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Der Bamberger Orthopäde Dr. Wolfgang Willauschus ist Mitglied im Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). Im Interview mit der VdK-Zeitung erklärt der Sportmediziner, bei welchen Beschwerden eher warme Wasseranwendungen angeraten sind, und wann Kälte sinnvoll ist.
Ganz gleich ob innerlich oder äußerlich, heiß oder kalt, als Dampf, Eis oder in flüssiger Form – die Behandlung mit Wasser, die Hydrotherapie, gibt es schon seit der Antike: Bereits die Griechen glaubten, dass im Wasser eine besondere Heilkraft liegt. Die Römer bauten öffentliche Bäder, die sich zu Erholungs- und Gesellschaftszentren der Städte entwickelten – Vorläufer der heutigen Kurorte. Im 19. Jahrhundert setzten vor allem Vincenz Prießnitz und Sebastian Kneipp Akzente in der Weiterentwicklung der Hydrotherapie.
Der Hydrotherapie werden verschiedene Wirkungen zugesprochen: Sie soll Gelenk- und Muskelbeschwerden lindern, den Kreislauf und das Immunsystem stärken, dadurch zu milderen Krankheitsverläufen beitragen und Infekten vorbeugen. Zudem kann sie die Durchblutung anregen und den Blutdruck senken, die Muskulatur entspannen und Stress abbauen.
In der Orthopädie und Physiotherapie ist die Hydrotherapie anerkannt und gängig, insbesondere zur Linderung von Gelenk- und Muskelschmerzen. Die Therapeutinnen und Therapeuten setzen Wasser in verschiedenen Temperaturen und Formen ein, je nach Krankheitsbild mit kaltem, warmem, wechselwarmem, heißem Wasser oder mit Wasserdampf.
Bei der Entscheidung für Wärme oder Kälte hilft eine einfache Faustregel: Kühlen bei akuten Verletzungen oder Entzündungen, Wärmen bei verspannten Muskeln und steifen Gelenken sowie chronischen Leiden.
Bei akuten Schmerzen, wie bei Verletzungen von Bändern, Muskeln oder Wundschmerzen nach Operationen, hilft meist Kälte. Dies gilt auch für entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Kälte wirkt betäubend und dämpft den Entzündungsprozess, indem sie den Stoffwechsel im Gelenkbereich verlangsamt.
Bei chronischen, also dauerhaft auftretenden Beschwerden ist hingegen Wärme sinnvoll. Diese wirkt sich eher auf das umliegende Gewebe aus und entspannt die Muskulatur. Zusätzlich wird die Durchblutung gefördert.
Auf keinen Fall sollte Wärme bei einem akut entzündeten oder geschwollenen Gelenk zur Anwendung kommen. Die Wärme kurbelt nämlich den Entzündungsprozess der Gelenkerkrankung zusätzlich an und kann auch die Gelenkschmerzen verschlimmern.
Darüber hinaus gilt: Bei akuten und chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krampfadern, Hautentzündungen mit offenen Wunden und grippalen Infekten sollte auf die Hydrotherapie verzichtet werden, bis die Beschwerden abgeklungen sind.
Ich nenne hier nur einige Beispiele. Etwa das Wassertreten. Dabei durchwaten die Patientinnen und Patienten ein Becken mit etwa kniehohem, kaltem Wasser. Ebenso bekannt sind Kneippsche Güsse: Mit geringem Druck zielt der kalte Wasserstrahl auf Arme, Beine, Rücken, Gesicht oder den ganzen Körper der stehenden Person.
Bei den Druckstrahl- oder Blitzgüssen richtet die behandelnde Therapeutin oder der Therapeut den kalten, warmen oder abwechselnd heiß-kalten Wasserstrahl mit mittlerem oder starkem Druck auf den Körper der Patientin oder des Patienten.
Thermalwasser aus der Tiefe enthält viele Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium, Schwefel, Jod oder Kohlendioxid. Wenn die Konzentration hoch genug ist, ist dieses angereicherte Heilwasser gesundheitsfördernd. Durch den besonderen Reiz des Thermalwassers kommt es an der Körperoberfläche auch zu chemischen und physikalischen Reaktionen. Hinzu kommt, dass sich durch den hydrostatischen Druck im Wasser die Funktion der Venen, die Gewebeentwässerung und der Stoffwechsel verbessern kann.
Thermalbäder hellen außerdem die Stimmung auf. Die Senkung des Stresshormons Cortisol durch ein warmes Bad von 25 Minuten ist wissenschaftlich nachgewiesen.
Interview: Elisabeth Antritter
Schlagworte Wasser | Kneipp | Therapie | Schmerzen | Wärme | Kälte | Thermalwasser
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