26. April 2017
Themen

Wie wir Stress von der Liste streichen

Zeitmanagerin Cordula Nussbaum rät zu einer losen Sammlung der Dinge, die im Kopf herumschwirren

Wie schaffen wir es, den Tag so zu strukturieren, dass möglichst viel freie Zeit bleibt und Stress gar nicht erst entsteht? Oder stresst uns gerade das Zuviel an Organisation? Cordula Nussbaum, Autorin des Buchs „Organisieren Sie noch oder leben Sie schon?“ und Expertin für Zeitmanagement, sagt, dass wir uns in erster Linie selbst den Druck nehmen müssen. Wie, ist Typsache.

Symbolgrafik: Eine große Uhr, davor die Silhouette einer Person, die nach vorne fällt
© mikegi/pixabay.de

Die Hektik beginnt oft schon nach dem Aufstehen. Bei Familien mit Kindern, bei Führungskräften oder rührigen Rentnern. Die Zeit ist knapp bemessen. Wer aus dem Takt kommt, rennt den ganzen Tag hinterher.

Alles eine Sache der Organisation, des richtigen Zeitmanagements? Geht das überhaupt, Zeit managen? „Nein“, sagt Cordula Nussbaum, Autorin, Rednerin und Motivationstrainerin. „Zeit vergeht, ob ich will oder nicht. Aber ich kann mich und meinen Umgang mit Aufgaben, Verpflichtungen und anderen Menschen so achtsam gestalten, dass ich gut und zufrieden leben kann.“ Stichwort: bewusstes Agieren.

Dies bedeute allerdings nicht unbedingt, Listen anzulegen und diese abzuarbeiten. „Listen erzeugen bei den meisten Menschen keine Entspannung, sondern zusätzlichen Stress“, erklärt die Expertin. Der Grund: in unserem heutigen schnellen, agilen, dynamischen Alltag kämen die Aufgaben schneller daher, als wir geplante Dinge abarbeiten können. „Und dann ärgern wir uns, dass wir abends von unserer Liste nichts geschafft haben.“ Aufschreiben, was erledigt werden soll, sei aber grundsätzlich sinnvoll. Denn: „Es macht den Kopf frei für Konzentration und Produktivität.“

Cordula Nussbaum empfiehlt, statt einer Liste eine „reisende To-Do-Sammlung“. Das bedeutet, alles zu sammeln, was einem durch den Kopf schießt – losgelöst vom Kalender, ohne Datum, ohne Stichtag. „Ich picke mir ein To-Do raus, erledige es. Alles, was ich heute nicht mache – weil beispielsweise andere wichtige Aufgaben daherkamen – reist dann mit mir in die nächsten Tage.“ Das erspare viel Frust.

Jeder tickt anders

Einen einzigen Schlüssel zum Erfolg, zum entschleunigten Alltag, gibt es aber nicht. „Eine gute Selbstorganisation ist die, die zum einen meiner bevorzugten Organisationsart entspricht, und zum anderen zu meinem Alltag passt“, erklärt Cordula Nussbaum. „Das bedeutet: Ticke ich wie ein ,Ottmar Ordentlich‘, liebe ich es, Zeitpläne zu erstellen – und mich daran zu halten. Ist mein Alltag sehr gut zu planen und zu strukturieren, werde ich damit Erfolg haben.“ Ist der Alltag jedoch sehr agil, blockiere man sich mit Listen und Neuplanungen permanent selbst. Ein „kreativer Chaot“, also ein sehr spontaner und flexibler Mensch, werde mit sehr großem Widerwillen Pläne machen – und diese eh gleich wieder umwerfen.

Apropos: Was wirft uns aus der Bahn? Dass wir uns zu viel aufhalsen und das Zuviel auch noch perfekt machen wollen? Cordula Nussbaum bestätigt das. Bei vielen Menschen sei es das Streben nach Perfektion, das enormen Stress verursacht. Und: „Je voller die Tage sind, desto schwerer fällt es häufig, mal was nicht gleich zu tun.“ Die Expertin rät, sich folgende Fragen zu stellen: Wo brennt nichts an, wenn ich es später mache? Wo ist ein gutes statt einem perfekten Ergebnis völlig ausreichend? Was muss zwar gemacht werden, aber nicht unbedingt von mir? An wen kann ich etwas abgeben? „Mit diesen Fragen kann ich schon ganz gut eine erste Schneise schlagen.“

Sind Stress und Zeitdruck grundsätzlich ungesund? „Nur, wenn wir dadurch negativen Druck empfinden“, sagt Cordula Nussbaum. „Denn eine Portion Stress und ein gewisses Action-Level bringt viele Menschen erst in die echte Leistungsfähigkeit und den Spaß am Tun.“ Sie legt gehetzten Menschen ans Herz, sich selbst zu beobachten. „Kann ich gut schlafen, abends gut abschalten? Habe ich Zeit für Freunde, schöne Aktivitäten, schöne Stunden mit der Familie?“ Falls ja, sei alles im grünen Bereich. Falls nein, rät sie dazu, tiefer ins Thema einzusteigen und mehr Ruhe in den Alltag zu bringen.

Einen Gratis-Selbstcheck mit Sofort-Tipps finden Sie auf Cordula Nussbaums Internetseite unter www.Kreative-Chaoten.com/selbstchecks. Ihr Buch „Organisieren Sie noch oder leben Sie schon“ ist im Handel für 19,95 Euro erhältlich.

Caroline Meyer

Schlagworte Stress | Zeitempfinden | Stessreduktion | Entschleunigung | Hilfe | Tipps | Organisation | Druck | Zeitmanagement

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