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Marion Jäger übersetzt für Hörgeschädigte
Damit gehörlose und hörgeschädigte Menschen in bestimmten Situationen das gesprochene Wort besser verstehen und somit aktiver teilhaben, können sie die Dienste einer Schriftdolmetscherin oder eines Schriftdolmetschers in Anspruch nehmen. Oftmals übernehmen Landschaftsverbände und Krankenkassen die Kosten dafür.
VdK-Mitglied Marion Jäger aus Meschede im Hochsauerlandkreis (Nordrhein-Westfalen) ist Schriftdolmetscherin. Sie begleitet Gehörlose und Hörgeschädigte, die trotz technischer Möglichkeiten wie Hörgeräten und Induktionsschleifen Gesprochenes nur schwer oder gar nicht verstehen können, zu Terminen. „Meine Einsätze sind vielfältig“, sagt sie. „Sie reichen von Zweier-Gesprächen beim Arzt bis zu Betriebsversammlungen mit 1500 Beteiligten. Aber auch im Schulunterricht, bei Fort- und Weiterbildungen, im Berufsleben, in Selbsthilfegruppen, bei Vorträgen und Konferenzen werde ich eingesetzt. Überall dort, wo Menschen zusammentreffen und kommunizieren. Das kann auch auf privaten Feiern sein.“
Die gelernte Arzthelferin und frühere Chefarztsekretärin tippt alles, was gesagt wird, über eine externe Tastatur in einen Laptop, von dem der geschriebene Text dann auf eine große Leinwand projiziert oder auf Tablets übertragen wird. Auf diese Weise können Menschen mit Hörbeeinträchtigungen jedes Wort mitlesen. Und nicht nur das. Denn Marion Jäger lässt in der Regel nicht nur nichts weg, sondern fügt gegebenenfalls auch Abkürzungen für Applaus, Gelächter, Gemurmel oder Denkpausen hinzu, damit sich alle Anwesenden ein umfassendes Bild der jeweiligen Situationen machen können.
Mit einem Laptop allein ist es jedoch nicht getan. „Ich führe einen großen Pilotenkoffer mit mir“, sagt Marion Jäger. „So habe ich alles parat, angefangen vom Laptop, über Stativ, externe Tastatur, Tablets, Verlängerungskabel, verschiedene Steckerverbindungen und Adapter. Des Weiteren Equipment für eigenes externes WLAN, Tisch-Mikrofone, ein Umhängemikrofon, gegebenfalls auch Kopfhörer, Batterien und Powerbanks.“
Mit ihrer umfangreichen technischen Ausrüstung kann sie das Gesprochene auch in akustisch schwierigen Situationen verstehen und schriftdolmetschen. Die Meschederin ist nämlich selbst hörbeeinträchtigt und kam erst durch ihre eigene Erkrankung zu ihrer heutigen Tätigkeit. „Als ich Anfang 2015 durch einen Hörsturz einseitig ertaubte, lernte ich den Beruf in einer Selbsthilfegruppe für Hörgeschädigte kennen“, erzählt sie. „Und nachdem ich mein Cochlea-Implantat hatte, habe ich diesen Weg verfolgt und die einjährige Ausbildung zur Schriftdolmetscherin angefangen.“ Diese hat sie dann 2018 mit dem Zertifikat des Deutschen Schwerhörigenbunds (DSB) erfolgreich abgeschlossen. „Nun kann ich anderen helfen, die weitaus eingeschränkter sind als ich.“
Doch die Corona-Pandemie hat ihr Engagement erst einmal lahmgelegt. „Ab Anfang März wurden viele Veranstaltungen abgesagt. Mein letzter Einsatz – schon unter Corona-Bedingungen – war Mitte März“, beklagt sie. Die Vermittlungsstellen der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe haben bisher – trotz der inzwischen verfügten allgemeinen Lockerungen – keine Schriftdolmetscher-Anfragen mehr erhalten. „Corona wirkt noch immer nach. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass Kommunikation für hörgeschädigte Menschen nicht mehr stattfindet.“
Dabei ist der Bedarf eigentlich groß. Statistiken zufolge leben in Deutschland etwa 1,2 Millionen hochgradig und an Gehörlosigkeit grenzend schwerhörige Menschen. Darüber hinaus werden die Kosten für Schriftdolmetscher in vielen Fällen – zum Beispiel bei Ämtern, bei Gericht oder bei Arztbesuchen – auf vorherigen Antrag von den zuständigen Leistungsträgern übernommen.
Aber jede Flaute endet. Die Zahl der Veranstaltungen, bei denen Schriftdolmetscher gefragt sind, wird wieder zunehmen. Marion Jäger ist per E-Mail unter marion.jaeger@web.de zu erreichen. Eine Liste mit Kontaktdaten von Schriftdolmetscherinnen und Schriftdolmetschern in Deutschland gibt es beim DSB unter www.schwerhoerigen-netz.de
mib
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