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Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt sollen Menschen mit Behinderung zu Astronautinnen und Astronauten ausgebildet werden. Das Bewerbungsverfahren startet jetzt, und am Ende einer Machbarkeitsstudie könnte eine Weltraummission stehen.
Die Vorfreude auf dieses neue Auswahlverfahren ist Dagmar Boos anzumerken. Die gebürtige Württembergerin, die bei der ESA das Zentrum für Personalkompetenz und -politik leitet, erläutert, wie die Europäische Weltraumorganisation neue Kandidatinnen und Kandidaten für künftige Missionen auswählt und gezielt Menschen mit Behinderung anspricht.
„Wir sind die Ersten, die diesen Schritt gehen“, sagt Dagmar Boos im Gespräch mit der VdK-Zeitung. „Und wir sind sehr zuversichtlich, Menschen zu finden, die wir zu Astronauten ausbilden können.“ Es müsse jemand sein, der bereit ist, als Pionierin oder Pionier seine Grenzen auszutesten. Idealerweise werde es am Ende dieses eigenen Auswahlverfahrens mindestens eine Person geben, die in nicht allzu ferner Zukunft ins Weltall fliegen könnte.
Die Suche nach einem Menschen mit körperlicher Behinderung ist Teil des selbst gesteckten Ziels, diverser zu werden. So möchte die ESA bei dieser ersten Ausschreibung seit 2008 auch mehr Frauen motivieren, sich zu bewerben. Und in der gesamten Organisation soll der Frauen- sowie der Anteil von Beschäftigten mit Behinderung deutlich erhöht werden, beispielsweise durch neue Arbeitsplätze für Menschen mit Sehbehinderung.
Bei der Suche nach künftigen Astronauten mit körperlicher Behinderung betritt die ESA Neuland und hat daher „mehr Fragen als Antworten“, wie Dagmar Boos erläutert. Im sehr aufwendigen Bewerbungsverfahren, das sich über mehr als ein Jahr hinzieht, und in der anschließenden Machbarkeitsstudie werden sich erst viele der Fragen klären, sagt sie.
Im Vorfeld hat sich die ESA auf drei Behinderungen festgelegt, mit denen man sich für das Astronautenprogramm bewerben kann: Kleinwüchsigkeit, Amputation unterhalb des Kniegelenks und unterschiedlich lange Beine. Ansonsten gelten alle Anforderungen wie für die andere Astronauten-Ausschreibung. So ist eine gewisse Sehstärke nötig, allerdings können sich auch Brillenträger bewerben.
Sehr gutes Hörvermögen dagegen ist eine Grundvoraussetzung: Denn Astronauten müssen trotz des Lärms in der Raketenkapsel Anweisungen aus der Kommandozentrale genau verstehen. Und auch funktionsfähige Hände und Arme sind zwingend notwendig, um sich beispielsweise selbst aus der Kapsel in die Weltraumstation ziehen zu können. „Ziel ist es, eine vollwertige Astronautin oder einen vollwertigen Astronauten zu finden, keinen Para-Astronauten“, wie Dagmar Boos betont.
Wer das Bewerbungsverfahren mit Anschreiben, Assessment Center, medizinischen Untersuchungen sowie psychologischen Tests erfolgreich bewältigt, kann es in die Astronauten-Reserve schaffen. Man ist dann noch nicht fest bei der ESA, nimmt aber regelmäßig an Schulungen teil. Im Auswahlverfahren bei den Menschen ohne Behinderung kann man auch gleich in das Astronautenteam aufgenommen werden, mit einjährigem Basistraining und mehrjährigem Missionstraining.
Bei der vergangenen Ausschreibung hat die ESA aus mehr als 8000 Bewerbungen fünf Männer und eine Frau fürs Astronautenteam ausgewählt. Dieses Mal soll das Team diverser werden. Wann es zum ersten Weltraumflug eines Menschen mit Behinderung kommt, steht noch in den Sternen. Ziel ist es, wie Dagmar Boos erläutert, dass jede Person, die zum Astronauten ausgebildet wird, bis zum Ruhestand zwei Missionen absolviert.
Sebastian Heise
Infos zur Bewerbung: www.esa.int/YourWayToSpace
Schlagworte Menschen mit Behinderung | Berufsleben | Beruf
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