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Groll und Ärger belasten Körper und Seele. Besser ist es, den Groll loszulassen. Psychologe Winfried Pollmann erklärt, wie das gelingen kann.
In Beziehungen kann es zu Enttäuschungen und Konflikten kommen. Dem anderen zu verzeihen, fällt manchmal nicht leicht. Doch wer sich dauerhaft ärgert oder verbittert ist, schadet sich am Ende nur selbst.
Negative Emotionen wie Wut, Ärger oder Verzweiflung beeinträchtigen das physische Wohlbefinden. Der Körper schüttet Stresshormone und Neurotransmitter aus, die nicht sofort wieder abgebaut werden. Die Folge: „Es kommt zu einer Art Dauerstress. Die Muskeln spannen sich an, und der Blutdruck steigt. Langfristig können Schlafstörungen auftreten, das Herz-Kreislauf-System und andere Organe werden beeinträchtigt, das Immunsystem wird geschwächt“, erklärt Pollmann, Vorstandsmitglied der Landesgruppe Bayern im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen.
Wer verletzt oder gekränkt wird, läuft Gefahr zu grübeln oder eine Depression zu entwickeln. Selbst Freundschaften zu anderen Menschen können daran zerbrechen, sodass der Leidende sich immer mehr isoliert. „Der, der einem etwas Böses angetan hat, übernimmt quasi dauerhaft die Kontrolle über das Leben seines Opfers“, sagt Pollmann. „Wenn man in diese Abwärtsspirale gerät, geht die Lebensqualität verloren.“
Verzeihen hingegen befreit aus diesem Teufelskreis. Das Gedankenkarussell wird gestoppt, und die Aufmerksamkeit kann wieder auf die Gegenwart und auf positive Dinge gerichtet werden. Allerdings ist die Vergebung ein bewusster und oft schmerzhafter Prozess, bei dem der Verletzte auf eine Wiedergutmachung durch den Täter verzichtet. Das ist manchmal nicht einfach und benötigt Zeit.
Als ersten Schritt rät Winfried Pollmann, Abstand zu dem belastenden Ereignis zu gewinnen. Wichtig sei, die eigenen Gefühle wie Trauer oder Enttäuschung nicht zu verdrängen, sondern sie wahrzunehmen, ohne sich hineinzusteigern. Man sollte sich klarmachen, dass die eigenen Erwartungen und Bewertungen dazu beigetragen haben, dass man nun verärgert oder enttäuscht ist. „Es geht nicht darum, das Unrecht zu rechtfertigen oder zu billigen“, betont Pollmann. Doch nur dadurch lasse sich die Schuld des anderen und die nicht erfolgte Wiedergutmachung auflösen.
Etwas zu verzeihen, bedeutet nicht, das verletzende Ereignis gutzuheißen oder zu vergessen. „Man kann die Verantwortung des anderen ja nicht wegwischen oder das Erlebte ungeschehen machen“, so Pollmann. Vergebung soll in erster Linie den Leidensdruck beenden. Der Verursacher muss nicht unbedingt davon erfahren. Diesen Prozess kann der Betroffene auch mit sich allein ausmachen. „Ziel ist, sich aus der Opferrolle zu befreien, aktiv zu werden und durch das eigene Tun sein Lebensgefühl zu verbessern“, erläutert der Psychologe. Sollten beide Beteiligte die Beziehung jedoch fortführen wollen, müssen sie das belastende Erlebnis gemeinsam aufarbeiten.
Nicht jeder Vorfall ist entschuldbar. Und nicht jedem gelingt es zu verzeihen. „Das muss auch nicht sein“, sagt Pollmann. Stattdessen könne man sich aus dem Teufelskreis auch befreien, indem man beschließt, der Verletzung nicht mehr den Stellenwert einzuräumen, den sie bisher hatte. „Mit dieser Entscheidung lassen Sie das belastende Erlebnis in der Vergangenheit und gehen mit leichterem Gepäck durchs Leben.“
Manche Menschen schaffen es nicht alleine aus dem Grübelkreislauf heraus. Insbesondere dann nicht, wenn sie schwer traumatisiert sind oder die Wut sehr tief sitzt. In solchen Fällen solle man sich professionelle Hilfe suchen, rät Pollmann. „Psychotherapeuten begleiten den Prozess des Verzeihens und helfen, die erlebte Machtlosigkeit aufzulösen.“
Manchmal kommt die Aussöhnung auch zu spät, weil der andere inzwischen verstorben ist. Dann können Rituale hilfreich sein, um abzuschließen, oder das Gespräch mit einem Freund. „Es gibt kein Patentrezept“, sagt Pollmann.
ali
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