18. September 2020

Die schönen Seiten des Lebens genießen

Maria Gilmer aus Rheinland-Pfalz lebt seit 44 Jahren mit der Dialyse und macht anderen Betroffenen Mut

Das Bild zeigt eine Hand, die einen Blumenstrauß hält
© Unsplash

Zukunftspläne machen? Gar nicht so leicht, wenn man erst 22 Jahre alt ist und erfährt, dass man unheilbar nierenkrank ist. Doch VdK-­Mitglied Maria Gilmer hat nicht aufgegeben und sich immer wieder Träume erfüllt. So unternahm sie Reisen von Müritz bis Mauritius. Ihr Leben mit Dialyse ist eine Mutmach-Geschichte.
Als „kräftezehrend, kreislaufbelastend und ermüdend“ – so beschreibt Maria Gilmer aus Partenheim bei Mainz die Kehrseiten der Dialyse, auf die sie bereits seit 44 Jahren angewiesen ist. Dennoch ist die Rheinland-Pfälzerin für die künstliche Blutwäsche dankbar. „Ich wäre ohne diese Behandlung nicht mehr am Leben. Und ich kann trotz meines chronischen Nierenleidens und aller Einschränkungen ein einigermaßen normales Leben führen“, freut sich die Rentnerin. Die 66-Jährige erzählt, wie die überlebenswichtige Behandlung zu einem Teil ihres Alltags wurde.

Das Jahr 1976 war für die damals 21-Jährige mit vielen Erwartungen verbunden. Sie wollte beruflich durchstarten. „Ich war Fotografin und hatte große Pläne.“ Einzig die ständige Übelkeit war lästig. „Schon der Geruch von Essen reichte aus, dass mir schlecht wurde.“ Als die Patientin deswegen zum Hausarzt ging, hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie von dort in die Nephrologie, die Abteilung für Nierenheilkunde, eines Uniklinikums überwiesen wurde. Das Ergebnis ließ die Zukunftspläne der jungen Frau platzen: Nierenversagen. Nur eine Dialyse konnte noch helfen.

Plan B

Eine Woche nach ihrem 22. Geburtstag wurde Maria Gilmer zum ersten Mal dialysiert. „Vermutlich war eine Angina in der Kindheit der Auslöser dafür gewesen, dass meine Nieren schleichend versagten“, erklärten ihr die Ärzte.

Es folgte eine wechselvolle Übergangszeit, in der sie einen Entschluss fasste: „Ein richtiges Berufsleben zu haben, war mir sehr wichtig“, erinnert sich die Seniorin. Also hat sie eine zweite Ausbildung begonnen und zur Industriekauffrau umgesattelt. Sie fand eine Stelle an der Universität Mainz. Plan B ging auf: 30 Jahre lang übte sie diese Arbeit aus – bis zur Rente.

Rund 80 000 Menschen in Deutschland leben mit einer Nierenersatzbehandlung. Dr. Thomas Weinreich, Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, nennt zwei Hauptgründe für chronisches Nierenversagen: „50 Prozent der Patienten leiden an den beiden Volkskrankheiten Blut­hochdruck oder Diabetes Typ 2.“

Zur Hämodialyse fährt man dreimal pro Woche für drei bis vier Stunden in ein Dialysezentrum, um das Blut von Schadstoffen zu reinigen. „In der Zwischenzeit haben die Patienten keinerlei Nierenfunktion. Deshalb ist es wichtig, auf die Ernährung zu achten und die Trinkmenge einzuschränken“, erklärt der Nierenspezialist.

Der Mediziner legt den Betroffenen vor allem eines ans Herz: „Bleiben Sie weiter aktiv und ermöglichen Sie sich schöne Dinge.“

Als ob Maria Gilmer diesen Rat verinnerlicht hätte, hat sie sich immer wieder Träume erfüllt: „Ich habe viel von der Welt gesehen und ihre Schönheit mit der Kamera festgehalten. Gemeinsam mit meinem Ehemann besuchte ich trotz Dialyse exotische Länder, darunter Bali und Mauritius.“ Und wer wie sie vom Allgäu bis nach Müritz gereist ist, weiß, dass auch Deutschland viele Reize hat.

