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Aphasie infolge einer Hirnschädigung zieht Sprachstörungen nach sich
Wenn die Sprache nicht mehr richtig funktioniert, kann das verschiedene Ursachen haben. Mehr als 100 000 Menschen leiden an einer Aphasie. Das ist eine Sprachstörung, die meist nach einem Schlaganfall auftritt. Betroffene sind nicht mehr in der Lage, gut zu sprechen, Sprache zu verstehen, zu lesen oder zu schreiben.
„Mir fehlen die Worte.“ Wer das sagt, hat sie schon wieder gefunden. Doch bei einer Aphasie verabschiedet sich oft der ganze Wortschatz. Ihn wieder zu bergen, ist mühsam. Viele Menschen, die an einer solchen Störung leiden, brauchen Jahre, um die Sprache zurückzuerobern. Sie müssen lernen, mit der Beeinträchtigung zu leben und täglich trainieren. Je früher mit der Sprachtherapie begonnen wird, umso besser.
VdK-Mitglied Wolfgang Petry aus Niesetal in Hessen redet heute anders mit seiner Frau als vor der Aphasie. Irene Petry ist mittlerweile Expertin im Übersetzen, wenn die Worte ihres Mannes mal wieder durcheinander geraten. Nach einer Hirnblutung erlitt Wolfgang Petry eine Aphasie. Das ist fast 20 Jahre her. Der 72-Jährige spricht, aber anders als vor dieser Zeit. Er kann Wörter bilden, benutzt aber oft andere als üblich für einen Begriff. Wenn er zum Beispiel sagt, die „Nassigkeit“ steckt ihm in den Knochen, meint er „Feuchtigkeit“. Manchmal stehen die Wörter auch inhaltlich nicht im Zusammenhang und müssen erst entschlüsselt werden. Wenn Wolfgang vom „grünen Ding aus dem Wald“ spricht, dann weiß seine Frau, dass er den Weihnachtsbaum meint. „Mein Mann hat Probleme mit dem Finden der Worte, aber er ist geistig fit“, sagt Irene Petry. Es sei schwer, anderen zu vermitteln, warum Wolfgang „komisch spricht“. Aphasie sei immer noch relativ unbekannt.
Das Wort „Aphasie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „ohne Sprache“. „Dies ist jedoch irreführend, da die Beeinträchtigung nicht mit einem kompletten Sprachverlust einhergeht“, erklärt Dagmar Amslinger, Geschäftsführerin vom Bundesverband Aphasie in Würzburg. Es gibt vier verschiedene Formen der Störung, doch das Sprechen ist immer beeinträchtigt. Ein Teil der Betroffenen spricht mühevoll, sucht oft erfolglos nach Wörtern oder bildet Sätze im Telegrammstil. Anderen kommen die Worte flüssiger über die Lippen, sie verwechseln aber Laute oder vertauschen Wortdeutungen wie Wolfgang Petry. „Sie denken geordnet, aber sie sprechen durcheinander“, so Amslinger.
Auch das Verstehen und Lesen können unterschiedlich betroffen sein. Im Extremfall werden Wörter nur dem Klang nach wahrgenommen, ohne deren Bedeutung zu erfassen. Andere verstehen zwar einzelne Wörter, aber nicht deren genaue Zusammenhänge. Ähnliche Wörter werden oft verwechselt. „Die Betroffenen verstehen das Gesagte nicht richtig, ähnlich wie ein Besucher in einem fremden Land“, beschreibt die Expertin.
„Die logopädische Rehabilitation eines Menschen mit Aphasie endet nie“, sagt Dagmar Amslinger. Mehrere Studien hätten nachgewiesen, dass es auch zehn Jahre nach einem Ereignis wie einem Schlaganfall immer noch zu sprachlichen Verbesserungen kommt.
Ines Klut
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