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Wer sich gern und oft mit Freunden und der Familie umgibt, ist weniger anfällig für körperliche und psychische Erkrankungen. Laut einer Studie wirken sich soziale Kontakte sogar auf das Hirnvolumen aus.
Etwas Schönes unternehmen, sich mit guten Freunden den Frust von der Seele reden oder einfach zusammen feiern – soziale Kontakte tun den meisten Menschen gut.
Professorin Heike Tost, Psychiaterin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), hat mit einem Forschungsteam herausgefunden, dass gute soziale Kontakte nicht nur unser Wohlbefinden steigern, sondern uns auch widerstandsfähiger gegen psychische Erkrankungen und Stress machen.
Dass Lachen ansteckend wirken kann, hat jeder schon einmal erlebt. „In Gesprächen reagieren wir auf unser Gegenüber“, sagt Tost. „Ein Lachen überträgt sich und sorgt bei uns für eine positive Stimmung. Das gilt auch für Trauer. Wenn unser Gesprächspartner traurig ist, werden von unserem Gehirn ähnliche Gefühle widergespiegelt.“ Diese Spiegelprozesse im Gehirn machen uns zu mitfühlenden und empathischen Wesen, die Anteil nehmen und trösten. Zuspruch und Anteilnahme sind Verhaltensweisen, die Menschen an Freunden oder Familienangehörigen besonders schätzen.
Personen, denen soziale Kontakte wichtig sind, weisen eine höhere soziale Kompetenz und sogar eine veränderte Struktur in einem Teil des Vorderhirns auf, erklärt Tost. In einer wissenschaftlichen Studie konnte sie zum ersten Mal zeigen, dass Menschen, die mehr soziale Kontakte haben, ein erhöhtes Hirnvolumen im anterioren cingulären Cortex haben. Dieser Teil des Vorderhirns wird mit der Verarbeitung von Emotionen in sozialen Situationen, aber auch mit Resilienz und Risiko für psychische Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Tost leitete gemeinsam mit Professor Andreas Meyer-Lindenberg die Studie des ZI und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). „Man kann natürlich nicht sagen: Ich suche mir drei Freunde und werde dann nicht psychisch krank“, warnt Tost vor einer Vereinfachung. Aber soziale Kontakte seien eine wichtige Basis, um gesund zu bleiben.
Ein intaktes soziales Umfeld könne beispielsweise das Ausmaß an Stress reduzieren, den jemand empfindet. „Tatkräftige und emotionale Hilfe tun in schwierigen Lebensphasen unheimlich gut. Es kann wertvoll sein, Sätze zu hören wie: ,Ich verstehe deine Situation. Du bist nicht allein. Ich helfe dir.‘“
Die Ergebnisse der Studie sind auch mit Blick auf die Corona-Pandemie von Relevanz, die geprägt ist von eingeschränkten sozialen Kontakten und einer Zunahme psychischer Erkrankungen. Aus vorherigen Studien ist bereits bekannt, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen, die zunächst wenig Austausch mit anderen haben, stark von häufigeren Kontakten profitieren. Daher ist es wichtig, diesen Austausch besonders in diesen Gruppen zu fördern.
Dazu könnten Präventionsangebote, etwa eine auf dem Smartphone installierte App, Betroffene ermuntern, sich regelmäßig zu verabreden. „Dies könnte langfristig die soziale Unterstützung und somit das psychische Wohlbefinden im Alltag in dieser Gruppe stärken“, sagt Dr. Gabriela Gan vom Forschungsteam des ZI. Aus Vorsicht vor einer Infektion mit dem Coronavirus seien dafür auch Treffen in Kleingruppen und sozialen Medien oder virtuelle Treffen sinnvolle Alternativen.
Jörg Ciszewski
Schlagworte Resilienz | Psyche | Stress | Corona | Psychologie
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