29. Mai 2017
Themen

Operieren wie durch ein Schlüsselloch

Minimal-invasive Verfahren sind weit verbreitet – Vorteile für Patienten

Sogenannte Schlüssellochoperationen ersetzen immer häufiger große und belastende Operationen. Statt langer Schnitte genügen bei dieser Methode wenige kleine, so groß wie ein Schlüsselloch. Patienten werden so weniger belastet und sind schneller wieder fit.

Symbolfoto: Ein Chirurg blickt bei einer Operation durch ein OP-Mikroskop.
Immer mehr Operationen werden inzwischen nach der Schlüsselloch-Methode durchgeführt. | © Foto: imago/Westend61

Seit Ende der 1980er-Jahre wird die minimal-invasive Operationstechnik für die Entfernung der Gallenblase verwendet. Seitdem sind immer weitere medizinische Anwendungsfelder für minimal-invasive Chirurgie hinzugekommen. Die Technik eignet sich für klassische Routineeingriffe wie die Entfernung des Blinddarms, aber auch für kompliziertere Operationen beispielsweise am Magen-Darm-Trakt und an der Wirbelsäule. Auch Eingriffe am Herzen werden inzwischen minimal-invasiv vorgenommen – mit kleinen Schnitten und unter Verwendung eines sogenannten Endoskops. Dabei handelt es sich um eine bleistiftdicke, hohle Röhre mit eigener Beleuchtung und einer Miniatur-Videokamera.

Ob ein operativer Eingriff minimal-invasiv durchgeführt werden kann, entscheidet der Arzt. Nicht jeder kann mittels der Schlüsselloch-Methode operiert werden. Dazu zählen zum Beispiel Menschen mit starkem Übergewicht oder mit Verwachsungen von früheren Operationen. Auch bei vielen Tumor-Eingriffen ist eine normale Operation oft die bessere Wahl, da der Chirurg bei Blutungen oder anderen Komplikationen schneller und effektiver eingreifen kann. Generell sind der Zustand des Patienten und sein Krankheitsbild wichtig. Die Entscheidung für eine solche Operation sollte vorher sorgfältig mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Patienten profitieren

Für den Patienten ist die Schlüsselloch-Methode generell schonender. Sie erspart beispielsweise Bluttransfusionen. „Es treten zudem seltener Narbenbrüche auf, und die Wundheilung wird beschleunigt“, so Prof. Martin Strik, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Onkologische Chirurgie am Helios-Klinikum in Berlin-Buch. Dank der starken Vergrößerung durch das Videosystem komme es seltener zu Nerven- und Gefäßverletzungen als bei Eingriffen mit großen Schnitten. Insbesondere ältere Menschen würden generell von schnellerer Erholung und verkürzten Zeiten für stationäre Aufenthalte und Rehabilitation profitieren.

Das Operieren durch ein winziges Schlüsselloch klingt für den Patienten zwar einfach und unkompliziert, erfordert jedoch viel chirurgische Fertigkeit. Durch kleine Schnitte in der Haut schieben die Ärzte feine Stäbe in den Körper des Patienten, an deren Enden Instrumente wie Scheren, Klemmen, Licht und Kamera montiert sind. Der Operateur verfolgt auf einem Monitor, was passiert, während er die Instrumente lenkt.

„Je nach Organ braucht der Operateur 30 bis 100 Eingriffe, um mit den Instrumenten aus der Ferne sicher zu hantieren“, erklärt Prof. Strik. „Als Patient sollte man vor einer Operation darauf achten, dass die Klinik schwerpunktmäßig minimal-invasiv operiert – und sich ansonsten auf Empfehlungen anderer Patienten verlassen“, rät der Berliner Experte. 

Hintergrund

  • Die Menschen zu heilen, ohne Spuren zu hinterlassen, ist ein alter Ärzte-Traum. Im Jahr 1980 entfernte der Kieler Arzt Kurt Semm erstmals einen Blinddarm nach dieser Methode. In den folgenden Jahren entdeckte man neue geeignete Anwendungsgebiete für die Methode, die Schnitte wurden immer kleiner und die Geräte feiner.
  • Im Jahr 2004 gelang dann eine Sensation: Anthony Kalloo vom Johns Hopkins Hospital in Baltimore entnahm erstmals eine Gewebeprobe der Leber, indem er ganz auf die kleinen Einschnitte verzichtete. Er schob seine Gerätschaften über den Schlund in den Magen des Patienten, machte dort ein kleines Loch – und war bei der Leber.

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Ines Klut

Schlagworte Operation | minimal-invasiv | Vorteile | Patienten | Schlüsselloch-Technik

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