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In Deutschland leben über sechs Millionen Menschen, die kaum lesen und schreiben können. Ihnen ist die Welt der Erzählungen, Romane oder Krimis zumeist verschlossen. Bücher in Leichter oder Einfacher Sprache können eine Tür dorthin öffnen.
Das schmale Büchlein „Ziemlich beste Freunde“ liegt leicht in der Hand. Es ist die Geschichte des Franzosen Philippe Pozzo di Borgo, der gelähmt ist und im Rollstuhl sitzt, und die seines Pflegers Abdel. Viele kennen ihre Erlebnisse aus dem Kino oder dem Fernsehen. Philippe und Abdel sind beste Freunde und auf dem Titelbild zu sehen. Beide lachen ausgelassen.
Das Besondere an dieser Ausgabe: Sie ist in Einfacher Sprache geschrieben. Das heißt, sie wurde für jene Menschen veröffentlicht, denen das Lesen schwerfällt. Herausgegeben hat sie der „Spaß am Lesen-Verlag“. Doch was unterscheidet dieses schmale Büchlein eigentlich vom Original?
„Es ist so geschrieben, dass fast jeder es verstehen kann“, erklärt Ralf Beekveldt, Geschäftsführer des „Spaß am Lesen-Verlags“. Die Schrift ist größer als üblich, und die Absätze sind übersichtlich gegliedert. Die Sätze sind kurz, enthalten meist nur wenige Informationen und keine Fachbegriffe. „Dennoch darf die Geschichte nicht ihr Leben und ihre Spannung verlieren. Das kann manchmal ein sehr schmaler Grat sein“, weiß Beekveldt.
Geschichten wie „Ziemlich beste Freunde“ werden deshalb von erfahrenen und qualifizierten Übersetzerinnen und Übersetzern in Einfache Sprache übertragen. Sie müssen sich zuvor intensiv mit den Inhalten auseinandersetzen. „Das ist anspruchsvoll und zeitaufwändig“, so Beekveldt. Denn auf der einen Seite müssten Handlungsstränge stark gekürzt werden, auf der anderen Seite dürfe der Geschichte nichts abhanden kommen.
Verlage wie der „Spaß am Lesen-Verlag“ richten sich an die rund 6,2 Millionen Menschen in Deutschland, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben. „Dazu gehören zum Beispiel Menschen mit einer Lernschwäche, Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Elternhäusern, geflüchtete Menschen sowie Migrantinnen und Migranten“, sagt Beekveldt. Zudem zählt er jene hinzu, die mit Konzentrationsschwierigkeiten zurechtkommen müssen, älter sind und eine leichte Demenz oder Sehschwäche haben oder auch unter Sprachschwierigkeiten leiden. Für sie will der Verlag spannende, berührende, lustige oder phantastische Geschichten zugänglich machen.
Inzwischen gibt es eine große Auswahl an Titeln in Leichter und Einfacher Sprache. Es sind die Geschichten von namhaften Autorinnen und Autoren, Bestseller wie „Die Welle“ oder Literaturklassiker wie „Romeo und Julia“. Hinzu kommen preisgekrönte Bücher vielversprechender junger Autorinnen und Autoren, erzählt Beekveldt. „Wir richten uns auch nach den Interessen und Wünschen unserer Zielgruppe, mit der wir ständig im Austausch sind.“
Die Bücher stehen in Bibliotheken oder im Buchhandel. Sie werden etwa vom „Spaß am Lesen-Verlag“ oder dem Passantenverlag Berlin herausgegeben oder erscheinen als Edition „na und ob“.
Für Beekveldt war die Arbeit am Roman „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz der Höhepunkt der Verlagsarbeit im vergangenen Jahr. Dies war ein großes Projekt. Der Klassiker der deutschen Nachkriegsliteratur ist nun endlich in Einfacher Sprache im Buchhandel zu finden. Gefördert wurde das Projekt durch das Programm Neustart Kultur.
Kristin Enge
Texte in „Leichter Sprache“ richten sich an Menschen mit Behinderung, um ihnen im Sinne der Barrierefreiheit Themen zugänglich zu machen.
Texte in „Einfacher Sprache“ sind für Menschen geschrieben, denen das Lesen und Schreiben schwerfällt oder deren Muttersprache nicht Deutsch ist.
Schlagworte Literatur | Lesen | Bücher | Leichte Sprache | Einfache Sprache
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