängig von einem Grundsicherungsbezug zu betrachten. Jeder sechste Rentner hat laut Statistischem Bundesamt ein Einkommen von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Menschen im Rentenalter und ist demnach von Armut bedroht. Ein paar Jahre vorher war es noch jeder achte Rentner. 2036 wird es laut einer Bertelsmann-Stiftung-Studie wahrscheinlich jeder fünfte sein. Zukünftig wird es somit immer mehr arme Rentnerinnen und Rentner geben.

Ein weiteres Anzeichen für die derzeit steigende Altersarmut ist die zunehmende Überschuldung. 2008 waren es noch rund 119.000 Personen ab 70 Jahren, die Schulden hatten. 2018 waren es mit rund 263.000 Betroffenen doppelt so viele (Creditreform Wirtschaftsforschung 2012, 2018). Im Gegensatz zu jüngeren Menschen kommen Rentnerinnen und Rentner kaum aus der Schuldenfalle heraus.

Grafik mit dem Titel „Armutsgefährdungsquote der Rentnerinnen und Rentner“. Dargestellt ist ein Liniendiagramm. Die Armutsgefährdungsquote ist zwischen 2010 und 2016 von 13,4 Prozent auf 18 Prozent gestiegen.
Die Armutsgefährdungsquote ist zwischen 2010 und 2016 von 13,4 Prozent auf 18 Prozent gestiegen. | © Sozialverband VdK

Aufgrund der derzeitigen Situation ist es nicht verwunderlich, dass 81 Prozent der Erwerbstätigen einschätzen, dass ihre spätere gesetzliche Rente nicht oder gerade so ausreichen wird. Und wie beurteilen Rentnerinnen und Rentner selber ihre eigene Situation? Drei von fünf Rentnerinnen und Rentnern sagen bereits jetzt, dass sich ihre Lebensqualität im Vergleich zum Erwerbsleben verschlechtert hat. Ebenso viele geben an, dass Altersarmut ein Thema in ihrem Bekanntenkreis oder in der Nachbarschaft ist. Und ein Drittel der Rentnerinnen und Rentner hat Angst, zu verarmen. Dies zeigen die Ergebnisse einer DGB- und einer AXA-Studie.

Wir als Sozialverband VdK fordern

  • Aufwertung geringer Renten: Jahrelange Niedriglohnarbeit und Teilzeitbeschäftigung führen zu geringen Renten, weil zu wenige Rentenpunkte erworben werden. Diese Entgeltpunkte müssen angehoben werden, damit auch dieser Personenkreis eine gute Rente im Alter bekommt.
  • Freibeträge bei Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung: Was für Betriebs- und Privatrenten gilt, muss auch auf die gesetzliche Rente ausgeweitet werden: ein Freibetrag von 212 Euro bei Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Eine aktuelle, vom VdK in Auftrag gegebene Studie zeigt: Von einem Freibetrag würden 1,8 Millionen Menschen profitieren, insbesondere Menschen mit Altersrente.
  • Mindestlohn auf über 12 Euro erhöhen: Die Höhe des Mindestlohns muss so festgelegt werden, dass dieser bei einer Vollzeitbeschäftigung und 45 Beitragsjahren zu einer Rente oberhalb des Grundsicherungsniveaus führt. Nach den aktuellen Werten von 2019 müsste er also 12,80 Euro betragen.
  • Tarifbindung stärken: Tarifgebundene Unternehmen zahlen in der Regel höhere Löhne. Ihre Beschäftigten zahlen deshalb laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 18 Prozent mehr in die Rentenkasse ein als nicht tarifgebundene Beschäftigte und haben somit ein geringeres Risiko für Altersarmut.
  • Mütterrente nachbessern: Erziehungszeiten müssen in der Rentenberechnung ausreichend anerkannt werden. Es darf keine Mütter erster und zweiter Klasse geben. Der VdK fordert drei Entgeltpunkte pro Kind für alle Mütter – egal, ob sie ein Kind vor oder nach 1992 geboren haben.
  • Minijobs, Zeit- und Leiharbeit begrenzen: Prekäre Jobs im Niedriglohnbereich führen zu niedrigen Rentenansprüchen und erhöhen das Risiko, in Altersarmut zu geraten. Stattdessen müssen reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen gefördert werden.

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Schlagworte Sozialverband VdK | #Rentefüralle | Alterssicherung | Altersarmut

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