Elisabeth Antritter

Schlagworte Dialyse | Motivation | VdK-Mitglieder

  • Sozialrecht
    Ob Rente, Gesundheit und Pflege, Teilhabe und Behinderung, Leben im Alter oder soziale Sicherung: Der Sozialverband VdK ist für seine Mitglieder ein kompetenter Ratgeber und Helfer in allen sozialrechtlichen Belangen. | weiter
  • Rente
    Der VdK will die Rente zukunftssicher machen und Altersarmut verhindern. Lesen Sie hier alles rund um die Themen Rente, Alterssicherung und unsere rentenpolitischen Forderungen. | weiter
  • Soziale Gerechtigkeit
    Rund 15,3 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht - das ist fast jeder Fünfte! Der Sozialverband VdK kämpft für soziale Gerechtigkeit und setzt sich gegen die fortschreitende soziale Spaltung ein. | weiter
  • Behinderung
    Der VdK setzt sich für gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in allen Lebensbereichen ein. Lesen Sie mehr zu Inklusion, Behindertenpolitik und Barrierefreiheit. | weiter
  • Pflege
    Wir finden: Die Situation Pflegebedürftiger und Pflegender muss sich dringend verbessern. Lesen Sie hier mehr zum Thema Pflegepolitik, pflegende Angehörige, häusliche Pflege und Pflegeleistungen. | weiter
  • Gesundheit
    Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das an den Bedarfen der Menschen ausgerichtet ist. Lesen Sie mehr zu Gesundheitspolitik, Prävention, Gesundheitsleistungen, Hilfsmitteln und Versorgung. | weiter
  • Frauen
    Frauen erhalten 49 Prozent weniger Einkommen und 53 Prozent weniger Rente als Männer. Der VdK setzt sich für mehr Gerechtigkeit für Frauen ein, kämpft für Gleichberechtigung und Gleichstellung. | weiter
  • Familie
    Wir brauchen Verlässlichkeit für Familien. Der VdK setzt sich unter anderem für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, für familiengerechte Arbeitszeiten, den Ausbau der Kinderbetreuung und für ein Rückkehrrecht in Vollzeit. | weiter
  • Ukraine-Hilfe
    Auf dieser Seite haben wir Basis-Informationen für ukrainische Geflüchtete und Helfer zusammengestellt. Zu allen Informationen gibt es weiterführende Links. | weiter
    09.01.2023

Rat und Tat | Zahlt die Krankenkasse eine unbekannte Therapie?

Neue Behandlungs- und Untersuchungsmethoden werden nicht immer von der Krankenkasse bezahlt - unter Umständen müssen die Versicherten die Kosten dann selbst tragen. Aber wer entscheidet eigentlich darüber, welche Therapien bezahlt werden? VdK-Rechtsexperte Oliver Sonntag beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

Hilfsmittel abgelehnt?

Wir sagen Ihnen, was Ihnen laut Sozialrecht zusteht und kämpfen für Ihr Recht. Bundesweit. Jetzt Beratung vereinbaren!

Der VdK
Eine Frau gibt einer anderen Frau zur Begrüßung die Hand. Sie stehen am Eingang eines Gebäudes mit der Aufschrift "VdK Service Point"
Finden Sie mit der Beratungsstellen-Suche die nächste Rechtsberatungsstelle des Sozialverbands VdK - auch in Ihrer Nähe!
DER VdK
Symbolfoto: Zwei Frauen und ein Mann ziehen gemeinsam an einem Seil, an dessen Ende auch jemand zieht.
Wir machen uns stark für soziale Gerechtigkeit. Wir vertreten Ihre sozialpolitischen Interessen und kämpfen für Ihre Rechte. Unsere Stärke: Unabhängigkeit und Neutralität.

Presse
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter mit Informationen zu Sozialpolitik und Sozialrecht sowie aktuellen Infos rund um den Sozialverband VdK.

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.