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Werbung für Gesundheitsprodukte – sie verspricht viel, doch schlimmstenfalls schaden die Mittel nicht nur dem Geldbeutel
Wer sich im Internet zu Gesundheitsthemen informiert, begegnet oft fragwürdigen Angeboten. Wie man nützliches Wissen von unnützem unterscheidet, erklärt Tanja Wolf im Interview mit der VdK-ZEITUNG. Sie ist Leiterin des Projekts „Verbraucherschutz im Markt der digitalen Gesundheitsinformationen und Individuellen Gesundheitsleistungen“ bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Welche Art von unseriösen Gesundheitsinformationen finden sich im Netz?
Im Internet wird viel versprochen, was Heilung bringen soll. Doch manches schadet nicht nur dem Geldbeutel, sondern auch der Gesundheit. Kritisch sehen wir Webseiten mit direkten Empfehlungen oder gar konkreter Produktwerbung. Schlechte Gesundheitsinformationen können gefährlich werden, wenn Menschen sich einer nutzlosen oder schädlichen Behandlung unterziehen oder, etwa bei Krebserkrankungen, eine Standardtherapie unterlassen. Sie können zudem dazu führen, dass sich Menschen von der wissenschaftsbasierten Medizin abwenden.
Wie gehen Sie dagegen vor?
Wir haben schon zahlreiche Verstöße aufgedeckt und große Firmen wie auch kleine Anbieter oder niedergelassene Ärztinnen und Ärzte abgemahnt. Es geht dabei um irreführende, unlautere oder angstschürende Werbung.
Welcher Bereich fällt dabei besonders auf?
Die Gesetzeslage ist klar: Nahrungsergänzungsmittel dürfen nicht so beworben werden, als könne man damit Krankheiten vorbeugen oder heilen. Genau das kommt aber immer wieder vor, häufig bei Vitamin D, aber auch bei Zink, Kollagen oder Heilkräutern aller Art. Verbraucherinnen und Verbraucher können in der Werbung oft nur schwer zwischen frei verkäuflichen Arzneimitteln, Medizinprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln unterscheiden. Die Werbung für Nahrungsergänzungsmittel oder Medizinprodukte kann aussehen wie die für ein gut geprüftes Arzneimittel. Sie kommen aber ohne Zulassung in den Verkauf, Nahrungsergänzungsmittel werden sogar nur angemeldet. Auch um unzulässige Angebote für Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) kümmern wir uns.
Woran kann man seriöse Informationen erkennen?
Das ist leider oft sehr schwer. Die Webseiten sehen fast immer professionell und seriös aus. Wenn allerdings für konkrete Produkte geworben wird, ist das immer ein Warnsignal. Denn dann stehen kommerzielle Interessen im Vordergrund. Wir empfehlen einen Blick ins Impressum sowie auf die Qualifikation und Finanzierung der Anbieter. Misstrauisch werden sollte man, wenn eine Werbung krankheitsbezogene Heilversprechen macht und es ganz konkret heißt: „Dieses Mittel heilt Arthrose.“ Oder wenn etwas auf jeden Fall oder gegen fast alles helfen soll, wenn Ängste geschürt werden, wenn man schnell bestellen soll, weil nur noch wenig vorrätig sei, oder wenn Einzelfälle als angebliche Wirkungsnachweise dienen und nicht wissenschaftliche Studien.
Was können Patientinnen und Patienten tun, wenn sie schlechte Erfahrungen gemacht haben?
Unsere Webseite gibt Tipps, wie sie gut informiert auf Augenhöhe mit einer Ärztin oder einem Arzt eine Therapie besprechen oder Werbeversprechen prüfen können. Fragen oder Kritik können uns die Menschen über ein Kontaktformular melden. Wir prüfen die Vorwürfe und mahnen die Anbieter gegebenenfalls ab. Zudem informieren wir bei Bedarf die zuständigen Behörden.
Faktencheck
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bietet mit ihrem „Faktencheck-Gesundheitswerbung“ Orientierung und viele Tipps. Unter dem Punkt „Gesund im Netz“ finden Interessierte auch eine Liste mit geprüften Internetseiten, die neutral über Nutzen, Risiken und Alternativen aufklären.
www.faktencheck-gesundheitswerbung.de
Interview: Kristin Enge
Schlagworte Gesundheit | Werbung
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