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Sabrina Lorenz hat eine unheilbare chronische Herzerkrankung, die angeboren ist und sich auf den gesamten Körper auswirkt. Man sieht der 24-Jährigen nicht an, dass sie durch die Krankheit beeinträchtigt ist und ständig Schmerzen hat. Das führt im Alltag zu Irritationen.
An guten Tagen verlässt Sabrina Lorenz ohne Rollstuhl und mobiles Sauerstoffgerät das Haus. Ihren Mitmenschen bleibt dann verborgen, dass sie eine Behinderung hat und nicht lange stehen oder laufen kann. Daraus entstehen im Alltag oft unangenehme Situationen. „Ich werde manchmal ungefragt belehrt, oder mein Verhalten wird kommentiert, weil die Menschen denken, dass ich nicht behindert bin“, erzählt die Studentin, die mit ihrem Blog bei Instagram (fragments_of_living) rund 22.000 Follower erreicht. Sie berichtet dort von ihrem Alltag und ihren Erfahrungen als Inklusionsaktivistin.
Die Bloggerin spricht für viele. Jeden Tag erhalte sie von Followern hundert Zuschriften und mehr, vielfach von jungen Menschen, die sich in einer vergleichbaren Situation befinden wie sie.
„Es vergeht eigentlich kaum ein Tag ohne eine Diskriminierung“, sagt Lorenz. Sie wurde im Bus schon von Älteren aufgefordert, vom Sitzplatz für Menschen mit Behinderung aufzustehen. Sie sei doch eine „junge gesunde Frau“, heißt es dann. Ähnliches erlebte sie, wenn sie ihr Auto auf einem Behindertenparkplatz abstellt.
In Bewerbungsgesprächen kam es zu Irritationen. Sie wurde automatisch als 40-Stunden-Kraft angesehen. Als sie von ihrer Behinderung berichtete, hieß es: „Dann brauchen wir Sie nicht.“
Sehr aufwendig sind die Auseinandersetzungen mit der Krankenkasse. Die chronische Erkrankung führe dazu, dass sich ihre Symptome ständig verändern und dadurch auch die Behandlung angepasst werden muss. „Der Bedarf an Hilfsmitteln wird über die Diagnostik ermittelt. Doch die starre Diagnose sagt oft nichts darüber aus, was ich wirklich benötige.“ Auf den Ämtern versteht das Personal oft nicht, dass die Behandlung nicht darauf abzielen kann, sie zu heilen, sondern lediglich darauf, ihren aktuellen Gesundheitszustand aufrechtzuerhalten. Sie habe häufig den Eindruck, dass ihr letztlich abgesprochen wird, ihre Bedürfnisse selbst am besten zu kennen. Das sei frustrierend und koste sie viel Kraft.
Lorenz kämpft dafür, ein größeres Bewusstsein für die Vielfalt an nicht sichtbaren Behinderungen und chronischen Krankheiten zu schaffen, damit die Bedürfnisse der Betroffenen besser nachvollziehbar werden. „Es sollte klar sein: Wir wollen nicht mehr haben als andere oder jemandem etwas wegnehmen. Es geht um Nachteilsausgleiche, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.“
Ein Projekt, das ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, ist das „Kämpferherzen-Treffen“. Eine Großveranstaltung mit bis zu 800 Mitgliedern, die am 22. Juli in der Stadthalle Kassel organisiert wird. Sie richtet sich an Menschen mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen und bietet Vorträge, Workshops und Ausstellungen an. Unter den Ausstellern ist auch der VdK Hessen-Thüringen. Interessierte können sich auf der Webseite informieren.
Jörg Ciszewski
Schlagworte unsichtbare Behinderung | chronische Erkrankung | Bloggerin | Diskriminierung | Schwerbehinderung
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