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Sich nach Lust und Laune zu kleiden, ist für die meisten normal. Doch was tun Menschen mit einer Behinderung, denen Hosen oder Jacken von der Stange nicht passen, weil der Körper keine „Norm-Maße“ hat? Wenn Schnitte, Knöpfe oder Verschlüsse nicht Freude, sondern Verdruss bereiten?
Reha-Mode ist nichts für Christine Scharpf. Sie kleidet sich gerne schick. Doch immer wieder muss sie auf Funktionskleidung zurückgreifen, weil das, was es regulär zu kaufen gibt, „zwickt und zwackt und Druckstellen verursacht“, wie sie selbst sagt. Die 54-Jährige sitzt im Rollstuhl. Manches kauft sie im Geschäft. Doch bei Hosen wird der Einkaufsbummel meist zum Frust. Die Hosenbeine sind zu kurz, Taille und Rücken liegen frei, Taschen sitzen nicht da, wo sie hingehören, und Knöpfe oder Reißverschlüsse drücken. „Es ist schwer, etwas zu finden“, sagt das VdK-Mitglied.
Unbequem und schlecht sitzend oder einfallslose Reha-Mode – zwischen diesen Alternativen können Menschen mit einer Behinderung oft nur wählen. Mode wird in der Regel nicht für sie gemacht. Gleichberechtigte Teilhabe ist das nicht. Doch das Bewusstsein wächst. Inzwischen gibt es einige Mode-Label, die für Menschen mit Behinderungen attraktive Kleidung entwerfen.
Auch Anna Franken ärgert sich regelmäßig über Knöpfe und Reißverschlüsse. Sie zu öffnen fällt der jungen Frau im Rollstuhl schwer. Denn die Muskelkraft in ihren Armen und Beinen ist wegen einer neuro-muskulären Erkrankung stark beeinträchtigt. „Die Auswahl an inklusiver Mode ist begrenzt“, weiß sie. Sie hat Modedesign studiert und ihr eigenes Label gegründet: „Wundersee Fashion“. Sie entwirft bunte und verspielte Rollstuhlmode für Frauen. In ihren Modellen sollen sich die Trägerinnen schön fühlen. Gut angezogen zu sein und sich selbst ankleiden zu können, ist Anna Franken wichtig. Ihre Mäntel etwa sind so geschnitten, dass sie die Oberschenkel bedecken, aber hinten am Rücken keine Stoffwulst bilden. Öffnen und schließen lassen sich die Modelle leicht mit Magneten. „Meine Mode soll bequem, praktisch und modern sein“, sagt sie. Im nächsten Jahr will Anna Franken mit ihrem Shop online gehen.
Auch Yuria Knoll findet selten Mode von der Stange, die ihr passt. Die 25-jährige Schauspielerin ist im Rollstuhl unterwegs. Hosen sind vorn meist zu lang und hinten zu kurz, Jacken an den Schultern zu eng, aber dafür zu lang. „Gute Angebote kenne ich kaum“, sagt sie, „obwohl es den Markt dafür gibt.“ Ihr ist es wichtig, dass sie sich in ihrer Kleidung wohlfühlt: „Mode ist für mich ein Mittel, mich auszudrücken.“ Ihr Lieblingsstück wechselt ständig. Im Moment ist es ein dunkelgrüner Strickpullover.
Das Wiener Label „MOB – Mode ohne Barrieren“ hat sich auf Kleidung nicht nur für Menschen mit Behinderungen spezialisiert. Für Geschäftsführerin Josefine Thom soll Kleidung beides sein: funktional und modisch, und zwar unabhängig davon, ob die Trägerin oder der Träger sitzt oder steht. „Bei uns ist es umgekehrt“, erklärt sie. „Die Ansprüche von Rollstuhlnutzerinnen und -nutzern sind die Norm, die für Nicht-Rollstuhlnutzer adaptiert wird.“ Von Anfang an arbeiten die Modemacherinnen und Modemacher gemeinsam mit Menschen im Rollstuhl an den Designs und Details, damit Jacken oder Hosen gut sitzen. Es gibt Magnetverschlüsse, lange Hosenbeine, Gummibänder, flache Nähte und keine Gesäßtaschen. Auch der Blick auf die Materialien ist MOB wichtig. Die Stücke sollen sich gut an die Körperform anpassen und sich einfach an- und ausziehen lassen.
Kristin Enge
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