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Der Rollator kann eine große Unterstützung sein, um nach einer Operation oder im fortgeschrittenen Alter die Mobilität zurückzugewinnen. Die richtige Nutzung können Patientinnen und Patienten während einer Physiotherapie üben. Die Deutsche Verkehrswacht organisiert bundesweit Schulungen.
„Ich will, ich will, ich will“, sagt Elke Biesenthal, ballt die Fäuste und lächelt Physiotherapeutin Franziska Lingott an. Die 79-Jährige motiviert sich so für das Rollatorentraining. „Am Morgen habe ich wieder Schmerzen im Rücken gehabt und dachte, das wird heute nichts“, erzählt die Seniorin. „Doch ich will wieder rausgehen können und weiß, dass ich dafür etwas tun muss.“ Lingott nickt ihrer Patientin aufmunternd zu.
Nach einem Sturz wurde Biesenthal an der Lendenwirbelsäule operiert. Das Gehen fällt ihr noch sehr schwer. Seit gut zwei Wochen kommt die Seniorin in die geriatrische Tagesklinik in das Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin-Schöneberg und erhält dort Ergo- und Physiotherapie.
Franziska Lingott hat für das Training einige Übungen zusammengestellt: Bremsen, Wenden, Manövrieren sowie das Hinsetzen und Aufstehen mit dem Rollator stehen auf dem Programm.
Doch zunächst überprüft Lingott, ob das Gerät richtig eingestellt ist. Dafür steht Elke Biesenthal aufrecht hinter dem Rollator und lässt die Arme seitlich hängen. Die Griffe sind auf Höhe der Handgelenke. Dann umschließen ihre Hände die Griffe. „Richtig ist es, wenn die Arme beim Greifen leicht gebeugt sind“, sagt Lingott.
Die Patientin löst die Bremse und macht die ersten Schritte auf dem Platz neben der Klinik, dabei schiebt sie den Rollator leicht nach vorn gebeugt. Franziska Lingott macht sie darauf aufmerksam, dass ihre Füße beim Laufen zwischen den beiden hinteren Rädern bleiben müssen. „Dann haben Sie die richtige Körperhaltung und gewinnen dadurch mehr Sicherheit und Stabilität im Rumpf“, sagt sie.
Die Zahl der Menschen, die einen Rollator nutzen, nimmt in einer alternden Gesellschaft stetig zu. Nach Angaben der Veranstalter des Deutschen Rollatortags gab es schon vor zehn Jahren rund zwei Millionen Rollatoren in Deutschland, pro Jahr kommen rund 500.000 hinzu. Wie viele heute tatsächlich im Umlauf sind, ist schwer zu sagen. Verlässliche Zahlen gibt es nicht, auch weil Geräte mittlerweile privat weitergegeben oder im Handel gekauft werden.
Eine stetig steigende Nachfrage bestätigt auch Kordula Bünnenberg, die seit mehr als 20 Jahren in einem Berliner Sanitätshaus arbeitet. Am stärksten nachgefragt werden die Standardmodelle, die die gesetzliche Krankenkasse komplett bezahlt. Sie sind schwerer, oft größer und weniger praktisch als die Modelle, die zuzahlungspflichtig sind. Ab einer Zuzahlung von mindestens rund 200 Euro bekommt man beweglichere Rollatoren, die sich oft leichter zusammenfalten lassen und über eine Ankipphilfe und einen Rückengurt verfügen.
Elke Biesenthal hat sich für das Standardmodell entschieden. Als sie versucht, auf dem Klinikgelände eine kleine Stufe zu überwinden, kommt sie nicht recht voran, der schwere Rollator lässt sich nicht kippen. Lingott zeigt ihr einen Trick und setzt ihren Fuß quer hinter das Rad, um beim Ankippen ein Gegengewicht zu schaffen. Es ließe sich auch die Bremse feststellen oder der Rollator leicht anheben, um das Hindernis zu überwinden. Die Seniorin wiederholt das Ankippen mehrmals, bis es ihr gelingt, die Hürde zu nehmen.
Die Entscheidung, welcher Rollator der richtige ist, ist sehr individuell. Soll er ausschließlich zu Hause genutzt werden oder nach einem Unfall kurzfristig helfen, die Mobilität zurückzugewinnen? Soll er älteren Menschen als täglicher Begleiter bei allen Aktivitäten dienen? Ergotherapeutin Astrid Wendel stellt den Patientinnen und Patienten im Auguste-Viktoria-Klinikum die Rollatoren vor. Dabei muss sie zuweilen auch Überzeugungsarbeit leisten. „Patienten, die schon einmal gestürzt sind, haben manchmal Hemmungen, einen Rollator zu benutzen“, erzählt sie. Andere würden sich schämen. „Ich habe mich mit einer Patientin einmal auf eine Parkbank gesetzt und mit ihr gezählt, wie viele Menschen mit einem Rollator vorbeikamen. Das ist heute ein ganz normales Bild.“
Elke Biesenthal braucht erst einmal eine Pause vom Training. Sie drückt die Bremsen am Griff hinunter, dreht sich langsam und nimmt auf dem Sitz des Rollators Platz. Sie hat nach ihrer Operation zunächst zehn Einheiten Physiotherapie verschrieben bekommen, dann noch einmal fünf weitere. „Die Patientin kann entscheiden, wie viel Zeit wir in der Physiotherapie für das Rollatorentraining verwenden“, erklärt Lingott. Biesenthal braucht noch etwas Zeit. Deshalb hofft sie, dass sie noch eine weitere Verordnung für die Therapie erhält.
Jörg Ciszewski
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