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Eine lebensbedrohliche Erkrankung wirkt sich auch auf die Seele aus – Verschiedene Strategien können hilfreich sein
Eine schwere Erkrankung ist für die meisten Menschen ein Schock. Oft leidet nicht nur der Körper darunter, sondern auch die Seele. Die VdK-ZEITUNG sprach mit Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes am Deutschen Krebsforschungszentrum, welche Strategien und Angebote Betroffenen und ihren Angehörigen beim Umgang mit der Erkrankung helfen können.
Die meisten Menschen, die erfahren, dass sie einen Herzinfarkt, Krebs oder eine andere lebensbedrohliche oder chronische Erkrankung haben, müssen die erschreckende Nachricht erst einmal verdauen. Wie jemand mit einer solchen Diagnose umgeht, hängt stark von seiner Persönlichkeit ab. Während die einen in ein tiefes Loch fallen, blicken andere zuversichtlich in die Zukunft und wollen kämpfen. Einige fühlen sich sogar erleichtert, weil es endlich eine Erklärung für das gibt, was sie an ihrem Körper wahrgenommen haben.
Eine Krebserkrankung ist heutzutage meist kein Todesurteil. Weg-Remers macht Mut: „Etwa zwei Drittel aller Betroffenen können entweder geheilt werden oder mit der Erkrankung gut leben.“ Zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krebsinformationsdienstes beantwortet sie Anfragen von Erkrankten und Angehörigen rund um das Thema Krebs. Sie weiß, dass man die anfänglichen Ängste und Sorgen nicht einfach wegwischen kann. Dennoch ist sie überzeugt, dass die eine oder andere Strategie hilfreich ist, um die Erkrankung besser zu bewältigen.
Um herauszufinden, wie man mit der neuen Situation am besten zurechtkommt, rät die Medizinerin, in sich hineinzuhören. „Manche haben das Bedürfnis, sich zu informieren, um die Erkrankung und die anstehende Behandlung zu verstehen“, berichtet sie. „Andere haben Angst vor belastenden Symptomen und Nebenwirkungen. Sie können sich nach unterstützenden Therapien umsehen, die die Beschwerden lindern.“
Menschen, die die Erkrankung psychisch sehr mitnimmt, empfiehlt sie, frühzeitig Hilfe zu suchen. Krebspatientinnen und -patienten sowie deren Angehörige haben Anspruch auf eine psychoonkologische Therapie. Psychoonkologen sind speziell ausgebildet, um Menschen in dieser schweren Lebensphase zu begleiten und die mit der Krankheit verbundenen Probleme, Belastungen und Ängste zu bewältigen. Auch seelsorgerische Unterstützung könne hilfreich sein, so die Expertin.
Trotz Beschwerden solle man körperlich aktiv bleiben, soweit es möglich ist. „Wer im Bett liegt, baut ab“, sagt Weg-Remers. Körperliche Aktivität trage nicht nur dazu bei, Kraft und Beweglichkeit aufrechtzuerhalten, sondern könne auch verloren gegangene Fähigkeiten und Fertigkeiten trainieren.
Auch für die Angehörigen kann eine schwere Erkrankung sehr belastend sein: Wie sollen sie mit der Situation umgehen? Wie können sie helfen? Schaffen sie es, die Betroffene oder den Betroffenen zu versorgen? Die meisten Menschen wünschen sich, auch bei schwerer Krankheit weiterhin zu Hause leben zu können. Das gelingt meist jedoch nur mit der Unterstützung anderer. Weg-Remers rät, sich frühzeitig über Angebote, wie etwa ambulante Pflege oder palliativmedizinische Versorgung, zu informieren und ein Unterstützer-Netzwerk aufzubauen.
Angehörige und Freundeskreis können aber noch mehr tun, um Betroffene aufzufangen. Denn wie jemand eine schwere Erkrankung wegsteckt, hängt auch vom Umfeld ab. Wer gute Beziehungen zu seinen Mitmenschen hat, tut sich leichter, einen solchen Schicksalsschlag zu verarbeiten.
„Gespräche sind wichtig“, betont die Expertin. Denn was sie brauchen, wissen die Erkrankten meist selbst am besten. Und das kann je nach Krankheitsphase unterschiedlich sein. „Manche müssen erst selber mit der aktuellen Situation klarkommen, bevor sie Hilfe annehmen“, weiß sie aus Erfahrung. „Anderen hilft es, wenn sie darüber reden können.“ Nahestehende sollten deshalb immer wieder das Gespräch suchen und fragen, was sich die oder der Betroffene wünscht. Manchmal hilft aber auch Ablenkung, etwa ein Ausflug, um die Sorgen für ein paar Stunden zu vergessen.
Annette Liebmann
Schlagworte Krankheit | chronisch krank
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