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VdK-Präsidentin Ulrike Mascher tut es, VdK-Mitglied Michael Teuber auch: Rad fahren. Das Fahrrad ist nicht nur ein umweltfreundliches und günstiges Verkehrsmittel, es erspart auch den Stau und die Parkplatzsuche. Darüber hinaus hält die körperliche Bewegung fit. 200 Jahre nach seiner Erfindung ist das Rad so beliebt wie nie zuvor.
Die Geschichte des Drahtesels beginnt mit der Erfindung der Draisine. Im August 1817 berichtete die „Karlsruher Zeitung“, dass der badische Forstmeister Karl Freiherr von Drais mit einer selbst erfundenen Laufmaschine von Mannheim nach Schwetzingen gefahren war. Das später nach ihm benannte Laufrad war das erste lenkbare, mit Muskelkraft betriebene Fortbewegungsmittel. Sonderlich komfortabel war es allerdings nicht: Der Fahrer saß auf einem Holzgestell mit Lederpolster und stieß sich mit den Füßen ab. Gleichzeitig musste er die Balance halten. Die Räder waren aus Holz. Luftreifen gab es noch nicht, und die Straßen waren meist holprig.
Erst 50 Jahre später feierte das Fahrrad seinen Durchbruch. Ein wichtiger Meilenstein dabei war die Erfindung von Tretkurbeln und Pedalen. Auf der Weltausstellung in Paris im Jahr 1867 präsentierte der Franzose Pierre Michaux ein gusseisernes „Vélocipède“, bei dem das Vorderrad mithilfe eines Pedals angetrieben werden konnte. Dieses neue Gefährt, kurz „Vélo“ genannt, wurde über Nacht der Renner und schon bald serienmäßig produziert. Die erste Fahrradfabrik in Paris stellte bis zu 200 Fahrräder pro Tag her. Fahrradrennen wurden sehr beliebt. Mit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 kam auch die Vélo-Produktion in beiden Ländern zum Erliegen.
In England wurde das Fahrrad weiterentwickelt. So tüftelten die Konstrukteure, wie man das Gefährt schneller machen könnte. Dank der Erfindung der Stahlspeichen war es möglich, das Vorderrad auf einen Durchmesser von bis zu zwei Metern zu vergrößern: Das Hochrad war geboren. Es hatte Hartgummi-Bereifung, war bis zu 40 Stundenkilometer schnell und verlangte seinen Fahrern beim Auf- und Absteigen akrobatisches Geschick ab. Das Vorderrad war so hoch, dass der Boden vom Sattel aus mit den Zehenspitzen nicht mehr berührt werden konnte. Stürze durch kleine Unebenheiten am Boden oder durch Bremsen waren recht häufig, und durch die große Fallhöhe zog sich der Fahrer oft schwere Verletzungen zu. In Deutschland startete die Produktion von Hochrädern erst ab 1880.
Wesentlich sicherer als das Hochrad war das Niederrad, der Vorläufer des heutigen Fahrrads. Mithilfe eines Zahnrads und einer Gliederkette wurde die Kraft von den Tretkurbeln auf das Hinterrad übertragen. Durch die Trennung von Antrieb und Lenkung ließ sich das Fahrzeug viel besser kontrollieren. Auch bei der Geschwindigkeit überholte das Niederrad das Hochrad: Mit verschieden großen Zahnrädern an Tretkurbel und Radachse konnte die Kraftübertragung verbessert werden. Hinzu kam eine weitere Entwicklung, die das Fahren komfortabler machte: 1887 erfand der schottische Tierarzt Dr. John Dunlop den luftgefüllten Reifen.
Weil ein Fahrrad wenig kostete, entwickelte es sich schnell zum beliebten Verkehrsmittel. Auch Arbeiter konnten sich ein solches Fahrzeug leisten. 1936 nutzten in den deutschen Großstädten bis zu 61 Prozent der Menschen das Rad, um zur Arbeit zu kommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Fahrrad zunächst vom Auto verdrängt, doch in den vergangenen Jahren erlebte es sein Comeback.
In Deutschland gibt es nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) 72 Millionen Fahrräder, davon schon drei Millionen Pedelecs. Die Elektrofahrräder werden immer beliebter. 50 Millionen Menschen in Deutschland fahren regelmäßig Rad, über 30 Millionen mehrmals pro Woche und elf Millionen sogar täglich.
Bis 25. Juni zeigt das Mannheimer Technoseum die Landesausstellung Baden-Württemberg mit dem Titel „2 Räder – 200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades“. Neben der Entwicklungsgeschichte wird auch die gesellschaftliche Bedeutung des Fahrrads für die Arbeiter- und Frauenbewegung thematisiert. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Mehr auf der Website des Technoseums: 2 Räder - 200 Jahre
Das Frauenmuseum Wiesbaden feiert den 200. Geburtstag des Fahrrads mit der Sonderausstellung „Cyclomania – Radelnde Frauen“. Die Schau läuft bis 29. Oktober und gibt kulturhistorische Einblicke in die Mobilität der Frauen und in die Anfänge des Damenradsports. Hier geht es zu den Infos zur Ausstellung: Cyclomania – Radelnde Frauen
Das Deutsche Museum in München zeigt ab dem 7. Juli im Verkehrszentrum die Sonderschau „Balanceakte“. Die Ausstellung beleuchtet die Fahrradkultur, die technische Entwicklung des Fahrrads sowie seine Rolle in der Mobilität heute und in der Zukunft. Mehr zur Ausstellung: Sonderschau Balanceakte
Das Verkehrsmuseum Dresden hat die Sonderausstellung „Ich.Fahr.Rad. Fahrradgeschichte(n)“ geplant. Sie wird am 30. September eröffnet und läuft bis 8. April 2018. Mehr zur Ausstellung hier: Ich.Fahr.Rad.
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Annette Liebmann
Schlagworte Fahrrad | Geschichte | Historie | Draisine | Karl Drais | Jubiläum | Ausstellung | Museum
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