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Chronische Krankheit, Unfall, Trennung, Todesfall, Jobverlust: All das kann zu einer tiefen Krise führen. Doch gerade in solchen Momenten können Menschen eine unglaubliche Willensstärke und Motivation entwickeln und wieder Freude am Leben gewinnen. Zwei Mitglieder des Sozialverbands VdK beweisen dies.
„Die Diagnose niederschmetternd: rheumatoide Arthritis.“ Arbeitsunfähig und mit einem Antrag auf Erwerbsminderungsrente in der Tasche wird Christina Kreuzer aus der Rehabilitation entlassen. Die Formalitäten kann die Oberbayerin, auch dank des Sozialverbands VdK, erledigen, sodass sie volle Erwerbsminderungsrente bekommt. Doch die physischen und psychischen Schmerzen kann ihr erstmal niemand nehmen.
Rentnerin in der Mitte des Lebens. Keine Arbeit mehr, keine Kollegen mehr, das Sozialleben fällt weg. Nur noch zu Hause, allein mit der Krankheit. Doch in dieser Not entwickelt Christina Kreuzer neue Motivation, sie will sich der Situation nicht ergeben und überlegt, was sie machen kann. „Ich brauche unbedingt eine Aufgabe“, sagt sie. Aber was? Hände und Knie schmerzen. Als sie ihren Lebenspartner eines Abends wieder einmal verzweifelt fragt, was sie tun solle, sagt er: „Schreib doch ein Buch! Du wolltest doch schon immer Krimis schreiben. Jetzt hast du Zeit dafür, und du bewegst deine steifen Finger.“ Sie reagiert skeptisch, sucht nach Ausreden. Doch es fallen ihr keine ein. Mit einem guten Gefühl geht sie ins Bett, und am nächsten Morgen fängt sie an zu schreiben.
Die Rheinländerin Sonja Huber (Name von der Redaktion geändert) ist ebenfalls schwer chronisch krank. Sie ist 45 und lebt allein. Starker Ganzkörperschmerz, verursacht durch Neuropathie und Fibromyalgie, bestimmt ihren Alltag. Auch fesselt sie ein chronisches Erschöpfungssyndrom etwa vier Stunden tagsüber ans Bett.
Sie hat immer nur für maximal zwei bis drei Stunden Kraft, um ein wenig aktiv zu sein. Dann muss sie wieder ruhen. Wegen der Krankheit verliert sie ihre Arbeit und bezieht jetzt Grundsicherung. Freunde ziehen sich zurück. Ihr geht es gesundheitlich und seelisch sehr schlecht. Sie macht eine Psychotherapie und findet durch buddhistische Meditation und Selbsthypnose wieder Selbstbewusstsein und Lebensfreude. Aber auch ohne Religion kann Psychotherapie und Meditation betroffenen Menschen helfen.
Diplom-Psychologin Astrid Jansen hat regelmäßig mit Menschen zu tun, die in persönlichen Krisen stecken. Sie erinnert diese dann an die Kräfte, die in ihnen selbst stecken. „Der allererste Schritt ist, ein Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln“, erklärt sie. „Ja, mir geht es richtig schlecht. Freunde wenden sich vielleicht ab.“ Viele machen gute Erfahrungen damit, mit sich selbst umzugehen, wie man es mit einem guten Freund macht. Menschen, die fair zu sich selbst sind, schöpfen daraus häufig viel Kraft. Sätze wie „Du kannst das nicht“ stehen dem eigenen Wohlbefinden oft im Weg. Vielmehr sollte man für sich selbst anerkennen, dass es so ist, dass die Welt manchmal einfach nicht gerecht ist. „Ein würdigender Umgang mit sich selbst ist ganz wichtig“, sagt Jansen.
Das ist für manche ein sehr schwerer Schritt, für andere ist dieser Prozess leichter. Ist dieser geschafft, „erfährt man oft Erleichterung, Zuversicht oder Ruhe“, erläutert die Psychologin. Dann geht es darum, eigene Wünsche wahrzunehmen und zu schauen, welchem dieser Bedürfnisse man nachgehen möchte. „Die Chance zu sehen, etwas Neues zu entwickeln“, sagt Jansen. Bei Christina Kreuzer ist dies das Krimischreiben. Der Mensch merkt, „wenn ich etwas in die Hand nehme, dann kann ich auch etwas bewegen“. Das Selbstwertgefühl wird gestärkt.
Menschen, die starke Selbstheilungskräfte haben, bezeichnet man als „resilient“. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen. „Resilire“ heißt „zurückspringen“, „abprallen“. Beim Menschen spricht man von „seelischer Widerstandskraft“. Auch wenn manche Menschen besonders resilient sind und andere kaum, so kann fast jeder diese Widerstandskraft mobilisieren. „Menschen können Resilienz entwickeln, weil sie lernfähig sind“, sagt Jansen, die bereits viele Menschen in kritischen Situationen begleitet hat.
Beste Beispiele sind Sonja Huber und Christina Kreuzer. Die beiden VdK-Mitglieder haben ihre Notsituation angenommen und können damit leben. Selbst ein neuer Rückschlag wie die Kündigung ihrer Mietwohnung wegen Eigenbedarf kann Huber nicht aus der Bahn werfen. Sie muss zwar Familie und Freunde um Hilfe bitten. Aber sie ist nicht verzweifelt. Und Kreuzer schreibt an ihrem dritten Krimi. Zwei Bücher hat sie bereits selbst verlegt und über das Internet verkauft.
hei
Schlagworte Resilienz | Krise | Selbstheilung | Lebenskrise | Krankheit
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